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Handball Flexibilität schlägt Star-Spieler

TSG Calbe aus der Sachsen-Anhalt-Liga gewinnt 26:24 (13:12) gegen den HSV Magdeburg.

Von Enrico Joo 06.11.2017, 23:01

Calbe l Andreas Wiese ist ein Mann des Volkes. Keiner, der das Gespräch mit den Fans scheut, der dem Dialog mit den immer treuen Anhängern in der Heger-Sporthalle aus dem Weg geht. Und so marschierte der Trainer der TSG Calbe aus der Sachsen-Anhalt-Liga nach dem 26:24 (13:12)-Erfolg am Sonnabend im Heimspiel gegen den HSV Magdeburg wie immer zu den Sympathisanten der Saalestädter.

Er musste sich einige kritische Töne anhören, warum es denn nur so ein knapper Erfolg gegen den Viertletzten der Liga geworden ist. Doch den harten Umgang mit der Leistung seines Teams kann Wiese nicht ganz verstehen. Auch wegen des Respekts vor dem Gegner. „Die Kritik ist nicht gerechtfertigt. Der HSV ist kein Fallobst mehr“, sagte er und sprach dabei natürlich Michael Jahns und Maximilian Wasielewski an. Jahns, einst deutscher Meister mit dem SC Magdeburg und Nationalspieler, ist trotz seiner 40 Jahre seit mehr als drei Jahren noch immer der Dreh- und Angelpunkt beim HSV. Im Sommer nun holten die Magdeburger auch noch Wasielewski vom Zweitligisten Dessau-Roßlauer HV. „Das sind zwei Hochkaräter“, erklärte Wiese. Und macht den HSV in dieser Saison ein Stück weit unberechenbarer.

Gut war aber, dass die Calbenser trotz der zwei Riesen im Magdeburger Rückraum sofort Engagement zeigten. „Wir haben von Anfang an eine super Abwehr gestellt“, lobte Wiese. Nils Rätzel, Ron Barby, Felix Kralik, Kevin Reiske, Daniel Gieraths, sie alle hätten einen super Job gemacht in der Defensive. „Dazu hatten wir einen starken Daniel Bertram im Tor.“

Und so gaben die Calbenser nach anfänglichem Abtasten den Ton im Spiel an. 10:6 führte die TSG in der 23., 12:8 in der 26. Minute. Eigentlich lief alles gut. Jahns „haben wir gut beackert und gut gedeckt“, so Wiese. Doch dann wechselte der Coach etwas durch. Und vor allem die Abschlussschwäche von den Außen wurde den Saalestädtern in der Folge zum Verhängnis. „Wir haben einfach zu viele Chancen weggelassen“, erläuterte der Übungsleiter. Und nachdem Ron Barby zweimal kurz hintereinander mit Zwei-Minuten-Strafen versetzt wurde, kam Magdeburg Stück für Stück heran. 13:12 führte Calbe noch zur Halbzeit, kurz nach dem Seitenwechsel gingen die Gäste dann aber beim 14:13, natürlich durch Michael Jahns, in Führung (32.). Den Gastgebern drohte das Spiel zu entgleiten.

Erst als Maximilian Weiß auf Linksaußen auf Betriebstemperatur kam, bekamen die Gastgeber die Partie Stück für Stück wieder in den Griff. Weiß kam am Ende auf zehn Treffer und durfte sich dabei auch auf seine Nebenmänner verlassen, die ihn mit guten Pässen den Wurf ins Tor erleichtert hatten. „René Hulha und Daniel Gieraths haben die Außen gut ins Spiel gebracht“, lobte Wiese. „Die beiden haben gut gespielt.“ Auch wenn sie selbst nicht als große Vollstrecker in Erscheinung getreten waren. Und weil dann auch ein Ron Barby „drei Buden hintereinander gemacht hatte“, blieb Calbe in der zweiten Halbzeit zwar immer knapp, aber beständig in Front.

Am Ende war es dann doch die größere Flexibilität, die den Ausschlag gegeben hatte. Was Andreas Wiese freilich beim Blick auf das Protokoll besonders freute: Gleich zehn verschiedene Feldspieler hatten getroffen. Heißt auch: Außer die Torhüter Stefan Wiederhold, Daniel Bertram und Bastian Krautwald durften sich alle Calbenser in die Torschützenliste eintragen. Da halfen dann auch die zehn Tore von Jahns auf der anderen Seite nicht. Denn neben dem wurfgewaltigen Rückraumspieler, der „immer wieder in die Abwehr gerannt war und die Siebenmeter gezogen hatte“, wie Wiese beobachtet hatte, trafen nur vier weitere Spieler beim HSV. Das war an diesem Sonnabend zu wenig. So war es dann auch ein Sieg des Kollektivs gegen die Star-Spieler.

Calbe: Wiederhold, Bertram, Krautwald - Barby (3), Gieraths (2), Hulha (3), Lück (1), Rätzel (1), Schwarz (1), Borzucki (2), Weiß (10/4), Kralik (2), Reiske (1)

Siebenmeter: Calbe 6/4 - HSV 6/4; Zeitstrafen: Calbe 5 - HSV 5