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Fußball Unioner mit blau-weißer Vergangenheit

Am Sonnabend tritt Schönebeck in der Landesliga in Bismark an. Bestätigt Philipp Glage die gute Form? Der Neue spielte früher beim FCM.

Von Enrico Joo 09.03.2017, 23:01

Schönebeck l Fußball-Spieler mit einem gewissen Status erkennt man am Profil. Und wer mit Foto, Geburtsort und Größe bei transfermarkt.de gelistet ist, der kann von sich behaupten: Ja, ich bin nicht der schlechteste Fußballer.

Auch Philipp Glage ist auf dem Internet-Portal aufgeführt. 28 Jahre ist er alt, 1,77 Meter groß, in Sangerhausen geboren. Und seit dem Winter spielt er bei Union Schönebeck in der Landesliga. Glage ist der prominenteste Winterneuzugang und schlug sofort ein. In den ersten beiden Pflichtspielen traf er jeweils einmal und hatte so großen Anteil an den zwei Siegen. „Er hilft uns ungemein, bringt den Körper rein, weiß, wann er Tempo gehen muss und wann nicht“, lobt Trainer Mario Katte. „Er ist sehr, sehr wichtig, leitet und lenkt die jungen Spieler und übernimmt Verantwortung. Er ist nicht nur ein Knipser.“

Und vor allem ist Glage kein typischer Landesliga-Kicker. Bis zum Sommer 2016 spielte er für den Burger BC in der Verbandsliga. Von 2011 bis 2015 beim MSV 90 Preussen in Magdeburg. Dort war er einst auch Torschützenkönig in der Verbandsliga. Nach ein paar Querelen im Sommer in Burg hatte Union schon früh die Fühler ausgestreckt nach ihm. „Schon im Frühjahr gab es Kontakte, mich im Sommer zu gewinnen“, erzählt Glage. Weil Union gerade aber mitten im Fusionsprojekt steckte und da vor allem erst einmal auf Spieler vom Schönebecker SC und SV setzte und Glage die unfreiwillige Auszeit auch ganz gelegen kam, einigten sich die beiden da noch nicht auf einen Transfer. Der 28-Jährige steckte den Kopf in sein Masterstudium, das der Bürokaufmann neben seiner Arbeit absolviert.

Aber – und das gefällt Glage sehr – Union hielt immer den Kontakt. „Manche Vereine melden sich dann Monate nicht mehr, aber der Kontakt nach Schönebeck ist nie abgerissen.“ Regelmäßig gab es Treffen und Telefonate mit Abteilungsleiter Werner Malchau und dessen Stellvertreter Dorian Reichelt. Mit ihm war er auch mal essen, da wurde sich ausgetauscht, auch bei zwei bis drei Spielen war Glage als Zuschauer dabei. „Union hat sich permanent bemüht. Ich hatte von Anfang an ein gutes Gefühl.“

Die Verstärkung mit Glage hatte aber natürlich auch System. Wenn es eine Schwachstelle gab bei Union, dann war es der Sturm. Der Tabellenzweite hat zum Beispiel mit den 32 Treffern zehn weniger als Spitzenreiter Calbe und 18 weniger als der Dritte Halberstadt II markiert. Mit Glage ist Grün-Rot torgefährlicher. Schon jetzt. Obwohl Glage noch nicht bei 100 Prozent ist. „Ich fühl mich schon relativ gut“, erzählt Glage. „Aber hinten raus wird bei den letzten 20 Minuten noch die Luft eng. Da brauch ich vielleicht noch vier bis fünf Wochen.“

Untätig war der Stümer in seiner Pause aber nicht. Er ging viel Laufen, spielte Badminton, fuhr Fahrrad. Nur Fußball hat er nicht gespielt. „Nach über 15 Jahren tat das aber auch mal ganz gut.“ Alles sacken lassen, die Erinnerungen schärfen. Zum Beispiel an den 4. März 2010. Was da war? Glage weiß sofort Bescheid. „Da wurde ich eingewechselt beim FCM.“ Blau-Weiß spielte damals Regionalliga. Glage, schon in der Jugend beim 1. FC Magdeburg, schnürte seine Töppen auch noch mal von 2009 bis 2011 für die Magdeburger, vorrangig für die Zweite in der Oberliga. Doch auch bei der Ersten trainierte Glage ein halbes Jahr mit.

Und als sich die Personallage beim FCM zuspitzte und die Mannschaft im Frühjahr 2010 im prestigeträchtigen Derby gegen den Halleschen FC mit 0:1 hinten lag, kam in der 86. Minute Glages Moment. Der Stürmer durfte rein, sollte für Belebung sorgen vor der Kulisse von 11 234 Zuschauern. Es gelang ihm kein Tor, nicht mal eine Chance, der FCM verlor trotzdem 0:1. Aber: „Das war ein Highlight. Das ist ein Tag, den ich nie vergesse“, sagt Glage. Genauso wie den Tag, als er in der A-Jugend mit dem FCM im Heinrich-Germer-Stadion vor 3 500 Zuschauern den Aufstieg in die Junioren-Bundesliga klar machte. Beim 3:0 schoss Glage zwei Tore. Das ist für ihn sogar das noch größere sportliche Highlight.

Ja, Glage hat viel gesehen, viel erlebt. Mit seiner Routine soll er helfen, dass sich Union Schönebeck in der Landesliga oben weiter festsetzt. Glage traut sich selbst da eine gewichtige Rolle zu. „Ich habe genug Erfahrung, nehme im Training auch mal Spieler zur Seite.“ Aber: „Die Jungs sind alle willig. Die Mannschaft ist wirklich intakt.“ Und hat noch viel vor. Wohin kann es gehen? Glage ist auch verbal typisch Fußballer und würde nie einfach so große Töne spucken, weil das einfach unnötig wäre. „Wir schauen von Spiel zu Spiel. Im April können wir dann neue Ziele festlegen.“