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Handball Kleines Wunder für die TSG Calbe

In einem spannenden Kreisduell nahm Calbe in der Sachsen-Anhalt-Liga gegen den HC Salzland beim 22:21-Sieg Revanche für das Hinspiel.

Von Enrico Joo 18.03.2018, 23:01

Calbe l Erst nestelte Pierre Altnau nervös an seinem Halsband herum, das mit dem großen „B“ anzeigte, dass er der Trainer vom HC Salzland 06 ist, dann plusterte er die Backen auf. Eine tiefe Symbolik steckte in der Szene, die das Kreisderby in der Sachsen-Anhalt-Liga am Sonnabend zwischen der TSG Calbe und dem HC Salzland 06 gut auf den Punkt brachte.

Mit 22:21 (9:10) konnten die Saalestädterinnen die favorisierten Salzländerinnen in die Knie zwingen. Und gerade Altnau mit den dicken Backen war überhaupt nicht einverstanden, wie seine Mannschaft nach einem 13:11-Vorsprung (38.) innerhalb von sieben Minuten fast das komplette Spiel wegwarf. Auf einmal lag der HCS 13:16 hinten (45.). Was auch daran lag, dass die TSG all ihre Unsicherheit über Bord warf und mit druckvollem Spiel aus dem Positionsangriff sich geduldig Tor um Tor erarbeitete.

Calbes Trainer Frank Falke strahlte natürlich nach den zwei so wichtigen Punkten im Abstiegskampf. „Das war ein kleines Wunder. Wir waren der klare Außenseiter. Wir brauchen dieses Glücksgefühl, auch einmal mit einem Tor zu gewinnen. Wir werden das sacken lassen und genießen.“

Wie es zu der spielerischen Metamorphose kam? „Wir sind ein bewundernswert hohes Tempo gegangen, haben mit der offensiven und mal defensiven 3:2:1 auch fünf oder sechs Fehlpässe erzwungen, sind dann auch vorn in die Nahtstellen gegangen, wo es weh tut.“ Oder anders ausgedrückt: Calbe marschierte endlich einmal über die fast komplette Spielzeit mit viel Mut und Selbstvertrauen über das Parkett. Dazu kam dann in der entscheidenden Phase auch eine starke Leistung von Michaela Möhring im Kasten. So kratzte Möhring beim Spielstand von 22:20 (59.) den Ball von Janine Kriebel von Linksaußen aus der Ecke. Kurz danach vereitelte sie auch noch eine Doppelchance durch Lisa Franziska Wolff-Reike und Stevie Mittwollen (60.). So kam der HCS zwar auf ein Tor heran, aber nicht mehr zum Remis.

Natürlich hat der HC Salzland nicht sein ganzes Potenzial abgerufen. Altnau war nicht zufrieden. Wobei es kleine Dinge waren, die am Ende für ihn das Spiel entschieden. So hatte Christiane Jacobi in der 53. Minute die einzige Zeitstrafe des Spiels für die Gäste kassiert. „Das hat uns aus dem Konzept gebracht“, so Altnau. Aber auch davor schon war viel Sand im Getriebe. „Die Chancen waren da, aber uns hat die Lockerheit gefehlt. Wir hätten in der ersten Halbzeit schon auf fünf oder sechs Tore davonziehen können, verwerfen dann aber zu viele Bälle, machen Fangfehler und zu viele technische Fehler. Da waren die Mädels vielleicht zu aufgeregt.“

Vielleicht hat da eine Jo-Ann Brunne im Rückraum gefehlt? „Sie hätte wohl ein bisschen Leichtigkeit ins Spiel gebracht“, mutmaßte Altnau. Aber das ist freilich reine Spekulation. Fakt ist: In den entscheidenden Phasen wurde der HCS zu hektisch und verlor den Faden, fand kein Mittel mehr gegen die sehr stabile offensive Abwehr der TSG.

Die entschied nämlich das Spiel. „Beide Deckungsreihen waren stark“, sagte Falke. Aber gerade Calbe zwang Salzlands Yvonne Sachse und Stevie Mittwollen zu schwierigen Würfen. Das Rückzugsverhalten der Saalestädterinnen war vorbildhaft. „Ich ziehe den Hut vor den Damen. Wir hatten wieder nur eine Wechselmöglichkeit. Da braucht man jede Spielerin doppelt. Die Mannschaft ist der Star“, so Falke. Und doch bekamen gerade die Außenspielerinnen eine Sonderstreicheleinheit. „Es ging viel über Linksaußen Schelli (Michelle Feilhaber, Anm. d. Red.) und Inga (Thomas, Anm. d. Red.) hat sich auf rechts endlich mal getraut“, lobte Falke.

Ja, die zwei Punkte waren vielleicht die wichtigsten der Saison. „Vielleicht haben wir uns heute das Glück erarbeitet. Ich denke, dass wir verdient als Sieger vom Platz gegangen sind.“ Und seine Frauen? Hatten die nach dem Spiel Feierausgang? Falke lachte. „Die können so lange feiern, wie sie wollen. Hauptsache mein Garten bleibt intakt“, sagte er. „Ich werde das heute Abend bei einem Bier genießen. Erst dann bin ich aus dem Tunnel heraus.“ Erst dann ist die Anspannung im Abstiegskampf von ihm gewichen. „Ich habe ja schon vor der Saison gesagt, dass ich eine Entwicklung in der Mannschaft sehen möchte. Das war jetzt ein Riesenschritt.“ So klingt pures Glück.

Calbe: Möhring, Weber – Mennecke (1), Schumann, Wurbs (5), Sroka (5/3), Wenzel (1), Thomas (1), Feilhaber (4), Schreiber (5), Heinrich

HCS: Braune, Ellermann, Grenzer – Wolff-Reike, Mittwollen (7/3), Teumner, Nahrendorf (1), Friedrichs, Sachse (8), Kriebel (1), Jacobi (2), Hähnel (2)

Siebenmeter: Calbe 3/3 – HCS 3/3 Zeitstrafen: Calbe 4 – HCS 1