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Tennis Verbandsarbeit über digitale Kanäle

Die Winterrunde im Tennis musste kurz nach Beginn wieder abgebrochen werden.

Von Marco Heide 21.12.2020, 04:00

Altmarkkreis l  Volksstimme-Mitarbeiter Marco Heide sprach mit dem TSA-Vizepräsidenten und Ressortleiter Sport, Maximilian Pefestorff, über die Lage im Tennisverband Sachsen-Anhalt. Das Tennis aufgrund seiner Spielweise bisher etwas besser durch die Corona-Krise gekommen als Mannschaftssportarten wie Fußball. Trotzdem musste der Tennisverband Sachsen-Anhalt (TSA) seinen Spielbetrieb in der Winterrunde einstellen. Der Verband arbeitet aber an alternativen Wettkampfmodi, die nach dem harten Lockdown Anwendung finden sollen.

Volksstimme: Herr Pefestorff, wie haben Sie die vergangenen Wochen und Monate im Tennisverband Sachsen-Anhalt erlebt?

Maximilian Pefestorff: Die Zeit war sehr intensiv und herausfordernd. Die Organisation des Trainings- und Wettkampfbetriebs war mit Blick auf die Pandemie sehr aufwendig. Neue Rahmenbedingungen mussten in bestehende Hygienekonzepte eingearbeitet werden, man hat viele Telefonate mit den Vereinen oder Kollegen aus den anderen Landesverbänden geführt und sich oft neuen Herausforderungen stellen müssen. Ich denke, dass der Tennisverband die derzeitige Lage aber auch als Chance für sich genutzt hat, um neue Prozesse und Wege der Kommunikation mit seinen Mitgliedsvereinen einzuleiten.

Wie sehen diese konkret aus?

Aufgrund der Corona-Pandemie konnten viele Veranstaltungen nicht in Präsenz stattfinden. Damit die ehrenamtliche Verbandsarbeit ohne Hindernisse fortgesetzt werden konnte, haben wir die Gremienarbeit umgehend digitalisiert und damit auch gute Erfahrungen gemacht. Diesen positiven Schub haben wir auch für die Kommunikation mit den Vereinen mitgenommen. Nicht nur, dass wir unseren Landesverbandstag in digitaler Form am 10. Oktober nachgeholt haben. So finden seit Oktober in regelmäßigen Abständen Online-Seminare, Workshops oder Vereinsdialoge zu tennisspezifischen Themen statt. Die Tennisspieler nehmen das Angebot sehr gut an. Die virtuellen Veranstaltungen haben einen wachsenden Charakter und das Feedback der Teilnehmenden ist stets positiv. Ich denke, dass diese Art der Vernetzung eine Win-Win-Situation ist. Sowohl für den Verband als auch für die Vereine.

Das Präsidium hat für den Spielbetrieb ab der Freiluftsaison 2021 Änderungen in der Jugend- und Wettspielordnung beschlossen. Wie sehen die Maßnahmen aus und auf welche neuen Regelungen müssen sich die Vereine einstellen?

Um den Spielbetrieb weiter zu professionalisieren, haben wir unter anderem die Spiellizenz eingeführt, die in vielen Landesverbänden des DTB schon erfolgreich umgesetzt wird. Mit diesem Schritt haben wir uns an bundeseinheitliche Standards angeschlossen. Ein Vorteil der Spiellizenz ist, dass die Spieler nun klarer zu ihrem jeweiligen Hauptverein zugeordnet werden können. Mit der Möglichkeit, in einer zweiten Altersklasse in einem anderen Verein zu spielen, gab es mitunter Hürden in der richtigen Zuordnung des Hauptvereins. Das haben wir nun gelöst. Darüber hinaus haben wir die Beantragung des Doppelspielrechts digitalisiert. Ich denke, dass das ein echter Mehrwert ist. In der Formularform war die Beantragung oft sehr zeitaufwendig für die Vereine. Im Nachwuchs wird die Altersklasse U14 durch die Altersklasse U15 bei Punktspielen ersetzt.

Im Verband betreuen Sie das Projekt TSA-Vereinsbenchmarking. Welche Hoffnungen verbinden Sie damit?

Die Vereine erhalten mit den Modulen des Vereinsbenchmarkings sowohl eine kurze als auch tiefgreifende Vereinsanalyse. Ich kann die Clubvorstände nur ermutigen, daran proaktiv teilzunehmen. Es lohnt sich. Nicht nur, dass die Ergebnisse aus den Modulen intensiv ausgewertet werden, auch die darauf aufbauende Vereinsberatung im Workshop-Charakter ermöglicht dem Vorstand seine Arbeit zu reflektieren und zu diskutieren. Beim Bayerischen Tennisverband und Tennisverband Niedersachsen-Bremen habe ich positive Beispiele im Rahmen einer Hospitation kennengelernt, wie man eine zielorientierte Diskussion über die Zukunft seines Vereins führen kann.

Sie haben ein Praktikum im Leistungssport beim Deutschen Tennisbund absolviert. Wie hilfreich war diese Zeit für Ihre jetzigen Tätigkeiten im Verband?

Ich möchte vorab sagen, dass ich eine sehr schöne Zeit in Hamburg hatte. Während des Praktikums habe ich auch viele Kontakte geknüpft und konnte mein Netzwerk erweitern. Das erleichtert die Arbeit im Ehrenamt ungemein. Nicht nur, dass man die handelnden Personen persönlich kennt, man kann sich auch direkt und unkompliziert austauschen.

Der Tennisverband Sachsen-Anhalt war der einzige Landesverband, der die Winterrunde zunächst durchgeführt hat. Wie kam es zu dieser Entscheidung?

