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Handball Wiedersehen von guten Bekannten

Die Rollen sind klar verteilt, wenn Lok Schönebeck die TSG Calbe empfängt. Beim Aufeinandertreffen offensiver Teams ist die TSG Favorit.

Von Enrico Joo 01.09.2017, 23:01

Schönebeck/Calbe l Vier Jahre, fünf Monate, zwei Wochen und vier Tage sind eine zuweilen verdammt lange Zeit. Viel Wasser ist seit dem 16. März 2013 von der Saale in die Elbe geflossen und bei den Handball-Mannschaften der SG Lok Schönebeck und der TSG Calbe hat sich naturgemäß viel getan. Wenn die Teams am Sonnabend (Anwurf 17.30 Uhr) das erste Mal seit viereinhalb Jahren wieder in einem Pflichtspiel aufeinandertreffen, sind zumindest die Vorzeichen ähnlich. In der Saison 2012/2013, als Calbe in die Mitteldeutsche Oberliga aufstieg und Schönebeck in die Verbandsliga abstieg, war die TSG zweimal erfolgreich. Zu Hause gab es ein 38:17, auswärts ein 25:18.

Sowohl Henning Stapf als auch Andreas Wiese waren da noch nicht in Amt und Würden. Sie können also keine alten Geschichten erzählen, aber Weggefährten sind die beiden allemal. Viele Jahre spielten Stapf, Trainer bei der SG Lok, und Wiese, Coach der Calbenser, zusammen in Glinde. „Wir haben ein gutes Verhältnis“, sagt Wiese. „Wir schreiben uns ab und zu Nachrichten.“ Man kennt und schätzt sich, kennt die Spieler der anderen Mannschaft. Auch von gelegentlichen Testspielen. Unbekannte Variablen sind nicht am Start.

Doch wie ist das eigentlich? Lok gegen Calbe? Ist da Hass und Neid dabei beim Lokalderby? Ganz so arg ist das nicht. „Das wäre übertrieben, das so zu bezeichnen“, erklärt Stapf. „Das sind freundschaftliche Verhältnisse.“ Wiese zumindest gibt zu: alltäglich ist das mit dem Derby nicht. „Ich bin schon seit Montag aufgeregt“, sagt er. „Ich habe schon vor dem Spiel gegen Post Magdeburg über das Derby nachgedacht.“ Wie trainiert man? Wie motiviert man? Wie stellt man auf? Solche Fragen schwirrten in Wieses Kopf herum.

Voll wird es werden in der Franz-Vollbring-Halle. Und ganz sicher wird es ein offensives Spektakel werden. Denn beide Mannschaften sind für gepflegten Konterhandball bekannt. Ob Lok gegen Calbe genauso spielt wie in der vergangenen Saison? Wie will Schönebeck dem Favoriten den Schneid abkaufen? „Ich habe ein Rezept im Kopf. Verraten wird das aber nicht.“ Stapf lacht. Vielleicht hat der Lok-Trainer auch aus der Spionage in Calbe vergangene Woche Freitag Erkenntnisse gezogen. Stapf war Zuschauer beim Ligaspiel der Calbenser gegen Post Magdeburg. Natürlich weiß Stapf um die Qualität der ambitionierten TSG. Jemanden herausheben will er gar nicht. „Calbe ist viel zu ausgeglichen besetzt und verfügt über ein gutes Mannschaftsspiel. Wir werden versuchen, sie so lange zu ärgern, wie es geht.“ Klar ist aber auch: Wie schon beim ersten Spiel in Langenweddingen hat es der Spielplan nicht gut gemeint mit der Lok. „Das sind richtige Kracher.“ Vielleicht kann Schönebeck mit der Euphorie punkten. Die ist noch immer da nach dem Aufstieg. Stapf war zudem erstaunt, dass seine Spieler in Langenweddingen so betont cool aufgetreten waren, trotz der Niederlage. „Das hat mich verwundert, dass die Jungs nicht so große Nerven gezeigt haben.“ Calbe wird gewarnt sein.

Die TSG ist aber selbst selbstbewusst genug. „Wir müssen über das Tempo kommen“, sagt Wiese. Auch mit dem kleinen Kader. Mit Daniel Gieraths (Fieber), Ron Barby (Prellung) und Florian Lück (Urlaub) fehlen drei Leute. Felix Kralik ist auf Rügen, könnte aber rechtzeitig aus dem Urlaub zurückkehren. „Manchmal ist es aber gut, einen kleinen Kader zu haben. Da brauch ich mir keine Gedanken über die Aufstellung zu machen“, so Wiese. Wie er Lok erwartet? „Schönebeck ist für mich eine Wundertüte.“ Mit guten Spielern. „Martin Schröder ist der Kopf, aber auch Mario Meißner und Robert Knörich darfst du nicht heiß laufen lassen.“ Wichtiger für Calbe ist aber der Blick auf die eigene Sieben. Das gebietet das Selbstbewusstsein. Die Rollen sind klar verteilt. Aber Derby ist eben Derby. Da gelten Regeln wie bei Pokalspielen im Fußball. „Das hat seine eigenen Gesetze“, sagt Wiese. Am Sonnabend werden die Zuschauer sehen, wie die Spielregeln lauten. Beim ersten Derby seit viereinhalb Jahren.