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Fußball Durchstarter auf fremden Gefilden

Barby spielt auch nach dem Aufstieg in die Kreisliga in der neuen Liga eine gute Rolle. Am Wochenende holte Blau-Weiß ein 1:1 in Welsleben.

Von Enrico Joo 09.10.2017, 23:01

Welsleben/Barby l Dirk Brandt musste am Montagabend noch zum Arbeitseinsatz nach Gnadau. Ein paar Maulwürfe hatten dem Mietplatz der Kreisliga-Kicker von Blau-Weiß Barby mächtig zugesetzt. Weil sich Brandt freilich nicht zu fein ist für die Platzpflege, rückte der Trainer selbst aus. Und sorgte dafür, dass der Rasen in einwandfreiem Zustand bleibt.

Nicht nur im Interesse des Vereins, sondern auch der Ortschaft Gnadau. Seit 2013 nämlich, als das Elbe-Hochwasser den Heimatplatz in Barby davongeschwemmt hatte, spielen die Barbyer in Gnadau. Fast neun Kilometer vom angestammten Platz entfernt. „Das ist finanziell gesehen ein ganz schöner Aufwand“, sagt Brandt. „Aber wir sind natürlich sehr froh, dass wir diese Ausweichmöglichkeit haben.“ So können die zwei Plätze in Barby in aller Ruhe restauriert werden. Auch eine neue Sporthalle sowie neue Umkleiden werden errichtet. Ende 2018 könnte Blau-Weiß Barby dann wieder nach Barby umziehen. Bis dahin ist der Verein aber auch in der Fremde so gut aufgestellt wie seit vielen Jahren nicht mehr.

Im Sommer waren die Barbyer aus der 1. Kreisklasse in die Kreisliga aufgestiegen. Und auch nach dem Aufstieg funktioniert es nach ersten Anlaufschwierigkeiten blendend. Drei Spiele in Folge ist Blau-Weiß derzeit ungeschlagen. Nach zwei Siegen holte Barby am Sonnabend auswärts beim Topteam MTV Welsleben ein 1:1 (1:0). Und das auch nur, weil Norman Möbes eine der ganz wenigen Gelegenheiten in der vierten Minute der Nachspielzeit nutzte und per Kopfball den glücklichen Ausgleich für den Gastgeber erzielte. Trainer-Sohn Florian Brandt hatte mit einem Schuss aus 30 Metern in den Winkel den Aufsteiger in Führung gebracht (32.). Schade natürlich für Barby, dass es nicht gereicht hat. „Wir haben uns sehr gut verkauft“, sagte Brandt. „Welsleben hatte bis auf das Tor keine zwingenden Chancen.“

Aus einer eigentlich defensiven Grundordnung hatten die Gäste schnell das Kommando übernommen. „Mit schnellem Spiel über Außen“ sorgte Barby immer wieder für Torgefahr. „Wir haben das ganze Spiel bestimmt“, befand Brandt.

Der Punkt, für Blau-Weiß war es der zehnte am sechsten Spieltag, passt auch zur allgemein positiven Grundstimmung. „Wir sind eine eingeschworene Truppe, die Stimmung ist gut. Es macht sehr großen Spaß. Ich bin sehr zufrieden“, lobt der Trainer. So kam es auch, dass in Barby im Sommer etwas passierte, was im Kreis Seltenheitswert hat. Eine zweite Mannschaft wurde gegründet. Das bringt den Vorteil, dass der Kader, der vorher aus 20 bis 25 Spielern bestand, aufgeteilt werden kann. Murrereien von Bankdrückern haben sich in Luft aufgelöst, jeder bekommt Spielpraxis. „Dadurch ist die Kameradschaft noch enger geworden“, so Brandt.

Aber es gibt noch mehr Erfolgsfaktoren. Die Mischung aus jungen und erfahrenen Spielern stimmt einfach. Da wäre zum Beispiel Trainer-Sohn Florian, der mit seinen 19 Jahren frischen Wind in die verstaubte Bude bringt. Aber auch an gestandenen Spielern mit reichlich Erfahrung in höheren Ligen mangelt es in Barby nicht. Kapitän Christian Kade (36) zum Beispiel kickte einst mit der SG Gnadau in der Landesklasse. Genauso wie Thomas Frauendorf (30), der auch in Groß Santersleben Fußballluft auf Landesebene schnuppern durfte. „Auf solche Spieler ist Verlass, die stehen ihren Mann“, freut sich Brandt. Sie sind Leistungsträger und Leitwölfe zugleich. Auch Kai Eichstädt (21) hat in Kleinmühlingen schon Landesklasse gespielt.

Hochfliegende Ziele gibt es trotz des zwischenzeitlichen sechsten Rangs aber nicht. „Wir wollen die Klasse halten“, sagt Brandt. „Und viel lernen. Mittelfristig wollen wir uns in der Kreisliga etablieren.“ Bescheidenheit ist nie schlecht. Auch bisher ist man da in Barby gut mitgefahren.