Im Gegensatz zu allen anderen Landesverbänden, in denen gegenwärtig sogar der Trainingsbetrieb in der Halle untersagt ist, konnte der TSA entsprechend der aktuellen Verordnung sowie der Freigabe durch das Ministerium für Inneres und Sport seine Punktspiele ohne die Durchführung des Doppels planen. Wir haben in dieser Zeit verschiedene Anfragen von Spielern und Spielerinnen bekommen, die sich eine zeitnahe Fortsetzung des Spielbetriebs ohne Doppel gewünscht haben. Die Sportkommission und das Präsidium des Tennisverbandes haben sich mit diesem Auftrag beschäftigt und in enger Absprache mit den Betreibern der Halle einen Spielbetrieb unter eingeschränkten Rahmenbedingungen ermöglicht. An dieser Stelle möchte ich den verantwortlichen Hallenbetreibern für die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit in dieser Zeit danken. Die Geschäftsstelle um unsere Geschäftsführerin Bettina Krause hat dabei auch eine sehr gute und effiziente Arbeit geleistet.

War es im Nachhinein eine falsche Entscheidung?

Ich habe mich in der Zeit der Vorbereitung auch oft mit meinen Sportwarte-Kollegen aus Bayern, Sachsen oder Schleswig-Holstein über die aktuelle Situation ausgetauscht. Ich kann versichern, dass jeder Landesverband bemüht ist, einen Spielbetrieb für seine Spieler und Spielerinnen zu organisieren. Das haben wir für den TSA auch versucht. Doch mit der kurzfristigen angekündigten Aussetzung der LK- und DTB-Wertung (Anm. bis 10.01.2021), die erst nach unserer Ankündigung veröffentlicht wurde) hat der Spielbetrieb ein wesentliches Element verloren, das die Spieler und Spielerinnen zur aktiven Teilnahme motiviert. Im Hinblick auf das steigende Infektionsgeschehen und den beschlossenen härteren Maßnahmen durch die Politik besteht zudem ein Risiko weiterer Hallenschließungen in Sachsen-Anhalt. Der Ausfall weiterer Zeiten hätte dazu geführt, dass wir nicht genügend Kapazitäten gehabt hätten, um die Begegnungen bis zum Beginn der Freiluftsaison zu beenden. Schon aktuell standen mit dem Freizeit- und Eventcenter Salzwedel und zwei weiteren Hallen schon drei Partner nicht mehr zur Verfügung. Die Absage war unter Berücksichtigung dieser Aspekte leider unumgänglich.

Die Vereine kritisierten nach Fortsetzung des Spielbetriebs eine fehlende Rückzugsfrist analog zum Sommer. Wie sind Sie mit der Kritik umgegangen?

Ich möchte den Vereinen an dieser Stelle danken, die mich oder andere Präsidiumsmitglieder persönlich kontaktiert haben oder den Kontakt über die Geschäftsstelle gesucht haben. Durch das Feedback konnte das Präsidium getroffene Entscheidung nochmal neu bewerten. Eine Rückzugsfrist mit verringertem Ordnungsgeld wurde gewährt. Mit dem Beschluss der kompletten Absage haben wir im Präsidium einstimmig beschlossen, dass wir die Mannschaftsmeldegebühren komplett zurückzahlen und kein Ordnungsgeld verhängen. Ich denke, dass wir damit im Sinne der Vereine gehandelt haben.

Die Hallen-Landesmeisterschaften der Jugend wurden abgesagt. Mit den Hallen-Landesmeisterschaften der Aktiven und Senioren in Halberstadt würde einer der nächsten Höhepunkte in Halberstadt stattfinden. Gibt es hierzu schon einen neuen Stand, ob dieses Turnier stattfinden soll?

Mit Jörg Behrenroth (Anm. Vizepräsident Seniorensport) bin ich so verblieben, dass wir im neuen Jahr nach Rücksprache mit dem Präsidium entscheiden. Das Turnier ist für Mitte Februar angesetzt, sodass noch etwas Zeit für die Entscheidung verbleibt. Ich würde mir eine Durchführung wünschen. Diese ist aber nur mit akzeptablen Rahmenbedingungen für das FSZ Halberstadt, den TSA und die Spieler und Spielerinnen möglich. Darüber hinaus habe ich mich mit der Sportkommission verständigt, dass wir alternative Wettkampfangebote diskutieren wollen. Diese hängen jedoch von der Entwicklung des Infektionsgeschehens und den tatsächlichen bestehenden Möglichkeiten ab.

Mit welchen Wünschen gehen Sie in das neue Jahr 2021?

Ich wünsche mir für 2021, dass wir zeitnah den Weg zurück in die Normalität finden. Die Corona-Pandemie ist nicht nur eine Prüfung für den Verband, sondern auch für unsere Gesellschaft. Wenn wir in der kommenden Zeit weiterhin solidarisch mit unseren Mitmenschen bleiben, meistern wir die Krise. Schließlich ist die kleinste Hoffnung besser als die schlimmste Befürchtung. Für den Tennissport wünsche ich mir, dass wir ihn bald wieder ohne große Einschränkungen ausüben können. Zwar konnte der Sport nach kurzer Pause rasch ausgeübt werden, doch das gesellschaftliche Miteinander in den Vereinen hat in diesem Jahr schon sehr gefehlt. Aus Sicht des Verbands würde ich mir wünschen, dass unsere Mitglieder unseren neuen Angeboten weiterhin so aufgeschlossen gegenüberstehen. Unserer Tennisfamilie in Sachsen-Anhalt wünsche ich eine schöne Weihnachtszeit und einen guten Rutsch in das neue Jahr.