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Fußball Unions großer Kampf bleibt unbelohnt

Im Heimspiel gegen den BSV Halle-Ammendorf unterlag Union Schönebeck in der Verbandsliga klar mit 0:4 (0:1).

Von Enrico Joo 13.05.2018, 23:01

Schönebeck l Der erste Dank von Sofiane Batoure galt dem Herrn im Himmel. Gerade hatte der Offensiv-Mann vom Verbandsliga-Spitzenreiter BSV Halle-Ammendorf am Sonnabend bei Union 1861 Schönebeck das 2:0 per satter Direktabnahme für die Süd-Hallenser erzielt, da fiel der 24-jährige Nigrer im Strafraum der Unioner spontan auf die Knie und streckte die Hände und die Augen in den sonnigen Himmel. So als wollte er Gott persönlich dafür danken, dass er mit so einem begnadeten rechten Fuß ausgestattet ist. So als hätte er ziemlich viel Glück im Fußballer-Leben gehabt.

Dabei hatte das Spiel am Wochenende ja überhaupt nichts mit Zufall oder glücklichen Umständen zu tun. 4:0 gewannen die Ammendorfer bei den Grün-Roten. Und auch Torsten Brinkmann, Trainer der Schönebecker, musste nach dem Spiel freimütig zugeben: „Wir haben gegen große Qualität verloren.“ Da schwang recht viel Anerkennung für die Leistung des Gegners mit. Mit wieselflinkem Flügelspiel und ballsicheren Stafetten dribbelten sich die Hallenser immer wieder gefährlich vor den Strafraum der Gastgeber. Irgendwie war es nur eine Frage der Zeit, bis die Tore fielen. Und doch hatten es die Schönebecker gegen den hohen Favoriten über weite Strecken gut gelöst. Man musste ihnen zugute halten, dass sie nicht untergingen. Trotz der abenteuerlichen Aufstellung aus purer Personalnot.

Stürmer Philipp Glage musste wieder als Innenverteidiger ran, Philipp Garmann als Außenverteidiger. Dazu kickte mit Christian Bruchmüller ein 36-jähriger „Oldie“ aus der Dritten in der Kreisliga mit. Links flitzte mit Justin Dehnecke erneut der 18-jährige Jungspund auf und ab. Auf der Bank saßen mit Bastian Lorenz (19), Max Drewes (18) und Christian Harke (22) zudem weitere Spieler, die teilweise nicht mal zum erweiterten Kader des Verbandsligisten gehören. Dieser Notelf konnte man nicht vorwerfen, dass sie nicht alles probiert hätte. „Wir müssen nicht alles schönreden, das wäre albern“, sagte Brinkmann. „Aber das war kein Unvermögen über 90 Minuten. Natürlich gab es einfache Fehler, aber das Ergebnis ist ein bis zwei Tore zu hoch ausgefallen.“

Mit der defensiven Ausrichtung brachten die Schönebecker den Gegner zumindest teilweise zur Verzweiflung. „Wir wollten ein bisschen mauern und nicht gleich aufmachen“, sagte Brinkmann. Das klappte bis weit in die zweite Hälfte gut. Entlastung nach vorn gab es zwar kaum, die Chancen der Ammendorfer waren aber rar gesät. Bis Batoure eben nach einer Flanke die Kugel direkt in die Maschen drosch (57.). 13 Minuten später traf der Top-Goalgetter der Verbandsliga aus abseitsverdächtiger Position. Tobias Cramer machte kurz vor dem Ende nach einem Treffer aus dem Gewühl alles klar (84.).

Die Frage, die sich aber die wieder nur 22 Zuschauer stellen mussten, war: Wo sind eigentlich die ganzen Spieler hin? Benjamin Balder fehlte, weil er am Donnerstag Vater geworden ist. Florian Dethlefsen war nach seiner fünften Gelben Karte gesperrt, Denny Klepel ist immer noch verletzt. Weil aber auch Spieler wie Karsten Bethke, Robert Soethe, Marios Zelekou oder Florian Neugebauer den Verein aus unterschiedlichen Gründen verlassen haben, hat Brinkmann selbst, wenn alle Spieler da sind, nur eine Notelf. „Das ist erschreckend“, sagte er. „Vom 23-Mann-Kader aus dem Sommer sind neun Spieler weg.“ Mehr als 14 oder 15 Spieler gibt es derzeit nicht. Das schlägt sich auf das Training aus. „Da sind wir oft nicht mehr als acht Mann. Das geht schon die ganze Rückrunde so. Wir kriegen einfach keine Spannung herein. Da sind mir auch als Trainer die Hände gebunden. Du kannst die Spieler körperlich fit machen, aber technisch und taktisch kannst du nichts machen“, so Brinkmann. „Dazu haben wir immer eine andere Mannschaft. Das bremst uns aus.“ Das soll keine Klage des Trainers sein, aber eine bedauerliche Feststellung, die auch erklärt, warum es derzeit so gar nicht läuft bei Union. Die Pleite gegen den BSV war bereits die fünfte in Folge.

Im Moment leben die Elbestädter noch immer von den vielen Punkten aus der Hinrunde. Noch ist die Abstiegsgefahr nicht akut. Trotzdem herrscht auch interne Unruhe. Aaron Schäfer zum Beispiel wird wohl kein Spiel mehr machen für Union. Der 20-jährige Außenverteidiger hatte sich am Herrentag – offensichtlich im nicht ganz nüchternen Zustand – dazu hinreißen lassen, ein Schriftstück zu unterschreiben, dass er zum 30. Juni zu Wacker Felgeleben wechselt. Wenn die Mannschaft in die Landesklasse aufsteigt. „Das ist eine Katastrophe“, so Brinkmann. Er bezeichnet es als „Totalausfall“. Weil sich Schäfer zudem noch durch einen privaten Unfall verletzt hat, fällt er sowieso aus. Auch wenn wohl noch interne Strafmaßnahmen folgen. „Aber die Mannschaft hat sich sowieso schon entschieden“, meint Brinkmann. Die will nicht mehr mit Aaron Schäfer zusammenspielen.

Union: Pingel – Neugebauer, Braunert, Dehnecke (61. Drewes), Kauffmann, Glage, Rhode, Bruchmüller (85. Harke), Garmann, Irschmer, Schliemann (61. Lorenz)

Tore: 0:1 Tobias Große (21.), 0:2, 0:3 Sofiane Batoure (57., 70.), 0:4 Tobias Cramer (84.); SR: Christoph Bäck (Wittenberg); ZS: 22