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Handball Gegen den aufstiegswilligen Meister

TSG Calbe aus der Sachsen-Anhalt-Liga empfängt zu Hause das Topteam SV Oebisfelde.

Von Enrico Joo 22.09.2017, 23:01

Calbe l Die Imagepflege funktioniert immer mit einem Augenzwinkern. Auf der erst Ende August gestarteten Facebook-Seite der Handballer der TSG Calbe aus der Sachsen-Anhalt-Liga hat sich der Verein ein besonderes Schmankerl überlegt, um seine „Follower“ bei Laune zu halten. In regelmäßigen Abständen posten die Calbenser sichtpunktartige Porträts ihrer Spieler. Die gerne humorvoll beantwortet werden dürfen. Aktuelles „Opfer“ ist Torwart Stefan Wiederhold, der unter dem Punkt „Nicht verpassen im TV“, schrieb: „SPORT1 zur späten Stunde.“ Dahinter waren zwei lachende Smileys. War also nicht ernst gemeint.

Das passt aber zur allgemeinen positiven Grundstimmung an der Saale. Am Sonnabend (Anwurf 17 Uhr) empfangen die Calbenser eines der stärksten Teams der Liga, den SV Oebisfelde, der viele Jahre in der Mitteldeutschen Oberliga spielte und dann eine Liga tiefer zweimal hintereinander Meister wurde und auf den Aufstieg verzichtete. Nun ist vieles anders. Im dritten Jahr möchte der SVO wieder Staffelfavorit sein und, man höre und staune, auch aufsteigen. Trainer Thomas Meinel selbst hatte vor zwei Wochen diesen öffentlichen Vorstoß gewagt. Calbe ist also gewarnt. „Oebisfelde ist eines der Topteams der Liga“, sagt Calbe-Trainer Andreas Wiese. „Das ist eine spielerisch starke Mannschaft.“ In der vergangenen Saison kassierte die TSG zwei Niederlagen, wobei gerade die zu Hause mit 24:25 sehr knapp ausfiel. „Das macht uns Mut“, so Wiese. Aber aufpassen ist angesagt. „Mit Alexander Vogel auf Mitte und Andy Ost verfügt Oebisfelde über wurfgefährliche Spieler.“ Die gilt es, aus dem Spiel zu nehmen. Ganz generell ist der SVO aber ein Team, mit dem sich Calbe gern misst. „Die sind für ihre Leidenschaft bekannt, gehen durch die Lücken, murren aber auch nicht herum und fallen nicht zu leicht um“, erzählt Wiese. Zweikämpfen geht das Team also nicht aus dem Weg. „Die fassen zu, das passt auch zu uns. Das macht Spaß.“

Die Wochen der Wahrheit gehen für die TSG Calbe so langsam in die entscheidende Phase. Einen knappen Sieg gegen Radis und ein am Ende unglückliches Remis in Spergau holte die Wiese-Sieben aus den bisherigen Topspielen. Nun kommt das gegen Oebisfelde, danach geht es nach Langenweddingen. Vielleicht wissen die Saalestädter dann besser, wohin die Reise geht. Aber Wiese relativiert. „Das ist doch wie in der Bundesliga. Es gibt keine Spitze mehr.“ Das Motto „Jeder kann jeden schlagen“ gilt auch immer mehr in der Sachsen-Anhalt-Liga. „Letztes Jahr war es noch leichter, eine Medaille zu holen“, sagt Wiese.

Calbe gehört zu diesen Medaillen-Kandidaten dazu. Dieser Eindruck würde sich bei einem Sieg gegen Oebisfelde verfestigen. Die TSG will in der heimischen Hegerhalle ungeschlagen bleiben, also auch den SV Oebisfelde besiegen. Für dieses Unternehmen kann der Trainer auf eine breite Bank zurückgreifen. Zwar ist Wiese selbst gesundheitlich angeschlagen, aber seine Spieler sind fit. „Wir haben eine volle Bank.“ Auch Felix Kralik, der vergangene Woche wegen einer Erkältung fehlte, wird im Kader stehen. Zumindest personell gesehen gibt es keine Ausreden für das Unterfangen: Sturz des selbst ernannten Staffelfavoriten.