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Handball Glinde nutzt Chancenlosigkeit eiskalt aus

Die Sachsen-Anhalt-Liga-Handballer des Glinder HV „Eintracht“ sicherten sich einen Punkt beim 23:23-Remis gegen den HV Rot-Weiss Staßfurt.

Von Kevin Sager 08.09.2019, 23:01

Staßfurt l Der deutsch-schweizerische Schriftsteller, Dichter und Maler Hermann Hesse prägte einst den Satz: „Man muss das Unmögliche versuchen, um das Mögliche zu erreichen“. Genau das beherzigten die Sachsen-Anhalt-Liga-Handballer des Glinder HV „Eintracht“ am Sonnabend in der Salzland-Sporthalle in Staßfurt. Neun Spieler waren dabei, selbst Torsten Freiberg, eigentlich Betreuer der Mannschaft, streifte sich für den Notfall ein Trikot über. 14 Spieler standen auf Seiten des HV Rot-Weiss Staßfurt zur Verfügung. Doch die fanden wenige Mittel gegen die langsam spielenden Glinder, verloren vor allem in der Abwehr schnell die Geduld und ließen somit viele Lücken zu, welche die Glinder mit einer hohen Effizienz nutzten und zwischenzeitlich mit sieben Toren führten (12:19). Moral zeigten die Staßfurter dennoch und erkämpften sich noch einen Punkt gegen den Underdog (23:23).

Das war aber eben auch nur der einzig positive Aspekt im Spiel der Staßfurter. Hinzu kam eine Zahl, die vor allem Rot-Weiss Trainer Sebastian Retting so gar nicht schmeckte. 24 Fehlwürfe wurden gezählt, „das reicht normalerweise mindestens für zwei Spiele“, machte der Coach deutlich. Freie Würfe wurden über das Tor gesetzt oder landeten im Block. „Wir haben zu früh abgeschlossen“, machte Retting auch eine Hauptfehlerquelle aus. Wenn Staßfurt dann aber doch überlegt spielte, stand bei den Glindern ein Mann im Kasten, der kaum zu überwinden war: Julian Bartels. Reihenweise scheiterten die Staßfurter am Glinde-Schlussmann, der bei einigen Spielern bestimmt für eine schlaflose Nacht gesorgt hat. „Als Aufsteiger konnten wir eigentlich nur gewinnen“, sagte Bartels.

Und genau so ging Glinde ins Spiel. Es dauerte ganze zehn Minuten, bis der Favorit zum ersten Mal in Führung ging (5:4). Aber Glinde sorgte mit ihrer Spielweise dafür, dass der Geduldsfaden der Staßfurter sehr früh riss. Vor dem Tor blieb der Außenseiter ruhig, suchte immer wieder die Abschlüsse. Wenig verwunderlich gingen die Gäste mit einer Führung in die Kabine (12:10).

Den Beginn des zweiten Durchgangs verschliefen die Staßfurter dann vollends. Wenn die Chance zum verkürzen da war, hielt Bartels. Glinde erarbeitete sich ein Polster von sechs Toren (17:11). Dann reichte es Retting, der die grüne Karte auf den Tisch schmiss und seine Mannschaft zusammen trommelte. Lauthals gab es die Befehle.

Es dauerte aber weitere zehn Minuten, bevor die Ansagen fruchteten. „Als wir aufgemacht und mit Leidenschaft gespielt haben, da hat es auf einmal funktioniert“, erklärte Retting. So kam Staßfurt durch Treffer von Tim Steffen und Alexander Ernst wieder auf 17:21 heran.

Die Schlussphase wurde spannend. Die Glinder zeigten nun Schwächen im Abschluss, scheiterten oft an Sebastian Schliwa im Kasten, der das Spiel schnell machte und Bartels dann doch des Öfteren bezwungen wurde. In der 57. Minute traf Lieven Rach zum 22:23 und durfte dann zusammen mit Robert Reiske knapp eine Minute vor dem Ende den Ausgleich bejubeln. Den Rest spielte der GHV sicher runter und sorgte dafür, dass Staßfurt weit weg vom eigenen Kasten blieb. „Wir sind mit dem Gedanken hergefahren, dass wir eine klare Niederlage kassieren. Wie die Mannschaft sich aber präsentiert hat, davor kann ich nur auf die Knie gehen“, sagte ein überglücklicher GHV-Trainer. „Die Jungs dürfen den Punkt auch wie einen Sieg feiern“, meinte Peter Pysall, der nach dem Schlusspfiff beide Fäuste in die Luft streckte.

Und die Gegenseite? Die Blicke der Spieler waren leer. Hat man den Gegner unterschätzt? „Klar spielten die Voraussetzungen eine Rolle, das habe ich meiner Mannschaft auch gesagt. Mehr kann ich nicht tun“, sagte Retting, der in der kommenden Woche eine Reaktion sehen will. „So etwas darf nicht nochmal passieren.“

Staßfurt: Schliwa, Kleinedam - Stapf, Peschke (1), Reiske (9), Ernst (1), Jacobi (2), Steffen (2), Steinbrink, Rach (2), Strnad (1), Schöne (1), Beinhoff, Meißner (4)

Glinde: Bartels - Giesemann, Maynicke (4), Max Kreyenberg (2), Freiberg, Kralik (4), Deumeland (3), Tacke (1), Michael Kreyenberg (9/6)

Zeitstrafen: Staßfurt 6 - Glinde 3

Siebenmeter: Staßfurt 1/3 - Glinde 6/6

Rote Karte (o. B.): Marc Stapf (HV Rot-Weiss Staßfurt, 20.)