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Fußball Auch ohne Urlauber scheint die Sonne

Mit zwei Siegen gegen Ligakonkurrenten zog die TSG Unseburg/Tarthun erstmals in das Halbfinale des Sparkassen-Cups ein.

Von Dennis Uhlemann 23.07.2018, 23:01

Unseburg l „Wer suchet, der findet“, heißt es in einer biblischen Redensart. Doch Tino Kirst hat da momentan so seine Probleme. „Ich suche ja immer etwas zu meckern, aber momentan finde ich nichts“, beschreibt der Coach lächelnd die aktuelle Lage bei der TSG Unseburg/Tarthun aus der Salzlandliga. „Die Vorbereitung läuft bislang perfekt.“ Und das nicht nur aber vor allem aufgrund des guten Abschneidens im Sparkassen-Cup. Am Sonntag erreichten die Schwarz-Gelben zum ersten Mal in ihrer Vereinsgeschichte das Halbfinale des traditionellen Vorbereitungsturniers.

Nachdem die TSG sich am Freitagabend im Heimspiel mit 2:1 (2:0) gegen den SV Wolmirsleben durchgesetzt hatte, kegelte sie am Sonntag den nächsten Ligakonkurrenten aus dem Wettbewerb. Nach dem 4:3 (0:0)-Erfolg beim VfB Neugattersleben darf sich die Kirst-Elf nun auf ein Halbfinale im eigenen Stadion gegen Verbandsligst Union Schönebeck freuen. Und die zwei Siege am Wochenende waren dabei keinesfalls vorgezeichnet.

Vor allem am Sonntag in Neugattersleben sah es personell recht düster aus. Zwölf Spieler aus dem Kader weilten im Urlaub, nur fünf Stammspieler standen zur Verfügung. „Der Rest des Teams war zusammengeklaut“, formulierte es Kirst überspitzt. Aber auch diese Truppe hat sich „super verkauft“. Eine gewisse Anlaufzeit brauchte Unseburg dann aber doch. Und weil es personell auch beim VfB ähnlich schlecht aussah, war die erste Hälfte der Partie mit mehr Fouls und Fehlpässen als Torannäherurngen nicht wirklich sehenswert.

Der zweite Durchgang hat als Sieben-Tore-Spektakel dann aber alle 53 Zuschauer in den Bann gezogen. Die Teams wirkten wie ausgewechselt. Dabei haben „wir nichts geändert“, so Kirst. „Wir haben nur die Fehler angesprochen und das dann besser umgesetzt.“ Vor allem von der neu formierten Abwehr war er begeistert: „Sie hat einen super Job gemacht.“

Und damit auch die Grundlage für die zahlreichen Angriffe gelegt. Schon eine Minute nach dem Wiederanpfiff war Gabriel Kleider frei durch, scheiterte jedoch am Torhüter. Deutlich besser machte er es fünf Minuten später, als er mit einem starken Pass von Nick Pumptow bedient wurde, sich den Ball am Keeper vorbeilegte und mithilfe des Innenpfostens aus spitzem Winkel traf.

Eine Szene stand dann sinnbildlich für die lebhaften Offensivbemühungen und das frühe Pressing der Gäste. Anee-Jan van der Velde setzte nach und erkämpfte sich den Ball am gegnerischen Sechzehner. Mit einer flachen Hereingabe bediente er den mitgelaufenen Carsten Wallborn mustergültig. Der Routinier aus der zweiten Mannschaft drückte die Kugel aus wenigen Metern jedoch drüber. Zum großen Ärger von Kirst. „Wir hatten wieder gigantische Torchancen und haben so viel liegen lassen. Eigentlich kannst du da gar nicht gewonnen, aber wir haben eben auch das Quäntchen Glück.“

Und auch den nötigen Kampfgeist. Wieder war es van der Velde, der einem Ball hinterher wetzte, den andere Spieler schon aufgegeben hätten. Doch der Offensivspieler kam noch vor der Grundlinie an die Kugel und flankte sie auf Pumptow, der dankend zum 2:0 vollstreckte (62.). Doch die geballte Faust vom Trainer senkte sich schnell. Vom Anstoß weg zog Neugattersleben einen Angriff auf, der zum 1:2 durch Tim Püllicher führte. „Ich habe es befürchtet“, wetterte Kirst.

