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Fußball Wacker Felgelebens Fußballmärchen wird wahr

Durch ein 4:0 gegen Neugattersleben sicherte sich Felgeleben nach dem Aufstieg in die Landesklasse auch den Meistertitel der Salzlandliga.

Von Enrico Joo 04.06.2018, 23:01

Schönebeck l Die Feiergesänge der Fans von Wacker Felgeleben am Sonntag im Heimspiel gegen den VfB Neugattersleben begannen schon mitten im Spiel. Gerade hatte Top-Goalgetter Chris Müsing beim am Ende klaren 4:0 (1:0)-Erfolg das 3:0 geschossen, da schallte es über den Sportplatz am Anger: „Schießt der Müsing ein Tor, singen alle im Chor.“ Der 25-jährige Stürmer sah es, hob kurz den Arm und grinste. Der Gute-Laune-Pegel bei allen, die es mit dem SV Wacker hielten, war am Anschlag. Schon vor der Partie stand fest, dass die Rand-Schönebecker wegen des Verzichts des VfB Neugattersleben den erstmaligen Aufstieg in die Landesklasse geschafft hatten. Durch den souveränen und nie gefährdeten 4:0-Erfolg im Top-Spiel sicherte sich Wacker zudem auch den Meistertitel der Salzlandliga.

Nach einer sensationellen Rückrunde, in der nur beim 1:1 am 25. März in Pretzien und beim 2:2 am 13. Mai in Bernburg überhaupt Punkte liegengelassen wurden, marschiert der kleine Schönebecker Verein also in die Landesklasse. Man versteht, wenn Trainer Thoralf Voß so kurz nach dem Spiel immer wieder das Wort „Wahnsinn“ in den Mund nahm. „Am 18. Februar hatten wir noch 15 Punkte Rückstand auf Neugattersleben“, sagte der Aufstiegstrainer. „Das ist sensationell und Wahnsinn, was die Mannschaft geleistet hat.“ Aber nicht nur das Team, auch der 48-jährige Voß. Denn der Coach führte den kleinen Verein in 15 Jahren von der Kreisklasse bis in die Landesklasse. Am Sonntag hat das Wacker-Fußballmärchen seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht. Immer weiter nach oben ging der Weg, Stück für Stück mit ruhiger und bedächtiger Arbeit. Und mit dem Sieg am Sonntag gegen Neugattersleben lieferte Wacker auch noch mal ein spielerisches Glanzstück ab. Müsing hatte sein Team schon in der 16. Minute in Führung gebracht. Druck? Nervosität? War beim Spitzenreiter nie zu spüren. „Wir hatten eine super Trainingswoche, die Spieler waren super fokussiert. Ich hatte keine Zweifel. Die Spannung war hoch“, sagte Voß.

Mit aggressivem Pressing störte Felgeleben immer wieder die zaghaften Angriffsversuche des VfB, der zunehmend unsicher wurde. Viele Chancen ließ der Gastgeber noch liegen, bevor Jannis Augustin einen erneuten Fehlpass des Gegners nutzte und allein vorm Torwart cool einschob zum 2:0 (72.). Schon da war der halbe Verein auf‘s Spielfeld gestürmt. Das 3:0 per Elfmeter durch Müsing (85.) und der gut platzierte Kopfball von Augustin nach einer Ecke von Christian Kubos (89.) untermauerten die Dominanz. „Diese Mannschaft hat einen tollen Charakter“, freute sich Voß, bevor der Trainer im Auge des Erfolgs auch an den Ex-Präsidenten Jürgen Schramm dachte, der 2017 verstorben war und auch ein Vater des kontinuierlichen Erfolgs war. Da musste sich Voß eine Träne aus dem Auge wischen.

Und jetzt? Rüstet der Verein für die Landesklasse auf? Wohl kaum. „Das kostet alles Geld. Kein Spieler hat je einen Cent gesehen bei uns. Das wird auch so bleiben. Sicher haben wir zwei bis drei Optionen“, so Voß. Die Erfolgsmannschaft soll aber zusammen bleiben. Aber zu weit nach vorn schauen wollte der Trainer natürlich nicht. Erstmal wurde gefeiert vor den fast 300 Zuschauern. Auch das war „völliger Wahnsinn“, wie Voß sagte. „Was die Mannschaft nicht weiß: Der Trainer hat noch eine Flasche Whiskey in der Tasche“, meinte Voß grinsend. Es floss natürlich Alkohol. Aber gefeiert wurde mit Stil. Trotzdem: Um die Bierdusche seiner Spieler kam auch Voß nicht herum. Danach saß die Mannschaft am Sportlerheim noch lange zusammen und resümierte den Erfolgslauf der aktuellen Spielzeit und der vergangenen Jahre. Ab jetzt beginnt eine neue Ära beim SV Wacker 90 Felgeleben.