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Fußball Nun kreuzen sich die Wege wieder

Salzland-Derby am ersten Spieltag: TSG Calbe empfängt SV 09 Staßfurt

Von Franziska Herz 18.08.2017, 01:01

Calbe l Die lange Dürreperiode der Fußball-Fans ist vorbei. Am Wochenende startet nicht nur die Bundesliga, auch im Kreis rollt wieder der Ball. In der Landesliga kommt es gleich zum Derby zwischen der TSG Calbe und dem SV 09 Staßfurt. Anstoß am Heger ist 15 Uhr. Zwar haben die Mannschaften in der Liga das letzte Mal vor fünf Jahren die Klingen gegeneinander gekreuzt, kennen sich aber aus zahlreichen Testspielen der vergangenen Jahre. Die Volksstimme schaut voraus.

Marko Fiedler kennt nur Sieg oder Niederlage. Der Respekt vor dem Gegner wird dabei aber nie verloren. Manchmal geht es da auch sehr emotional und laut zur Sache. Fiedler kann aber ruhig und übersichtlich agieren. „Er ist ein sehr ruhiger Trainer, aber auch ein Schleifer“, sagt Staßfurts Trainer Jens Liensdorf.

Jens Liensdorf kann auch an der Seitenlinie impulsiv werden. „In der Kabine bin ich aber ruhiger“, erklärt er. Liensdorf ist ein Freund der flachen Hierarchien, mit allen Spielern per Du. Kein Wunder. Mit Marcus Bolze, Matthias Härtl, Tobias Witte, Marcel Mähnert, Steven Stachowski, Stefan Stein und Benjamin Kollmann hat der 36-Jährige selbst noch zusammen auf dem Platz gestanden. Torwart Witte wohnt wie Liensdorf in Welsleben. Da trifft man sich auch mal privat.

Vor einem halben Jahr gastierten die Calbenser zu einem Testspiel in Staßfurt. Am 4. Februar verloren sie mit 1:2. Vergleichen möchte Fiedler die beiden Spiele aber nicht. „Die Vorzeichen sind jetzt ganz anders. Morgen wird die Tagesform entscheidend sein. Und welche der Mannschaften die Konzentration über 90 Minuten oben behalten kann.“ Liensdorf nimmt das gute Gefühl mit. „Wir haben Calbe damals im Griff gehabt. Das stimmt uns positiv.“

Beide Trainer kennen sich seit etlichen Jahren. Sowohl als Fußballer als auch als Coach trafen sie aufeinander. Fiedler benennt das Verhältnis als freundschaftlich und respektvoll. „Während eines Spiels kam es bei 90 Minuten Emotionen auch einmal zu Reibereien, aber nach Abpfiff war dann alles wieder vergessen und wir haben bei einem Getränk zusammen gesessen.“ Allgemein ist das Verhältnis der Vereine gut. „Das Spiel wird heißer gekocht als es gegessen wird“, meint Liensdorf. „Die Spieler kennen und schätzen sich. Das ist eine rein geografische Geschichte und nicht auf Krawall gebürstet.“

Mit sechs Neuzugängen haben sich die Calbenser gut verstärkt. Evgeni Denisenko, der von Askania Bernburg an die Saale wechselte, „ist auf einem guten Weg Stammspieler zu werden“. Der Coach ist sehr zufrieden mit der bisher gezeigten Leistung seines neuen Schützlings. Mit der Unterstützung der Erfahreneren hat Denisenko sehr gut auf der Sechserposition agiert. Aber auch die eigenen A-Jugendlichen, die zu den Männern kamen, sind auf einem sehr guten Weg und der ein oder andere wird vielleicht auch von Anfang an bei den Punktspielen auf dem Feld stehen. Dennoch warnt Fiedler: „Wir wollen niemanden verheizen. Die Neuen werden auch mal von der Bank aus zusehen müssen. Und sie müssen immer wieder an sich arbeiten. Seinen Startplatz muss sich jeder Woche für Woche neu erarbeiten.“

Die Staßfurter hatten weniger Neuzugänge, dafür sehr namhafte. Mit Matthias Härtl (Arnstedt) und Marcus Bolze (Förderstedt) holte der SV 09 weitere Qualität für den Sturm an die Bode. „Die Namen sprechen für sich“, sagt Liensdorf. „Viele haben mit dem Kopf geschüttelt, weil wir im Sturm ja schon Stefan Stein und Benjamin Kollmann haben.“ Aber gerade im vergangenen Jahr waren Stein und Kollmann oft verhindert. Da mussten Spieler wie Matthias Lieder oder Markus Müller im Sturm ran. Ungelernte also. Das soll nicht mehr passieren. Und vielleicht spielen sogar alle vier Klassestürmer. So wie im Landespokal vor einer Woche in Liesten. Einen dritten Neuzugang gibt es in Staßfurt mit Dave Nöpel auf der Torwart-Position. Er kommt von der TSG Unseburg/Tarthun.

Bei der TSG sind die Langzeitverletzten Rico Willner, der sich aber im Aufbautraining befindet, und Lucas Schulz, der mit Schädelbasisbruch ausfällt, nicht dabei. Hinter Enrico Palm, Maik Adrian, Vit Fiser und Lucas Michaelis steht noch ein Fragezeichen.

In Staßfurt ist die Lage entspannter. Ein sicherer Ausfall ist nicht zu befürchten. „Ein bis zwei Fragezeichen wegen der Arbeit gibt es“, so Liensdorf. Verraten werden diese nicht. Sogar David Siegel wird im Kader stehen. Der Außenspieler hatte sich im Februar alle drei Außenbänder im Knie gerissen, befindet sich aber im Aufbautraining.

Der Start in die neue Saison ist immer sehr wichtig. Und so spielen die Calbenser selbstverständlich morgen auf Sieg. „Wer Staßfurt unterschätzt, hat in dieser Liga ein Problem“, warnt Fiedler jedoch. Dennoch: „Wir spielen zuhause und wollen drei Punkte da behalten. Wir werden konzentriert bei der Sache sein.“

Staßfurt überzeugt mit großem Selbstbewusstsein. „Spielerisch sind wir besser als Calbe. Da lehne ich mich aus dem Fenster“, meint Liensdorf. „Calbe hat viel Respekt vor uns, wir aber auch vor Calbe. Durch die Euphorie nach dem Aufstieg ist viel möglich.“

In der Vorbereitung hat die TSG kein Spiel verloren. Fluch oder Segen? „Beides“, sagt der Trainer. Denn für das Selbstvertrauen und die Eingliederung der Neuzugänge waren die Erfolge passend. Aber: „Vielleicht wäre eine Niederlage auch mal gut gewesen.“ In solch einen Negativstrudel wie in der zweiten Saisonhälfte vergangenes Jahr wollen die Saalestädter auf keinen Fall noch einmal versinken.

Die Vorbereitung lief so wie die letzte Saison beim SV 09. Überragend gut. Durch ein 5:0 im Finale gegen Oberligist Askania Bernburg holte sich Staßfurt zum Beispiel den Sieg im Sparkassen-Cup. „Erfolge in der Vorbereitung sind aber immer gefährlich“, so Liensdorf. Prompt kam vergangene Woche dann das sehr schmerzhafte Aus im Landespokal bei Landesklassist SV Liesten 22. „Wegen einer Niederlage werden wir uns die Vorbereitung aber nicht kaputt machen lassen. Es war eine sehr gute Vorbereitung.“ Liensdorf ist noch immer positiv gestimmt. Der Sieg im Derby soll her.