Ehemalige Bollenkönigin "Sandy" bringt mit ihrer letzten Amtshandlung die Läufer auf die Strecken 19. Calbenser Bollenlauf: Viel Charme auf drei Runden durch die "Grüne Lunge"
Das passende Werkzeug und Material brachte Jörg Albrecht mit. Der Leichtathlet der TSG Calbe markierte den Zielbereich des 19. Bollenlaufs mit Schaufel und Kreide - ganz altmodisch. Es passte aber zum besonderen Charme, den der Wertungslauf im Solvaycup versprüht. "So etwas gibt es nur bei uns", betonte Gabriele Kessler, eine der Organisatoren. "Ohne Ziellinie ist es kein echter Lauf." Die knapp 85 Teilnehmer wussten es mit Sicherheit zu schätzen.
Calbe l Es ist alles etwas anders beim Bollenlauf. Aber das macht das besondere Flair dieser Veranstaltung aus. Es kommt nämlich nicht sehr oft vor, dass man sich ohne Nachmeldegebühr noch bis kurz vor Wettkampfstart anmelden darf. "Wir machen das schon immer so", betonte Kessler. Zwar liegen darin auch die Gefahren, nicht zu wissen, auf wieviele Starter man sich einlässt, doch seit die Veranstaltung Teil einer Laufserie wie dem Solvaycup ist, "haben wir regelmäßig hohe Starterzahlen."
Heidi Schwenke hatte mal wieder gut lachen. Die Läuferin des BSV Eickendorf gehört ja ohnehin zu den fröhlicheren Menschen, doch mit ihrem Sieg über die fünf Kilometer (23:52 Mintuen) beute sie auch in der Gesamtwertung ihren Vorsprung aus.
Auch die Strecke ist einmalig im Solvaycup, auf keinem anderen Kurs muss man drei Runden absolvieren. "Das ist natürlich etwas anderes als normalen Strecken durch den Wald", erklärte Andreas Broska von der TSG, der in der M 20 über zwölf Kilometer den dritten Platz erreicht hat. "Langweilig wird es nicht, auch wenn sich die Umgebung natürlich immer gleicht. Man kann seine Konkurrenten vor sich sehen und taktieren, wie viel Tempo man noch zulegen muss." Natürlich kann man in Führung liegend auch seine Gegner, die im Rücken aufschließen oder abreißen lassen müssen, beobachten.
Broska musste nun mit ansehen, wie Toni Keller von der WSG Saaletal Wettin seinen Vorsprung kontinuierlich ausbaute und mit einer 43:38 neben dem ersten Platz in der Altersklasse auch die Gesamtwertung für sich entschied. Auch Torsten Wolf vom BSV Eickendorf musste Broska ziehen lassen. Der Calbenser ist nach seiner Operation noch nicht wieder komplett fit. "Ich musste mich ziemlich quälen, bin aber froh, dass ich durchgehalten habe, obwohl ich zwischendurch einmal kurz gehen musste." Das kostete ihn mindestens zwei wertvolle Sekunden, so dass er ganz knapp nicht unter einer Stunde blieb (1:00:01). "Das ist aber nicht schlimm", betonte der 20-Jährige, wenngleich er im Ziel noch einen Sprint hingelegt hatte. "Der Lauf war sehr anstrengend für mich. Aber mit meinem Fünf-Minuten-Schnitt pro Kilometer bin ich zufrieden."
Die "Zeitenhatz" hat bei Broska derzeit ohnehin keine Priorität. "Ich muss erstmal wieder reinkommen." Schließlich will er im Oktober halbwegs fit sein, den Halbmarathon in Magdeburg möchte er auf keinen Fall ausfallen lassen.
Zeit zum Genießen der Landschaft nimmt sich der Magdeburger Jörg Friese schon lange. Auf den Abschnitten durch den Park und an der Saale entlang, der "Grünen Lunge" von Calbe, konnte der VLG-Athlet abschalten, die Natur genießen und sich auf seinen Rhythmus konzentrieren. Da er nach jeder Runde seine Zwischenzeit berechnen kann, "gelingen mir in Calbe gute Zeiten", berichtete er. Mit einer 44:24 sicherte er sich den ersten Platz über die zwölf Kilometer in der M 45.
Ganz vorn landete auch Renate Liedtke von der Gaensefurther Sportbewegung, wenngleich ihr der erste Platz in der W 60 nicht wichtig war. "Es herrscht eine familiäre Atmosphäre, die Strecke ist wunderschön, ich genieße die Natur", weiß Liedtke den besonderen Charme zu schätzen. Nun möchte sie ihren Faible für besondere Strecken in Hamburg, dem Wohnort ihrer Tochter, fortsetzen und sich einen Wunsch erfüllen. Beim Köhlbrandbrückenlauf wird sie das "erhabene Gefühl" genießen, auf Wegen unterwegs zu sein, auf denen sonst nur der Verkehr fließen darf, weshalb diese Veranstaltung einen eigenen Charme versprüht.
