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Boxen Argishti Terteryan darf sich mit nur 16 Jahren Internationaler Deutscher Meister nennen "Das Kämpfen liegt mir im Blut"

Von Nadja Reichert 22.11.2014, 02:12

Jeder Fan des Boxsports hat diese Szene schon so oft gesehen. Wladimir Klitschko, Floyd Mayweather oder Shannon Briggs gewinnen den Weltmeistertitel. Stolz halten sie ihren Pokal in die Höhe, von tausenden Fans umjubelt. Im Interview danach berichten diese Boxer, dass sie ihren Sieg noch gar nicht realisieren können. Und genau so fühlte sich Argishti Terteryan vom PSV Schönebeck, als er bei den Internationalen Deutschen Jugendmeisterschaften in Köln den Titel gewann.

Schönebeck l Mit 16 Jahren kann sich der Schönebecker nun Deutscher Meister nennen. Der Weg zu diesem Titel war alles andere als leicht. Es ging allein schon damit los, dass dem in Armenien geborenen Sportler eine Woche vor dem Wettkampf der Pass gestohlen wurde. "Aber ohne ihn hätte ich nicht antreten können", erklärt Argishti und erinnert sich nur ungern an den Moment, als er den Verlust bemerkte.

Glücklicherweise half die Botschaft in Berlin weiter. "Und das wirklich unglaublich schnell. Sie haben mir ein Schriftstück ausgestellt, mit dem ich zum Wettkampf zugelassen wurde. Das war wirklich großartig." Damit waren die nichtsportlichen Hindernisse überwunden. "Die Teilnahme an diesem Turnier hat mir sehr viel bedeutet und ich hatte mich so lange auf die Meisterschaft vorbereitet."

Nun galt es, Gegner aus ganz Deutschland zu überwinden. Vor dem Wettkampf war die Aufregung riesengroß, aber im Ring konzentrierte sich der 16-Jährige und konnte seine Kontrahenten mit Schnelligkeit und technischer Stärke mit jeweils 3:0 besiegen. Selbst im Finale, "in dem ich wirklich Angst hatte zu verlieren", behielt der Schönebecker die Nerven und konnte sich gegen den körperlich größeren Andreas Jäger aus Bayern ebenfalls mit 3:0 durchsetzen. Dabei halfen ihm seine Schnelligkeit und seine große Stärke: den Gegner kommen lassen und dann aus der Deckung harte Konter schlagen.

Der Moment, den großen Pokal und die Medaille in Empfang zu nehmen, "habe ich gar nicht richtig wargenommen. Ich musste erst mal verarbeiten, dass ich es tatsächlich geschafft hatte", sagt Argishti strahlend. "Ich war körperlich ziemlich fertig, aber nicht wegen der Kämpfe, sondern weil die ganze Anspannung von mir abfiel." Mit dem Titel im Gepäck trat der junge Boxer die Heimreise an.

Grundlagen werden in Schönebeck vermittelt

Aber jeder Meister fangt klein an. Für Argishti begann das Training für diesen Moment in Köln mit acht Jahren - und beim PSV Schönebeck.

Nachdem seine Familie in die Elbestadt gezogen war, suchte der Vater nach einem Boxverein für seine zwei Söhne, Argishti und seinen älteren Bruder Cerun. Dass die beiden diesen Sport betreiben sollten, kommt nicht von ungefähr. Der Vater selbst boxte einst aktiv. "Den Armeniern liegt das Kämpfen im Blut. Bei uns wird Kampfsport allgemein sehr hoch geschätzt", erklärt Argishti.

Beide Jungen kamen in die Obhut von Trainer Frank Käsebier. Schnell fiel dem Coach auf, "dass Argishti sehr ehrgeizig war. Er hatte ein klares Ziel vor Augen." Das hieß mit acht Jahren natürlich noch nicht Deutscher Meister, "aber ich wollte Profiboxer werden". Als Vorbild half ihm und hilft ihm bis heute der US-amerikanische Boxer Floyd Mayweather. "Er ist technisch wirklich hervorragend und sehr schnell. Sein Stil gefällt mir."

Inzwischen besucht Argishti die Sportschule in Halle, trainiert im Landesleistungszentrum und steht unter der Betreuung von Siegfried Vogelreuter. Sein Ziel ist nach wie vor klar. "Aber ich werde erst einmal weiterhin als Amateurboxer bei Wettkämpfen teilnehmen und mich über diesen Weg in die Profiligen hocharbeiten."