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Fußball Rätselhafte zwei Seiten

Verbandsligist Union Schönebeck verschläft auch beim 1:1 (0:1) gegen Elster die erste Halbzeit, zeigt aber Moral nach dem Seitenwechsel.

Von Enrico Joo 27.08.2017, 23:01

Schönebeck l Florian Neugebauer war fassungslos. Immer wieder griff sich der Kicker von Verbandsligist Union Schönebeck an den Kopf. Zu gern hätte er die gerade herausgeholte Ecke für sein Team noch ausgeführt. Ist doch völlig klar bei dem Ehrgeiz. Schiedsrichter Christian Wesemann hatte aber genug gesehen und pfiff das Spiel am Sonnabend gegen Eintracht Elster, das schon mehrere Minuten Nachspielzeit bekommen hatte, beim Stande von 1:1 (0:1) ab. „Das kann doch nicht sein Ernst sein“, rief Neugebauer noch. Die Beschwerde half natürlich nicht. Schönebeck bekam keine weitere Chance für den Siegtreffer.

Schade für Union, ja. Aber die Szene mit Florian Neugebauer war auch sinnbildlich. Hätte Schönebeck dieses - auch verbale Engagement - schon in Halbzeit eins gezeigt, wäre die Hektik bei Spielende vielleicht gar nicht mehr nötig gewesen. „Über 90 Minuten war das Remis gerecht“, resümierte Trainer Torsten Brinkmann. Dieses Urteil hatten sich die Unioner aber erst mit einer deutlichen Leitungssteigerung nach dem Seitenwechsel erarbeitet. In der ersten Halbzeit agierte Grün-Rot fahrlässig passiv, harmlos und leidenschaftslos. Immer waren die Gastgeber einen Schritt zu langsam und ließen sich von der Leidenschaft der Gäste aus Elster merklich beeindrucken. Exemplarisch führte Brinkmann die fehlende Laufbereitschaft der Außenspieler Philipp Neugebauer und Philipp Garmann an. „Ich habe nicht einmal die schnellen Sprints gesehen, die ich vorher verlangt habe“, sagte er. Alles ging viel zu schnell für Union.

Schon wieder. Das erste Heimspiel der Schönebecker in der neuen Liga war eine Duplette vom Gastauftritt in Thalheim vor einer Woche. „Die Griffigkeit war nicht da. Wir hatten extrem viele Ballverluste, sind nicht dynamisch angelaufen“, krittelte Brinkmann. So fiel der frühe Führungstreffer für Mitaufsteiger Elster auch völlig verdient. Nach einer Ecke zog Pitt Schultz aus der zweiten Reihe ab. Unhaltbar für Stephan Pingel schlug der abgefälschte Ball im Netz ein (7.). Weil Union auch danach keinen Zugriff auf das Spiel bekam, zog Unruhe in die Zuschauerreihen ein. Das hatte auch Brinkmann vernommen. „Ich habe gehört, wie die Leute hinter mir ihr Geld zurückverlangt haben“, erzählte er. Nach dem Spiel konnte er darüber lachen, weil die Kopfwäsche in der Halbzeit prima funktionierte.

„Ich habe zu den Spielern gesagt, dass das doch nur Fußball ist. Sie sollen Spaß dabei haben, den Gegner anzulaufen.“ So wollte der Coach die schon wieder aufflackernde rätselhafte Schlafmützigkeit und Verkrampfheit in Kopf und Körper lösen. Das kam an. Die Körpersprache war besser, das Spiel auch. „Die zweite Halbzeit war dann offen. Beide Teams wollten den Dreier. Das war mit Mut und Risiko verbunden“, so Brinkmann. Und mit Glück. Welches Union diesmal hatte.

Nach einem Laufduell auf der rechten Seite zwischen Philipp Glage und Jakub Picha ging der Elster-Verteidiger zu Boden, reklamierte ein Foul. Der Schiri winkte ab, Glage lief weiter, flanke nach innen. Dort sprang erst Torhüter Ondrej Bocek am Ball vorbei, Philipp Garmann köpfte dahinter zum Ausgleich ein (58.). Elster investierte danach mehr in die Partie, hatte mehrere gute Chancen (65., 71., 72., 75.), aber auch Union hätte durch Benjamin Balder den entscheidenden Treffer setzen können, als dieser aus zehn Metern frei drüber schoss (80.).

Es blieb beim 1:1 und dem ersten Punkt in der Verbandsliga-Geschichte, der sich mit etwas Nachgang vielleicht sogar ganz gut anfühlen wird. „Wir haben Moral in der zweiten Halbzeit bewiesen“, meinte Brinkmann. „Vielleicht ist die Mannschaft phasenweise noch zu erfolgsverwöhnt. Jeder Spieler muss sich physisch, taktisch und technisch verbessern. Aber die Zeit wird kommen.“ Union Schönebeck muss eben lernen, dass der Wind in der Verbandsliga doch steifer weht. Der Weg ist das Ziel. Die Mannschaft läuft in die richtige Richtung. Das bleibt positiv hängen.

Schönebeck: Pingel - P. Neugebauer (76. Irmscher), Schäfer, Klepel, Kauffmann, Kühn, Glage, Rhode, Garmann, Balder (89. Schulze), Dethlefsen (68. F. Neugebauer)

Tore: 0:1 Pitt Schultz (7.), 1:1 Philipp Garmann (58.); SR: Christian Wesemann (Eintracht Quenstedt); ZS: 62