1. Startseite
  2. >
  3. Sport
  4. >
  5. (K)ein normales Derby

Handball (K)ein normales Derby

Lok Schönebeck empfängt im Kreisduell die TSG Calbe. Während die Gäste die Bedeutung herunterspielen, herrscht bei Lok Nervosität.

Von Enrico Joo und Tilman Treue 08.09.2017, 23:01

Schönebeck/Calbe l Dirk Schedlo weiß einfach, wie der Hase läuft. Beim Anruf der Volksstimme wartet der Schönebecker Trainer nach der kurzen Begrüßungsformel die erste Frage gar nicht erst ab. Braucht er nicht. Er antwortet in den luftleeren Raum und bringt es trotzdem passend auf den Punkt. „Wir freuen uns“, sagt er kurz und knapp. „Ich weiß, dass einige Spielerinnen jetzt schon nervös sind.“ Einen Tag vorher. Das ist bezeichnend.

Am Sonnabend steht um 17.30 Uhr das wichtigste Derby der Sachsen-Anhalt-Liga an. Die SG Lok Schönebeck empfängt die TSG Calbe. Die von der Elbe die von der Saale. Das Duell der Rivalen war in den vergangenen Jahren oft umkämpft. Es überrascht nicht, wenn Schedlo sagt: „Das ist ein 50:50-Spiel.“ Ein Spiel auf Augenhöhe also. Das letzte Aufeinandertreffen im Februar in der Liga gewann Schönebeck zwar 27:21. Für Schedlo hat das aber keine Aussagekraft. „Calbe hat sich komplett verändert. Das hat nichts zu sagen.“ Und: „Vergangene Woche hat Calbe ein Ausrufezeichen gesetzt. Das sollte uns hellhörig machen.“

Emotionen ja, Nervosität ja. „Wir müssen das in die richtigen Bahnen lenken“, sagt Schedlo. Ein Spiel wie jedes andere? Nein, das ist es keineswegs. Anders sieht das die TSG. Gäste-Trainer Frank Falke möchte in die Begegnung keine unnötigen Emotionen hineinlegen: „Es ist ein Punktspiel, wir fahren da hin und würden natürlich gern die zwei Punkte mitnehmen.“ Personell kann die TSG diesmal auf einen breiteren Kader als in der Vorwoche zurückgreifen. „Dadurch haben wir mehr Möglichkeiten zu variieren“, erklärt der Trainer, weiß aber auch, dass die Karten bei jedem Anpfiff neu gemischt werden. Ein erster Unterschied zu TuS Magdeburg: „Wir müssen uns auf die robuste Gangart der Lok-Abwehr gefasst machen“, blickt er voraus, spricht von Respekt, aber nicht von Ehrfurcht. Dass Schönebeck ebenfalls auf Sieg spielen wird, sicherlich auch, um sich von der zu hoch ausgefallen Niederlage gegen den Dessau-Roßlauer HV zu rehabilitieren, steht für ihn außer Frage. Dennoch betont er, „wir haben uns nicht speziell auf dieses Spiel vorbereitet, sondern weiter an den Schwerpunkten, vor allem im Bereich der Tiefenbewegung gearbeitet.“ Alles weitere wird sich ohnehin erst entwickeln, wenn sich die beiden Kreisrivalen gegenüberstehen. Wenn sich geklärt hat, wer die tragenden Kräfte sein werden und wie sie miteinander umgehen.

Sicher kann Carolin Schedlo auf Lok-Seite so ein entscheidender Faktor sein. Die Tochter des Trainers kann mitspielen. Das verriet Dirk Schedlo. Es hatte sich kurzfristig ergeben, dass die erfahrene Linkshänderin nicht beruflich verhindert ist. Vergangene Woche in Dessau hatte sie noch gefehlt. „Sie hat ausreichend Derby-Erfahrung“, weiß Schedlo. Und so den sehr jungen Handballerinnen auf der anderen Seite sehr viel voraus.

Für die TSG-Spielerinnen ist die Situation eine andere als vor einer Woche im Auftaktspiel gegen TuS Magdeburg. Es wird sich zeigen, wie die TSG, die vergangene Woche fast mit einer U 21 aufgetreten war, die ungewohnt hitzige Atmosphäre meistert. Die Aufgabe hingegen ist dieselbe: In das Spiel hineinfinden, richtig agieren, das Tor in den Blick nehmen. Falke vertraut seinem Team und ist überzeugt: „Sie haben hart gearbeitet und sich entwickelt. Die Zeit ist reif für einen Sieg.“ Dass der Gegner nun gerade Schönebeck heißt, gibt der Spielplan vor, am Ende zählen aber nur zwei Punkte.