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Fußball Hartmann: „Das ist ein Stich ins Herz“

Tom Saager und Dominik Schumann wechseln doch nicht zu Verbandsliga-Aufsteiger Union Schönebeck.

Von Enrico Joo 07.07.2017, 23:01

Schönebeck l Thomas Hartmann und Torsten Brinkmann hatten bewusst im Stadion an der Magdeburger Straße den Schatten gesucht. Es war mal wieder ein überaus warmer Sommertag am Donnerstag, an dem die Temperaturen über die 30 Grad kletterten. Und weil Hartmann, sportlicher Leiter von Neuverbandsligist Union Schönebeck und Brinkmann, Trainer der Unioner, wussten, dass das dauern würde mit dem Gespräch, luden sie zu dem Plausch auf einer Bank im Schatten hinter dem Funktionsgebäude ein.

Die Standortsuche konnte symbolisch für die Ausführungen stehen, die die Schönebecker in die Welt schicken wollten. Denn die brauchten Zeit und Ruhe und Schatten. Auch, um die Gemüter abzukühlen. Es war ein kleiner Paukenschlag, den Union zu verkünden hatte. Tom Saager und Dominik Schumann, die am 13. Juni als Neuzugänge vom Burger BC bekanntgegeben worden, wechseln nun doch nicht an die Elbe. Hartmann: „Am 26. Juni ist die Kündigung der Mitgliedschaft und das Zurücktreten von der Vereinbarung per Fax bei uns eingegangen.“ Das Problem für Union: „Das kam völlig ohne Ankündigung.“ Traf die Schönebecker also aus heiterem Himmel.

Natürlich versuchten Hartmann und Brinkmann die Beweggründe zu erörtern. Offizielle Begründung: „Tom Saager hat eine neue Arbeitsstelle in Genthin gefunden“, erzählt Hartmann. „Ihm war der Weg nach Schönebeck zum Pendeln zu weit.“ Und weil Mittelfeldspieler Saager und Torwart Schumann „um jeden Preis der Welt“ zusammenspielen wollen, schloss sich Schumann Saager an und kündigte ebenfalls seine Vereinbarung. Hartmann und Brinkmann bezweifeln, dass das der wahre Grund ist.

Was Hartmann besonders ärgert: Er kennt Schumann noch aus gemeinsamen Zeiten bei Preussen Magdeburg und wähnte sich in einem guten Verhältnis zu dem 23-Jährigen. „Ich habe dann nochmal versucht, ihn anzurufen, ihm Nachrichten geschrieben.“ Aber es kam keine Reaktion. Kein Rückruf, keine Antwort. „So etwas habe ich noch nie erlebt“, sagt Hartmann. Brinkmann hakt ein. „Ich finde das sportlich nicht richtig. Auch ich habe so etwas noch nie erlebt.“ Hartmann ergänzt: „Das ist ein Stich ins Herz. Sportlich und menschlich gesehen.“ Beide schütteln den Kopf. Sie fühlen sich hängen gelassen.

Denn sowohl Saager als auch Schumann waren als feste Größen im Verbandsliga-Kader eingeplant. Weil die Wechselfrist vier Tage nach der Kündigung von Saager und Schumann am 30. Juni endete, stand Union plötzlich unter Druck. Wie sollten die Grün-Roten so fix qualitativen Ersatz finden? Schnell war klar: Das war nicht möglich. Gute Kandidaten aus der Region hatten alle schon Vereinbarungen unterschrieben.

Der 1. Juli kam also und Union stand noch immer ohne zweiten Keeper und „Sechser“ da. Der Markt in der Region gab nichts mehr her. Seitdem ist Schönebeck fieberhaft auf der Suche. „Gerade der zweite Keeper ist eine ganz wichtige Sache“, erzählt Brinkmann. „Nur einen Torhüter zu haben, wäre eine Katastrophe.“ 14 Tage geben sich die Verantwortlichen noch Zeit für die Suche. Es gibt zwei Varianten. Option A: Union trifft eine Vereinbarung mit einem Verein aus der Region für eine Ausleihe auf der Torwart-Position. „Das favorisieren wir“, sagt Hartmann. „Wir würden die Kosten auch übernehmen.“ Erste informelle Gespräche gab es schon.

Option B: Ein Torhüter aus dem nahen Ausland. „Torsten und ich sind gerade 15 Stunden am Tag mit der Suche beschäftigt“, so Hartmann. Im Kontakt mit Beratern haben die Schönebecker zum Beispiel Videos aus Polen, Tschechien oder Kroatien zugeschickt bekommen von möglichen Kandidaten. Was eine Einigung erschwert: Es gibt zwei nicht verhandelbare Bedingungen. „Der Spieler muss deutsch reden“, stellt Hartmann klar. „Und wir werden kein Vollprofitum finanzieren.“ Der potenzielle Spieler sollte ganz normal arbeiten gehen, wie alle anderen Kicker auch.

Wie die Mannschaft mit dem Sommertheater umgeht? Sehr positiv. Das macht Mut. „Die Reaktion war: Jetzt müssen wir noch näher zusammenrücken“, sagt Brinkmann. Unter diesem Motto stand auch der Trainingsauftakt am Donnerstag.

Am Ende bleibt ein Fazit und eine Lehre. Das Fazit? Freilich große menschliche Enttäuschung. Die Lehre: „Wir werden nie wieder einen Neuzugang vor dem 30. Juni präsentieren“, so Hartmann. Saager und Schumann sind übrigens wieder im Gespräch beim Burger BC. Fix ist die Rückkehr allerdings noch nicht. Für Union gilt: „Wir müssen nach vorn schauen“, meint Brinkmann. Da lächelte er ein bisschen. Ab sofort ist das vergessen bei Grün-Rot. Die Vorbereitung auf die neue Saison hat begonnen.