Laufsport Gaensefurther sind harte Knochen
Sabine und Jens-Uwe Börner aus Gaensefurth lieben ihren Sport - und teilen ihre Lauf-Erlebnisse mit.
Fröttstädt l Wer den 73,5 Kilometer langen Rennsteiglauf geschafft hat, der hält vielleicht auch die 100 Kilometer beim Thüringen Ultra durch? So keimten erste Gedanken bei Jens-Uwe und Sabine Börner von der Gaensefurther Sportbewegung, die immer mehr Gestalt annahmen. Um auch die letzten Zweifel bei der Gattin auszuräumen, schien die Idee einer Staffel, in der jeder nur die Hälfte läuft und den Rest mit dem Fahrrad absolviert, als ausgemachter Deal. Und so machten sich die Gaensefurther Jens-Uwe und Sabine Börner zum Thüringen Ultra auf und zeigten auch ihren Laufkollegen aus dem Schönebecker Raum was Extremsport mit einem anstellt.
Der eine oder andere Marathon musste als Trainingseinheit herhalten. Beide Bode-Runners waren also gut auf die Herausforderung eingestellt. Bereits am Vorabend bezog man Quartier auf der Wiese direkt am Start. Auf der großen Informationstafel folgten die Augen etwas ungläubig der gekennzeichneten 100-Kilometer-Runde durch den Thüringer Wald. Steffi Reich, Blau-Weiß Hettstedt, winkte ab: „Das wird halb so schlimm Bienchen, deine 54 Kilometer laufen sich ganz gut. Nur die sieben Kilometer Asphalt, kurz vor dem Wechsel, werden dir ewig vorkommen – das zieht sich dann nochmal.“ Ja gut, vor dem Laufen hatte Börner keine Angst. Das Radfahren war eher die unbekannte Größe. „Kein Problem!“, warf der erfahrene Radbegleiter Walter Büchner in die Runde: „Die wirklich krassen Anstiege schieben wir und wenn es ganz hart auf hart kommt, fahren wir auf der Straße eine Abkürzung.“ Das kommt ja gar nicht in die Tüte, dachte sich Börner und schaut verwegen auf die vielen Hightech-Räder, denen der eigene Drahtesel wohl kaum das Wasser reichen konnte. Nachdem alle Startvorbereitungen abgeschlossen waren, ging es frühzeitig in die Federn, denn um 3 Uhr sollte der Wecker gedrückt werden.
Eine wirklich unschöne Weckzeit. Der leise Gang über den verschlafenen Zeltplatz endete abrupt am großen Verpflegungszelt. Am Frühstücksbuffet herrschte hektisches Gewimmel. Sabine löffelte ihr angerührtes Müsli vom Vorabend und beobachtete die Vorbereitungen der Ultraläufer genau. Trinkrucksack, Startnummer und bloß nicht den Transponder für die Zeitmessung vergessen! Kurz vor vier hatte es dann auch Jens-Uwe an den Start geschafft. Um 4 Uhr Start der Ultraläufer. Von den 254 Teilnehmern werden am Ende 22 Läufer die 100 Kilometer entfernte Ziellinie nicht erreichen. Sabine schaute dem Tross heulend hinterher. Zu ergreifend, zu wenig Schlaf, zu viel Aufregung in den vergangenen Tagen brachen jetzt einfach so aus ihr heraus. Ein Schulterschlag der Freunde musste reichen, denn jetzt war jeder mit sich selbst beschäftigt. Mit dem Startschuss der Staffelläufer um fünf legte sich die Aufregung. Als Erwärmung durften die ersten vier Kilometer im flachen Terrain absolviert werden, die beeindruckenden Berge grüßten bereits aus der Ferne. Ruhig rollten die Räder neben den Läufern über Asphalt und mit Laucha war auch bald die A4 unterquert. „Dreh dich mal!“, ordnete Jens-Uwe an und sogleich zauberte der Sonnenaufgang ein breites Grinsen in Sabines Gesicht.
18.03 Uhr Zieleinlauf nach 13 Stunden und der schönste Satz des Tages kam von Walter: „Sabine, du bist ein harter Knochen!“ Was für ein Ritt, was für eine Erfahrung! Ultra kann man, muss man aber nicht. Diesen Lauf hätte Sabine vielleicht schon viel eher machen müssen.