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Fußball Und plötzlich Tabellenführer...

Der TSV Kleinmühlingen/Zens aus der Landesklasse steht nach einem 3:0-Sieg gegen Genthin auf dem ersten Tabellenplatz.

Von Enrico Joo 24.09.2017, 23:01

Kleinmühlingen l Andreas Kirchhoff konnte nur noch mit den Achseln zucken und lachen. So ganz genau wusste der Stürmer der Landesklasse-Kicker vom TSV Grün-Weiß Kleinmühlingen/Zens auch nicht, wie er das eigentlich gemacht hatte. Wieder hatte sich der 31-Jährige in der 82. Minute auf der rechten Seite durchgetankt.

Wo er den Ball eigentlich hinspielen wollte? Das weiß wohl nur er selbst. Jedenfalls passte er scharf in die Mitte vor das Tor, wo weit und breit kein TSV-Kicker war. Tim Oliver Preuß im Tor von Borussia Genthin und Abwehrspieler Christian Barske sahen sich aber wohl trotzdem von Kleinmühlingern umzingelt. Einer Flipperkugel gleich sprang das Spielgerät zwischen den beiden hin und her, keiner konnte klären. Am Ende lag der Ball im Tor. Nach einem Eigentor von Barske (82.). Das war der entscheidende dritte Treffer beim 3:0 (1:0)-Heimsieg der Kleinmühlinger am Sonnabend gegen Genthin.

Der TSV grüßt damit nach fünf Spieltagen - die Mannschaft ist noch immer ungeschlagen - nun sogar von der Tabellenspitze. Und gerade den Spitzenmannschaften sagt man ja nach, sie hätten das Glück im Spiel gepachtet. So wie Kleinmühlingen beim 3:0. „Das war typisch“, befand auch Trainer Mario Sens nach dem Spiel. Die fußballtypische Phrase vom erarbeiteten Glück trifft auch auf den TSV zu. Denn das 3:0 liest sich sehr souverän. War es aber gar nicht. Erst am Ende.

„In der ersten Halbzeit hatte Genthin mehr vom Spiel. Bei uns war die Körpersprache nicht da, es gab viele Fehlpässe“, kritisierte Sens. Seine Mannschaft überstand die Phase aber mit viel Herz und spielerischer Metamorphose. „Wir lassen wenig Chancen zu. Das ist unsere Stärke derzeit“, so Sens. „Und dann erkämpfst du dir auch Konter.“ Steffen Brandt markierte schnell den Führungstreffer für die Gastgeber (11.) und ab der zweiten Halbzeit erarbeitete sich die Sens-Elf auch das Prädikat „verdient“ für diesen Vorsprung. So hatte Kirchhoff schon in der 60. Minute die große Chance, zu erhöhen, nachdem dem Genthiner Karsten Riehn als letzter Mann ein fast folgenschwerer Ballverlust unterlaufen war. Kirchhoff scheiterte aber allein vorm Tor am Keeper.

In der 70. Minute fiel dann aber doch noch das zweite Tor. Nach einem klugen Pass von Martin Kunze in die Schnittstelle der Abwehr konnte Brandt seinen zweiten Treffer des Tages erzielen. Und weil eben die Genthiner sich in der 82. Minute den Ball selbst ins Netz bugsierten, war das Strahlen bei den Kleinmühlingern nach dem Spiel freilich groß. „Bitte schreiben, dass Andi Kirchhoff der beste Mann war“, rief der TSV-Stürmer noch freudestrahlend eine nicht ganz ernst gemeinte Selbsteinschätzung über den Platz. „Das macht einfach Spaß. Wir müssen die Euphorie mitnehmen“, sagte Sens.

Natürlich ist auch der Einsatz vieler Spieler in so einer Hochphase beispielhaft. So kämpfte sich zum Beispiel Marcel Klöhn trotz Blasen durch das Spiel. Tobias Volk stand mittags schon bei der Reserve-Mannschaft in der 1. Kreisklasse, Staffel II, 90 Minuten lang auf dem Platz. Beim Spiel in der Landesklasse ging die Doppelbelastung nicht lange gut. „Er hat dann Krämpfe bekommen“, erzählte Sens. Schon in der 29. Minute musste er raus. Robert Kascher kam rein, der eigentlich erkältet war.

Aber alle ziehen an einem Strang. Das zeigt beispielhaft die Toreverteilung. Acht verschiedene Spieler haben bis zum fünften Spieltag schon für den TSV eingenetzt. Den alles überragenden Knipser, den gibt es nicht mehr. Jeder traut sich aber mehr zu. Im Kollektiv hat sich Kleinmühlingen bis an den Platz an der Sonne geschossen. Wird das Saisonziel jetzt nach oben korrigiert? „Wir müssen auf dem Teppich bleiben. Das waren drei Punkte für den Klassenerhalt“, betrieb Sens nach dem Spiel Understatement. „Aber natürlich ist es so, dass man mich manchmal kneifen muss. Das hat keiner erwartet. Die schweren Spiele kommen allerdings noch.“ Höhenflüge sind noch immer verboten.

Ein Jubelfoto in den sozialen Netzwerken mit eingehängter Tabelle gab es trotzdem. Man darf ja wohl noch die Momentaufnahme genießen?

Kleinmühlingen: Seb. Brandt - St. Brandt, Bösel, Keller (74. L. Süßmilch), Marx, Kirchhoff, Klöhn (82. N. Süßmilch), Volk (29. Kaschner), Kunze, Ehme, Durrhack

Tore: 1:0, 2:0 Steffen Brandt (11., 70.), 3:0 Christian Barske (82., ET)

SR: Patrick Welsch (Elbe Aken); ZS: 55