Große Schritte in die Komfortzone

Schönebeck l Nun gaben auch die vier Jungspunde auf der anderen Seite des Stadions an der Barbarastraße alles. „Vorwärts Schönebecker Jungs“, riefen die getreuen Anhänger von Union Schönebeck. Sollten die Verbandsliga-Fußballer aus der Elbestadt gestern im Heimspiel gegen den VfB Sangerhausen zu diesem Zeitpunkt in der 27. Minute noch nicht ganz wach gewesen sein; die niedlichen Anfeuerungsrufe taten nun ihr Übriges.

Am Ende gewann Union 2:1 gegen die Gäste aus dem Süden Sachsen-Anhalts. Mit dem ersten Heimsieg der Saison kletterten die Schönebecker auf den zehnten Tabellenplatz. Das Mittelfeld ist jetzt das wohl ummantelte Zuhause der Schönebecker. Was Union noch mehr freute: Der Sieg gegen vorher drei Spiele in Folge ungeschlagene Sangerhäuser war nicht einmal unverdient. „Wir wollten an das Spiel in Zorbau anknüpfen und uns belohnen“, sagte Trainer Torsten Brinkmann. Das gelang.

Denn die erste Halbzeit gehörte in Gänze den Grün-Roten. Vom gefürchteten Umschaltspiel des VfB war nichts zu sehen. Mit langem, aber punktgenauen Hafer brachte Union den Gegner immer wieder in Schwierigkeiten. So auch in der 15. Minute beim 1:0. Philipp Neugebauer, der diesmal im offensiven Mittelfeld auf der rechten Seite die Linie entlangwirbeln durfte, schlug eine Flanke auf Philipp Garmann, der flach aus zehn Metern ins rechte Eck schoss. Jubeln konnte Garmann über seinen dritten Saisontreffer aber erstmal nicht. Nach einem Foul musste der Blondschopf von Mathias Rhode behandelt werden, der zwar gesperrt war, als Mannschaftsbetreuer aber trotzdem präsent war.

Und als Torwart Stephan Pingel einen langen Abschlag in die Füße von Marios Zelekou spielte, dieser den Torwart austanzte und zum 2:0 traf (28.), schien die grün-rote Welt in Ordnung zu sein. Pingel bekam direkt nach dem Assist erste Schulterklopfer von Benjamin Balder.

Doch wie das schon oft so war mit Union: Zwei gleichwertig starke Halbzeiten können die Schönebecker nicht. Erst flankte Sangerhausens Marcel Dietze nach innen, wo Lukas Weise die große Chance zum Anschluss hatte (47.). Eine Minute später klingelte es dann tatsächlich. Die neu geordnete Defensiv-Reihe der Unioner war nicht schuldlos. Balder und Denny Klepel verloren ihren Zweikampf auf Linksaußen gegen Lukas Weiße, der durfte fast unbedrängt in die Mitte passen zu Kevin-Eugenio Schäffner, der wiederum David Kühn alt aussehen ließ (48.). „Ich hatte in der Halbzeit an das Spiel gegen Blau-Weiß Dölau erinnert und gewarnt“, sagte Brinkmann nach dem Spiel. „Die Spieler sollten die langen Bälle absichern.“ Was sie nicht taten. Und so führte die Fehlerkette zum unnötigen Anschlusstreffer. „Dadurch wurde es eine Zitterpartie bis zum Ende“, kritisierte Brinkmann.

Auch Klepel, der nach seinem zweiwöchigen Familienurlaub auf Mallorca in die Mannschaft zurückkehrte, zeigte sich einsichtig. „Ich muss ihn absichern, das nehme ich auf meine Kappe“, meinte der Kapitän. Aber es war ja nicht die einzige Szene, in der es im Schönebecker Strafraum brannte, weil die Gäste permanent den ballführenden Spieler attackierten und immer wieder über die außen Richtung Schönebecker Tor drängten. „Der Nackenschlag mit dem Gegentreffer hat uns das Selbstvertrauen genommen“, schätzte Klepel ein. „In der ersten Halbzeit waren wir überragend. Die zweite Hälfte war unerklärlich. Es gibt irgendwie immer eine gute und eine schlechte Halbzeit bei uns.“

Dass Klepel dann doch lächeln konnte, obwohl es für ihn persönlich „schwer war, hereinzukommen“ lag daran, dass sich die Unioner ab der 65. Minute strafften. Zelekou hatte dann die ganz große Gelegenheit, den Deckel drauf zu machen. Der griechische Wirbelwind schnappte sich den Ball in der eigenen Hälfte, hängte zwei Gegenspieler ab und dribbelte über den ganzen Platz, bis er nur noch Torwart Maik Bemmann vor sich hatte, setzte die Kugel ins linke obere Eck. Bemmann war aber schneller und klärte zur Ecke (66.). Auch Garmann hatte nach einem Pass des fleißigen Philipp Glage eine große Chance, schoss aber drüber (79.).

Gut für Union: Sangerhausen schaffte es auch in der Schlussphase nicht, sich hochkarätige Chancen herauszuspielen. So fuhren die Schönebecker einen nicht unverdienten Heimsieg ein. „Wir wollen ins Mittelfeld“, war ja die knackige Forderung von Brinkmann. Peu à peu schiebt sich Union Schönebeck nach oben. Zwei Wochen haben die Schönebecker jetzt frei. Mit dem Hochgefühl des ersten Heimsieges im Kopf. Das freute auch die kleine grün-rote Sängergruppe.

Union: Pingel - F. Neugebauer, Balder, Kühn, Klepel, Irmscher (74. Soethe), Kauffmann, Garmann, Zelekou (90. Schäfer), Glage, P. Neugebauer

Tore: 1:0 Philipp Garmann (15.), 2:0 Marios Zelekou (28.), 2:1 Kevin-Eugenio Schäffner (48.); SR: Miriam Schweinefuß (Grün-Weiß Rieder); ZS: 58