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Leichtathletik Egelnerin Jessica Graf hadert beim Erfurter Sportfest mit Beschaffenheit des Stabs Der Kopf erschwert den Erfolg

17.01.2015, 01:07

Nicht zu viel denken, einfach machen: Was so einfach klingt, ist für die Egelnerin Jessica Graf eine tägliche Herausforderung. "Ich stehe mir zu oft selbst im Weg", sagte die 20-jährige Leichtathletin vom Mitteldeutschen Sportclub. Es ist ihr Kopf, der ihr das Leben oftmals schwer macht. Beim Stabhochsprung zum Beispiel.

Erfurt (sam/chj) l Beim Sportfest des Thüringer Leichtathletik-Verbandes in Erfurt haderte die Egelnerin schon beim Einspringen mit sich. Ihre Körpersprache wirkte alles andere als souverän. Eher ein wenig niedergeschlagen.

Was sie so herunterzog, war ihr Stab. "Beim Einspringen habe ich einen härteren Stab benutzt. Es funktionierte gar nichts. Ich bin nur durchgelaufen. Für mich war das keine optimale Vorbereitung auf den Wettkampf", sagte Graf, die sich nach kurzer Rücksprache mit ihrem Trainer Hans-Ulrich Riecke für die weichere Variante entschied. Ebenso für einen verkürzten Anlauf.

Das gute Gefühl kam zurück. Die Höhen von 2,80 und 2,90 Meter meisterte sie souverän im ersten Versuch. Bei drei Metern brauchte sie zwei Versuche, ehe sie die Latte überflog. Das Aus kam bei 3,10 Metern. "Das Problem mit einem weichen Stab ist, dass er mich in die Latte reinschiebt." Der Stab war also zu weich für die etwas größeren Höhen, die sie bereits übersprungen hat. Ihre Bestleistungen stehen bei 3,10 (Halle) und 3,20 Meter (Freiluft).

Um noch höher hinaus zu kommen, ist die Wahl eines härteren Stabes eigentlich die logische Konsequenz. Doch so einfach ist das bei Graf nicht. "Wenn ich mit einem härteren Stab loslaufe, biege ich ihn an und höre dann auf zu springen. Vom Kopf her bin ich noch nicht soweit. Ich probiere es aber weiterhin im Training, um bei den kommenden Wettkämpfen auch mit der härteren Variante anzugreifen." Trotzdem hat sie ihr primäres Ziel erreicht: keinen Wettkampf unter drei Metern.

Was beim Stabhochsprung ebenfalls eine wichtige Rolle spielt, ist die Schnelligkeit beim Anlauf. Zum Trainingsprogramm der ehemaligen Mehrkämpferin gehört auch der Sprint, dem sie weiterhin wohlgesonnen ist. "Ich trainiere die 60 Meter, damit ich eine gewisse Grundschnelligkeit beim Stabhochsprung habe." Somit gehören die 60 Meter zu einer ihrer beiden favorisierten Disziplinen im Wettkampfprogramm. Graf erwischte einen guten Start, kam als Zweite aus dem Block und musste auf den letzten Metern lediglich einen Rang einbüßen. Sie wurde in 8,30 Sekunden Dritte.

"Der Lauf hat sich richtig gut angefühlt. Die Zeit war in Ordnung", zeigte sich die Egelnerin zufrieden. Ein bisschen haderte sie aber mit den letzten Metern. "Bis zur Hälfte war ich gut dabei. Hinten raus fehlt mir einfach die Kraft, um das Tempo durchzuziehen." Dennoch steigerte sie ihre Leistung im Vergleich zu ihren beiden vorigen Wettkämpfen. Vor zwei Wochen in Magdeburg trommelte sie eine 8,36 auf die Bahn, eine Woche später standen in Hannover 8,37 Sekunden auf der Anzeige. Ihre Bestzeit steht bei 8,16 Sekunden, gelaufen im vergangenen Jahr bei den Hallen-Landesmeisterschaften in Halle.

In die Region ihrer Bestzeit will die Studentin der Sozialwissenschaften bei den kommenden Landesmeisterschaften in Halle (24. Januar) vorstoßen. "Die Tendenz zeigt nach oben. Das stimmt mich zuversichtlich." So zuversichtlich, dass sie nun auch beim Stabhochsprung mal richtig Gas geben könnte. Wenn da nur nicht immer der Kopf wäre.