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Fußball Seitenweise Lernstoff für Schiedsrichter

Mit dem überarbeiteten Regelwerk war die Sommerlektüre für die Fußball-Schiedsrichter auf Kreisebene in diesem Jahr umfangreich.

Von Anne Hofmann 06.08.2016, 01:01

Schönebeck l Fußballspiele sind mal mehr, mal weniger dynamisch. Was für das Geschehen auf dem Platz gilt, trifft auch auf das Regelwerk zu, das jüngst eine umfangreiche Überarbeitung erfahren hat – eine Herausforderung, der sich Spieler, vor allem aber auch die Schiedsrichter im Salzlandkreis zur neuen Saison stellen müssen.

Keine Schweden-Krimis, keine Thriller und auch nicht „Fifty Shades of Grey“: Die Urlaubslektüre der Schiedsrichter aus dem Salzlandkreis dürfte in diesem Sommer vor allem aus einem recht unscheinbaren A4-Ausdruck bestanden haben. Die Bestseller-Liste während der Sommerpause führte schließlich das amtliche und nunmehr überarbeitete Regelbuch des Deutschen Fußballbundes an.

Einfacher und durch die Herausnahme von rund 10  000 Wörtern verständlicher soll die Fußball-„Bibel“ sein. Etliche Neuerungen, die erstmals bei der Europameisterschaft in Frankreich zur Anwendung kamen, haben ebenfalls ihren Weg in das vom Fußballverband Sachsen-Anhalt verteilte Veröffentlichungsschreiben gefunden. An die Referees zwischen Schönebeck und Könnern ging frühzeitig ein Handout heraus, denn schließlich musste bereits während der Vorbereitungsspiele nach den neuen Regeln gespielt werden. „Wir haben bereits Ende Juni eine Schulung durchgeführt“, erzählt Schiedsrichter-Obmann des Kreisfachverbandes Fußball Salzland Daniel Otto. Und auch gestern Abend fand noch einmal eine Schulung zum Thema Regeländerungen statt. „Aber ein guter, wissbegieriger Schiedsrichter informiert sich natürlich auch selbst. Lernen muss jeder eigenverantwortlich.“ Lediglich die Kommunikation zwischen den Fachverbänden und dem DFB verlief unglücklich. „Normalerweise bekommen wir jedes Jahr ein Regelbuch. Diesmal wurde alles spät in die Wege geleitet. Vieles haben auch wir aus den Medien entnommen.“

Auch wenn es noch kein gebundenes Exemplar ist, immerhin liegt mittlerweile ein Pamphlet vor, womit die Schiedsrichter arbeiten können. Die Verantwortlichen um DFB-Lehrwart Lutz Wagner haben versucht, vieles zu vereinfachen, indem in den Durchführungsbestimmungen weniger Ermessenspielraum eingeräumt ist. Doch wie so oft bleibt abzuwarten, inwieweit sich Theorie und Praxis vertragen.

Damit vor dem Pflichtspielauftakt am Sonnabend, 13. August, keine große Verwirrung mehr herrscht, folgt eine Zusammenfassung der wesentlichen Regelveränderungen:

l Regel 3 – Statt „Zahl der Spieler“ heißt der Abschnitt jetzt nur noch „Spieler“. Neu formuliert ist auch deren Mindestanzahl: Ein Spiel wird nun nicht mehr angepfiffen oder fortgesetzt, wenn eines der Teams weniger als sieben Spieler stellt. Weiterhin wird bei einer Spielunterbrechung aufgrund eines Eingriffs durch einen Teamoffiziellen, Auswechselspieler oder des Feldes verwiesenen Spielers das Spiel mit einem direkten Freistoß oder Strafstoß fortgesetzt.

l Regel 4 – Die sogenannte „Barfuß-Regel“: Spieler, die versehentlich ihre Schuhe oder Schienbeinschoner verlieren, müssen diese so schnell wie möglich, spätestens jedoch in der folgenden Spielunterbrechung, wieder anziehen. Wenn der Spieler davor den Ball spielt und/oder ein Tor erzielt, wird der Treffer gegeben.

l Regel 5 – Neu umschrieben ist in diesem Punkt vor allem die Spielerbehandlung auf dem Feld nach einer Verwarnung oder einem Feldverweis. Früher musste der zu behandelnde Spieler zwingend den Platz verlassen und sich beim Schiedsrichter vor dem erneuten Betreten des Platzes wieder anmelden.

Nunmehr heißt es: Ein Spieler, der durch ein physisches Foul verletzt wurde, für das der Gegenspieler verwarnt oder des Feldes verwiesen wurde, darf auf dem Spielfeld bleiben, sofern die Untersuchung und/oder Behandlung schnell (etwa 20 bis 25 Sekunden) beendet wird.

l Regel 8 – Seit der Europameisterschaft in Frankreich dürfte bekannt sein: Bei der Spieleröffnung/Spielfortsetzung mit einem Anstoß muss der Ball zwar eindeutig, aber nicht mehr vorwärts mit dem Fuß bewegt werden. Der Anstoß kann also auch von nur einem Spieler ausgeführt werden. Dieser kann auch direkt aus dem Mittelkreis ein Tor erzielen.

Bei einem Schiedsrichterball als Spielfortsetzung hat der ausführende Spieler dagegen nicht mehr die Möglichkeit, selbst ein Tor zu erzielen, ohne dass zuvor ein weiterer Spieler den Ball berührt.

l Regel 12 – Wenn ein Spieler ein Tor oder eine offensichtliche Torchance der gegnerischen Mannschaft durch absichtliches Handspiel vereitelt, wird er unabhängig von der Position des Vergehens des Feldes verwiesen.

Wenn ein Spieler mit einem Vergehen gegen einen Gegner im eigenen Strafraum eine offensichtliche Torchance vereitelt und der Schiedsrichter einen Strafstoß gibt, wird der Spieler lediglich verwarnt – es sei denn, das Vergehen ist Halten, Ziehen oder Stoßen oder der fehlbare Spieler versucht nicht, den Ball zu spielen oder hat keine Möglichkeit, den Ball zu spielen, oder das Vergehen muss ungeachtet der Position auf dem Spielfeld sofort mit einem Feldverweis geahndet werden. In all diesen Fällen wird der Spieler des Feldes verwiesen. Die häufig beklagte Doppelbestrafung „Rot plus Elfmeter“ ist somit aber nicht mehr zwingend erforderlich.