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Fußball Atzendorf spielt gute Saison

Die Hinrunde hatte die ZLG Atzendorf auf Rang vier der Landesklasse III abgeschlossen. Trotz Platz neun am Ende herrscht Zufriedenheit.

Von Enrico Joo 05.07.2018, 23:01

Atzendorf l In Ruhe kann der Mensch gut arbeiten, frei sein im Kopf und gedanklich in die Ferne schweifen, kreativ sein, um neue Ideen und Projekte zu entwickeln. Bloß keinen Stress machen oder Unruhe verbreiten, das tötet jeden Geistesblitz. Denkt der Beobachter an die Saison 2017/2018 der ZLG Atzendorf in der Landesklasse III zurück und fragt sich, warum der kleine Verein die beste Saison seit fünf Jahren gespielt hat, dann muss bei näherer Betrachtung unweigerlich dieses Wort in den Sinn kommen: Ruhe.

Braucht es ein Synonym für einen bedächtig arbeitenden aber fleißigen Verein, dann ist das die ZLG Atzendorf. Das fängt bei den tschechischen Spielern an, die jedes Wochenende eine kleine Ochsentour aus ihrer Heimat unternehmen, nur um bei ihrem Verein spielen zu können. Das reicht über den Haudegen an der Seitenlinie, Heinz Weile, der mit seinen 65 Jahren eine knisternde Autorität, aber auch Gelassenheit ausstrahlt. Gespeist von jahrzehntelangen Erfahrungen im Fußball-Geschäft. Ihn kann fast nichts erschüttern, aber er kann viel geben. Und das gipfelt im sportlichen Leiter Bernhard Knoll, der mit seinen analytischen Fähigkeiten im Hintergrund aus einem über viele Jahre abstiegsgefährdeten Verein eine Mannschaft gezimmert hat, die in der abgelaufenen Spielzeit im ersten Drittel hätte einlaufen können.

Am Ende wurde es „nur“ der neunte Platz, obwohl die Atzendorfer zwischendurch auf Platz vier gestanden hatten. Warum es nicht mehr wurde? Der Winter ist schuld. Durch die vielen Spielausfälle in der kalten Jahreszeit hatten die Blau-Weißen im Frühjahr fünf englische Wochen in Folge zu absolvieren. Beim eng bemessenen Kader war das vor allem eine Kraftfrage, die zum Ende Punkte gekostet hat. „Die letzten drei bis vier Spiele haben wir ein paar Punkte liegengelassen“, sagt Knoll.

Aber das trübt das Gesamtfazit nur unwesentlich. „Wir haben uns an die oberen Mannschaften herangepirscht. Mit der Hinrunde sind wir sehr zufrieden, die wir auf dem vierten Rang abgeschlossen haben. Die Vorbereitung für die Rückrunde war aber sehr kompliziert. Trotzdem haben wir noch 23 Punkte nachgelegt“, freut sich Knoll. Am Ende standen 47 Zähler im Leistungsnachweis. Nur drei Punkte fehlten zu den anvisierten 50. „Das i-Tüpfelchen wäre der Pokalsieg gewesen“, so Knoll. Im Finale des Salzlandpokals verloren die Atzendorfer aber gegen den FSV Rot-Weiß Alsleben mit 4:6. Auch, weil im leeren Tank der ZLG kein Tropfen mehr übrig war, um in den entscheidenden Phasen zurückschlagen zu können. „Das ist ein bisschen ärgerlich. Vielleicht wäre mehr möglich gewesen, wenn wir nicht die vielen englischen Wochen gehabt hätten“, erzählt Knoll. „Aber das ist spekulativ.“ Der Konjunktiv bringt den Atzendorfern den Pokalsieg ja auch nicht zurück.

Und doch bleibt hängen, dass die ZLG Atzendorf in der vergangenen Spielzeit sehr viel mehr Potential hatte als in den Vorjahren. Ist vielleicht sogar noch mehr möglich in Zukunft? Knoll schiebt einen Riegel vor. „Da, wo wir sind, ist es schön“, sagt er. Ein Medaillenplatz oder gar ein Aufstieg in die Landesliga sind utopisch. Nun geht es erst einmal in der Landesklasse IV weiter, der neuen am Reißbrett erschaffenen Staffel. Auch da soll wieder ruhig und bedächtig gearbeitet werden mit geberfreudigem Umfeld. „Wir werden von unseren Sponsoren gut unterstützt“, freut sich Knoll.

Die Sponsoren werden auch weiter Geld geben wollen, weil die Atzendorfer in der vergangenen Saison viele gute Spiele absolviert haben. „Drei bis vier Spiele waren richtig gut“, schätzt Knoll ein. Er denkt da an das 3:0 beim ambitionierten Oscherslebener SC am 2. Dezember 2017. „Da haben wir den Gegner total beherrscht“, blickt Knoll zurück. Auch der 3:0-Heimerfolg am 28. Oktober 2017 gegen den Quedlinburger SV zählte zu den Schlaglichtern. In der Rückrunde hatte es Knoll der 4:2-Erfolg in Nienburg am 7. April angetan. „Aber auch das Remis in Darlingerode (2:2 am 18. April, Anm. d. Red.) war bemerkenswert, weil wir da nur elf Mann waren.“

Nicht nur bei diesem Spiel war Atzendorf chronisch unterbesetzt. Gerade bei den Mittwochs-Spielen hatte die ZLG große Probleme, einen spielfähigen Kader zusammenzutrommeln. Da wollte man nicht mit Trainer Weile tauschen, der sich jede Woche neue taktische Systeme überlegen musste mit absoluten Not-Teams. Trotzdem punkteten die Blau-Weißen dank des Mottos „kontrollierte Offensive“ fleißig. Weile hatte einen großen Anteil. „Er leistet gute Arbeit, ist sehr ehrgeizig“, lobt Knoll. Auch im Rentner-Alter hat der Coach noch Lust, er wird eine weitere Saison dranhängen. Das ist ein Glücksgriff für die ZLG Atzendorf.

Was folgt in der neuen Saison? Es sind kleine Ziele, die der Verein hegt. „Wir wollen etwas offensiver spielen“, so Knoll. „Und keinen antiquarischen Fußball spielen wie Spanien oder Deutschland bei der WM.“ Schnelles Umschalten statt Ballbesitz-Fußball soll auch in Atzendorf einkehren. Wenn auch freilich qualitativ in viel kleinerem Rahmen.

Dafür werden kleine Korrekturen am Kader vorgenommen. Top-Stürmer Sebastian Tolle hat den Verein Richtung Haldensleber SC verlassen. Marc Burdack spielt in der neuen Saison für den SV 09 Staßfurt. Ob die drei tschechischen Spieler Lukas Fiser, Karel Tupy und Petr Hranicka weiter in Atzendorf spielen, ist noch offen. Aber es gibt auch Neuzugänge. Philipp Horn kehrt nach Stationen in Aschersleben und Quedlinburg nach Atzendorf zurück, Chris Güttel kommt vom SC Seeland. „Er hat Potential und wird gut einschlagen“, ist sich Knoll sicher. Dazu gibt es mit Timo Schäfer einen weiteren Rückkehrer. Am 10. Juli ist Trainingsauftakt. Dann beginnt die neue Saison für die skandalfreie ZLG Atzendorf.