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Fußball Schönebeck scheitert mit Angsthasen-Fußball

Union 1861 verliert das Heimspiel in der Verbandsliga gegen Imo Merseburg klar mit 1:5 (0:3). Besonders die erste Halbzeit wirft Fragen auf.

Von Enrico Joo 10.12.2017, 23:01

Schönebeck l Florian Dethlefsen ruderte einmal mit seinen Armen, machte zwei Ausfallschritte nach vorn mit gesenktem Kopf, ruderte ein zweites Mal mit den Armen und fiel dann völlig ohne Fremdeinwirkung der Länge nach hin. Da lag er, der Stürmer von Union Schönebeck aus der Fußball-Verbandsliga. Der Ball war weg. Die gegnerischen Spieler von Imo Merseburg bliesen zum Gegenangriff.

Zwar war der Stolperer von Dethlefsen nicht entscheidend, symbolisierte aber den Heim-Auftritt der Schönebecker am Sonnabend vor nur 25 Zuschauern. Union Schönebeck hat im letzten Spiel des Jahres eine kräftige Bauchlandung hingelegt. 1:5 (0:3) verlor Grün-Rot gegen Merseburg. Nach einer lange lustlosen und leidenschaftslosen Vorstellung. Vor allem die erste Halbzeit warf Fragen auf und kam unerwartet. Schließlich hatte Union die vergangenen drei Partien gewonnen. „Das war Angsthasen-Fußball“, analysierte Trainer Torsten Brinkmann die erste Halbzeit. „Wir waren viel zu leise, haben nicht zugegriffen und um das 0:1 gebettelt.“

War das die schlechteste Halbzeit der Saison? „Das würde ich nicht sagen“, so Brinkmann. Trotzdem erschreckte die Passivität. Torchancen? Gab es in der ganzen ersten Halbzeit nicht. Meist kamen die Unioner nicht einmal über die Mittellinie, weil beinahe alle Zweikämpfe außerhalb vom Strafraum verloren worden. Auch der Spielaufbau gelang gar nicht. Selbst Pässe über wenige Meter kamen oft nicht an.

Wobei das auch am starken Gegner lag. Immer wieder spritzen die Merseburger in die Bälle der Schönebecker und zirkulierten sich mit schnörkellosem Spiel in den Union-Strafraum. Nach einem Doppelpass mit Steve Rolleder stand John Winkler auf einmal frei vorm Kasten von Stephan Pingel und traf zum 1:0 (8.). Und nachdem Pingel schon in der 13. Minute in höchster Not geklärt hatte, klingelte es zum zweiten Mal nach einem wuchtigen Kopfball von Rolleder aus 18 Metern nach einer Flanke von Eric Löser. Da sahen vor allem die Innenverteidiger Christian Wagner und Benjamin Balder unglücklich aus, die Rolleder gewähren ließen.

Und nachdem Stanko Cvitkovic nach einer Ecke per Kopfball zum 3:0 für Imo traf (35.), hatte Brinkmann genug gesehen. In der Pause gab es eine taktische Tabula rasa. Von einem 4-1-4-1, das in der Vorwoche gut funktioniert hatte, stellte er auf ein 4-4-2 um. Florian Dethlefsen kam ins Spiel als zweiter Stürmer neben Philipp Glage, dazu nahm der Coach beide Innenverteidiger vom Feld. Mathias Braunert kam, außerdem zog Brinkmann Christoph Irmscher nach hinten als zweiten Innenverteidiger. Balder musste weichen, weil er Gelb vorbelastet war. Dazu Wagner, der lange verletzt war und nach dem kurzfristig krankheitsbedingten Ausfall von David Kühn erst das zweite Mal in der Startelf stand. „Er war leider nicht auf der Höhe“, meinte der Trainer. Ihm war die fehlende Spielpraxis anzumerken.

„Ich habe in der Pause gesagt, dass wir die zweite Halbzeit zu null spielen wollen.“ Immerhin: Für 15 Minuten ging ein Ruck durch die Mannschaft, den Dethlefsen nutzte. Er traf aus dem Gewühl nach butterweicher Flanke von Nils Kauffmann und dem Assist per Kopfball von Philipp Garmann. Die Räume wurden besser geschlossen, vorn klappte auch das Flügelspiel.

Doch kurz danach regierte wieder die Konfusion. Erst durfte Ricky Bornschein nach Ecke von Fabian Schößler unbedrängt einköpfen (71.), dann erzielte Rolleder sein zweites Tor. Der Rest war enttäuschtes Auslaufen. „Das Ergebnis ist bitter. Aber ich verliere lieber einmal 1:5 als fünf Mal 0:1. Die Spieler können trotzdem stolz auf sich sein“, sagte Brinkmann. Schließlich überwintert Union auf Platz acht. „Das hätte uns kaum einer zugetraut“, lobte auch der sportliche Leiter Thomas Hartmann. Ein Tiefschlag soll eben das glitzernde und stolze Zwischenfazit der Grün-Roten nicht trüben. „Der Gegner war einfach zu gut“, so Brinkmann. Nüchterner Realismus geht vor Höhenflug. Mit dieser Einstellung ist Union immer gut gefahren.

Union: Pingel - Schäfer, Balder (46. Braunert), Wagner (46. Dethlefsen), Klepel, Kauffmann, Garmann, Irmscher, P. Neugebauer (52. F. Neugebauer), Zelekou, Glage

Tore: 0:1 John Winkler (8.), 0:2 Steve Rolleder (25.), 0:3 Stanko Cvitkovic (35.), 1:3 Florian Dethlefsen (54.), 1:4 Ricky Bornschein (71.), 1:5 Steve Rolleder (82.); ZS: 25; SR: Michael Damke (SSV Gardelegen)