Erfolg macht gierig

Schönebeck l Dunkel war es bereits im Schönebecker Stadtteil Felgeleben, der Abend mitten in der Woche weit fortgeschritten. Wenn es ruhiger wird im Winter, legen die Menschen ihre Füße hoch, schauen fern. Die Kleinen daddeln etwas an der Konsole oder am PC. Doch in der urigen Sporthalle in Schönebeck wurde es wuselig.

Zack, zack, zack. Schnellen Schrittes legte Elias Kühne die wenigen Meter zu den Tischtennis-Platten zurück, die noch im Lager standen, von dem Junior aber nun mit Akribie und viel Liebe herausgezogen wurden. Elias ist acht Jahre alt und liebt Tischtennis. Das sieht man sofort.

Da stand der kleine Dreikäsehoch und konnte es nicht abwarten, dass Christian Gerlach endlich das Zeichen dafür gibt, dass es losgehen kann. Gerlach leitete das Training des Nachwuchs, spielt selbst bei Union und ist zudem der Vater des kleinen Elias.

Gemeinsam beginnen beide das Training mit Aufschlägen. Doch daraus entwickelte sich schnell ein guter Ballwechsel. Erst im Dezember 2015 begann Elias mit dem Tischtennis bei Union. Seitdem sammelte der Junge auf Kreisebene zahlreiche Erfolge. Im C-Bereich (zehn Jahre oder jünger), in dem Elias spielt, ist der junge Akteur „konkurrenzlos“, wie es sein Vater beschreibt. Selbst im B-Bereich (zwölf Jahre oder jünger) überzeugt Elias und erzielt gute Leistungen gegen deutlich Ältere. Trotz des Altersunterschieds von bis zu vier Jahren hat Elias kaum Nachteile. „Das Körperliche, was ihm noch fehlt, das gleicht er mit Talent aus.“ Und das fällt direkt ins Auge. Mit präzisen Aufschlägen und gutem Reaktionsspiel entwickelte sich aus dem leichten Aufwärmprogramm ein Spielfluss. Doch ohne geschulte Einheiten wäre das nicht möglich. Durch ein kompetentes Training wird das Talent von Elias weiter gefördert. „Mit Campingplatz-Ping-Pong erreicht man nicht viel.“ Hinzu kommt, dass der Unioner auch im Landesstützpunkt in Biederitz trainiert. So schaffte es das junge Talent in den Landeskader, in dem Elias ebenfalls der Jüngste war. Zudem erhält er alle vier bis sechs Wochen Einladungen zu Trainingslagern, an denen er teilnimmt.

Neben den zahlreichen Erfolgen, bei den Bezirksmeisterschaften wurde der junge Spieler im Einzel Dritter und im Doppel Erster, musste Elias aber auch schon die eine oder andere Niederlage hinnehmen. Aber auch das gehört dazu, „und er steckt die gut weg“, bestätigte sein Vater. „Es ist trotzdem zu sehen, dass er große Sprünge macht. Und wenn er mal verliert, dann mit Anstand.“ Aber die Anzahl der Siege überwiegt bei weitem die der Niederlagen. Selbst wenn es im Training einmal nicht so funktioniert, dann atmet Elias einmal durch und konzentriert sich auf den nächsten Ballwechsel.

Der Höhepunkt im Jahr 2017 für den jungen Unioner war das Sichtungstraining vom Deutschen Tischtennis-Bund. Aus acht Verbänden wurden jeweils vier Nachwuchsspieler nominiert. Im Tischtennisverband des Landes Sachsen-Anhalt zählte Elias zu den Auserwählten. 14 Mädchen und 18 Jungen nahmen dran teil. Im C-Bereich erreichte der Unioner den neunten Platz. Noch drei Mal kann Elias zu diesen Sichtungsturnieren eingeladen werden, um zu versuchen unter die besten Zwei zu gelangen, die dann den nächsten Schritt absolvieren können. Motiviert ist Elias, sogar im Training. Nicht schnell genug können die Bälle über das Netz geschlagen werden, teilweise sogar so schnell, dass sein Vater kaum mit der Annahme hinterher kommt.

Doch wenn die Lichter in der Halle ausgehen und die sportliche Anstrengung für einen Moment ruht, „dann ist Elias ein ganz normaler Junge. Die Schule steht nicht an erster Stelle der Motivationsliste“, verrät sein Vater. Neben Karten spielen und „zocken an der Konsole“ ist der Bewegungsdrang von Elias unermüdlich. Der Achtjährige spielt zudem gerne Fußball, wie der junge Unioner selbst bestätigt. Zu seinen Vorbildern zählt Elias ganz bescheiden seinen Vater, aber die Top-Spieler der Weltrangliste wie Dimitrij Ovtcharov und Timo Boll sind Elias bestens bekannt.