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Fußball Couragierter Aufritt als Mutmacher

Der SV 09 Staßfurt aus der Landesliga trennt sich im Testspiel vom Verbandsligisten Edelweiß Arnstedt mit einem 3:3 (2:2).

Von Enrico Joo 11.02.2018, 23:01

Staßfurt l Die zwei Spieler auf der Auswechselbank von Edelweiß Arnstedt tuschelten. „Der Schiedsrichter ist Trainer bei der Zweiten, habe ich gehört“, sagte der eine Arnstedter zu dem anderen, mitten im Testspiel am Sonnabend beim Landesligisten SV 09 Staßfurt. „Echt?“, antwortete der Kumpel, worauf der Dialogstarter entgegnete: „Ja, aber was willst du machen? Spiel absagen?“ Das wollte freilich keiner.

Ja, es stimmte. Der Schiedsrichter am Sonnabend im Testkick zwischen Staßfurt und Verbandsligist Arnstedt, der 3:3 (2:2) endete, war vom SV 09 Staßfurt. Christian Krüger leitete das Spiel, weil die eigentlich angesetzten Referees „einfach nicht gekommen waren“, wie er selbst sagte. Die Staßfurter telefonierten dem Staffelleiter und dem Schiedsrichter-Ansetzer hinterher, dort holten sie sich das Okay für die kurzfristige Protokolländerung, dann holte Krüger seine Sporttasche. Das Spiel konnte mit einer halben Stunde Verspätung beginnen. Dank Krüger, der eben nicht nur Trainer der Zweiten und sportlicher Leiter des Vereins ist, sondern zu guter Letzt auch Schiedsrichter.

„Es ist schön, dass er ausgeholfen hat. Er hat sich geopfert“, sagte Staßfurts Trainer Jens Liensdorf. „Er hat das sehr gut gemacht, die Jungs haben ihn in Ruhe gelassen, er hatte leichtes Spiel.“ Natürlich musste man vermuten, dass der Unparteiische aus nachvollziehbaren Gründen unbewusst doch Partei für die Staßfurter ergreifen würde. Im Großen und Ganzen blieb er aber unauffällig. Was ein gutes Zeichen für einen Schiedsrichter ist.

Nur bei den ersten beiden Toren hatte er sich den Frust der Arnstedter zugezogen. Beim 1:0 von Benjamin Kollmann nach Pass von Matthias Härtl (2.) reklamierte Arnstedt Abseits. Was für Krüger ohne Linienschiedsrichter schlecht zu erkennen war. Beim 2:0 durch Härtl hatten ein paar Arnstedter dann ein Foulspiel im Vorfeld beobachtet. Auch hier ließ Krüger weiterspielen.

Danach fand Edelweiß aber besser in das Spiel. Nach zwei Schnitzern der Staßfurter kam der Gast noch vor der Pause zum Ausgleich. Beim 2:1 (13.) spielten die Bodestädter dem Gegner den Ball in die Füße, beim 2:2 (36.) waren die 09er nach einem Pass in die Schnittstelle unaufmerksam, ließen sich so erneut über die rechte Seite der Arnstedter überrumpeln. „Das darf nicht passieren“, grollte Liensdorf. „Solche Fehler müssen wir in der Liga abstellen.“ Insgesamt war der Coach aber zufrieden mit der Leistung, vor allem im Offensiv-Bereich. „Das war ein couragierter Auftritt. Wir waren mutig, haben keinen Angsthasen-Fußball gespielt. Hinten raus hätten wir noch gewinnen können. Das war das beste Spiel der Vorbereitung.“

Dabei sind Spiele gegen Arnstedt immer torreich. Regelmäßig testet Staßfurt gegen die befreundete Mannschaft. „Das sind zwei Teams, die ihr Heil in der Offensive suchen“, so Liensdorf. Und es durfte als Ausrufezeichen gewertet werden, dass die Bodestädter gegen den Dritten der Verbandsliga, ein ambitioniertes Team aus Sachsen-Anhalts höchster Fußball-Liga, der zudem noch fast in Bestbesetzung auflief, mindestens auf Augenhöhe agierten, auch wenn die Arnstedter vor allem in der ersten Halbzeit mehr Ballbesitz hatten.

Ein besonderes Erlebnis hatte dabei Härtl. Der 35-jährige Stürmer kickte bis zum Sommer 2017 für die Arnstedter, traf nun am Sonnabend gegen seinen Ex-Arbeitgeber, für den er drei Jahre lang die Töppen geschnürt hatte. Dazu hatte Staßfurt mit Tobias Witte und Markus Müller zwei weitere Spieler mit Arnstedter Vergangenheit am Wochenende auf dem Rasen. Auch Stefan Stein und Mathias Nagel, die beim Test gegen Edelweiß nicht zum Einsatz kamen, spielten früher für das Team aus dem Landkreis Mansfeld-Südharz.

Man durfte also den Vergleich am Sonnabend getrost als Treffen unter Freunden bezeichnen, aus dem die Staßfurter für den Rückrundenstart in einer Woche gegen die TSG Calbe viel mitnahmen. „Ich habe ein gutes Gefühl“, sagte Liensdorf. Bewusst hatte er das Duell mit Arnstedt, dem stärksten Gegner der Vorbereitungsphase, ans Ende der Testspielserie gestellt. Der Plan ging auf. Genau in diesem Spiel machte der SV 09 unter den Augen von TSG-Coach Marko Fiedler sein bestes Spiel. „Theorie und Praxis haben sich bestätigt“, meinte Liensdorf schmunzelnd.

Staßfurt: To. Witte– Tim Witte (46. Möller), Moye, Müller (46. Abresche), Härtl, Jesse, Kollmann (46. Siegel), Schmidt, Stachowski (61. Härtge), Lieder, Horstmann (46. Mähnert)

Arnstedt: Alfiado – Neigenfink (61. Sedivy), Roldan Arias, Amari, Weiß, Deumelandt, Gebhard, Mania (74. Linek), Eilfeld, Großmann (61. Köhler), Hennig (82. Fuchs)

Tore: 1:0 Benjamin Kollmann (2.), 2:0 Matthias Härtl (5.), 2:1 Enrico Mania (13.), 2:2 Mustapha Amari (36.), 3:2 Felix Jesse (52.), 3:3 Adrian Gebhard (54.); SR: Christian Krüger (Staßfurt); ZS: k.A.