Spätestens mit diesen beiden Toren nahm das Spiel gehörig an Fahrt auf. Die TSG hatte weiterhin die besseren Chancen, ließ durch Wallborn den nächsten Hochkaräter aus (65.). Doch Pumptow machte es im nächsten Versuch besser und stellte mit seinem siebten Treffer im Wettbewerb auf 3:1 (69.). Die Hausherren lauerten in der Folge auf Konter. Doch die Unseburger hatten mit Jan Moritz einen sicheren Rückhalt, der nicht nur in der 75. Minute gut gegen Alexander Friedrich parierte, sondern den Gästen das Weiterkommen in der Schlussphase sicherte.

Denn mit dem 4:1, Wallborn konnte immerhin noch einen Assist verbuchen und legte das Eigentor von Tobias Hausdorf auf (85.), war das Spiel tatsächlich noch nicht entschieden. Der VfB startete die große Schlussoffensive und kam durch einen Friedrich-Doppelpack in der Nachspielzeit nochmal heran, mehr aber auch nicht. „Es war mir klar, dass es nochmal eng wird. Neugattersleben kann ja auch Fußball spielen“, sagte Kirst. Doch für sein Team reichte es. Und so war die „Zufriedenheit extrem groß“. Denn nur zwei Tage früher hatte seine Elf im Viertelfinale ja schon einen wichtigen Sieg eingefahren. In einem „geilen Derby“ ging es dabei „noch einen Zacken schärfer“ zu. Auch beim 2:1-Sieg gegen die Wolmirsleber „haben wir spielerisch überzeugt, hätten aber schon zur Pause 5:0 führen können“, so Kirst. Stattdessen gab es aber „nur“ zwei Tore. Pumptow köpfte nach einer Ecke zum 1:0 ein (18.), Robin Hohmann erhöhte elf Minuten später auf 2:0.

Weil sich Daniel Gilz eine Gelb-Rote Karte abholte und der SV Wolmirsleben den Druck erhöhte, „wurde es in der zweiten Hälfte schwieriger“, berichtete Kirst. Vor allem nach dem 1:2-Anschlusstreffer von Julien Karasch, der auch auf seinen Bruder Christoph traf. Doch mit einer „kämpferisch absolut überzeugenden“ Leistung haben die Unseburger das Resultat über die Zeit gerettet. Und das gilt wohl für beide K.o.-Spiele vom Wochenende.

Nachdem die TSG Unseburg/Tarthun bislang höherklassigen Teams aus dem Weg gehen konnte, wartet im Halbfinale nun Union Schönebeck. Der Verbandsligist, der gleich drei Klassen über den Schwarz-Gelben zuhause ist, geht als großer Favorit in das Duell. Aber verstecken muss sich die TSG nach der bislang so erfolgreichen Vorbereitung sicher keinesfalls. Denn in Unseburg scheint die Sonne auch ohne die vielen fehlenden Urlauber.

TSG (gegen Wolmirsleben): Moritz - Gilz, Hohmann, Pumptow, Kleider, Beyer, Karasch, Stahn, Evert, Fräsdorf, Ruge

Tore: 1:0 Nick Pumptow (18.), 2:0 Chris Hohmann (29.), 2:1 Julien Karasch (58.); SR: Wondtraschek (Westeregeln), ZS: 98, GRK: Daniel Gilz (40.)

TSG (gegen Neugattersleben): Moritz - M. van der Velde, Wenisch, Pumptow, Kleider, A. van der Velde, Wallborn, Stahn, Stanko (72. Giesemann (86. Gareis), Fräsdorf, Ruge

Tore: 0:1 Gabriel Kleider (53.), 0:2 Nick Pumptow (62.), 1:2 Tim Pülicher (63.), 1:3 Nick Pumptow (69.), 1:4 Tobias Hausdorf (ET, 85.), 2:4, 3:4 Alexander Friedrich (90., 90+4); SR: Müller (Aschersleben), ZS: 53