Fußball Einseitiges Derby

Staßfurt schoss Atzendorf in der Landesklasse mit 7:0 ab. Fünf Tore von Benjamin Kollmann.

Von Enrico Werner 05.06.2016, 23:01

Staßfurt l Alexander Kutz wirkte etwas einsam, wie er da ganz alleine saß. Auf einer Treppenstufe vor dem Kabinentrakt saß der ausgewechselte Atzendorfer am Sonnabend reichlich ernüchtert und schaute sich das Spiel von außen an. Da stand es schon 0:7 im Derby der Fußball-Landesklasse beim SV 09 Staßfurt aus der Sicht seiner Mannschaft. Dabei blieb es auch. Alle waren bei der ZLG bedient. Kutz hatte sich die blauen Schuhe von den Füßen gerissen, nippte ein paar Mal an der Wasserflasche und fasste sich manchmal an den Kopf.

Das war nicht greifbar, was da gerade passiert war. Dabei sah es bis zur Pause für den Außenseiter aus Atzendorf gar nicht schlecht aus. „Unser 1:0 kam aus dem Nichts“, meinte Staßfurts Coach Axel Quednow zu dem Tor von Stefan Stein (40.). Er war nicht zufrieden. „Wir hatten zu wenig investiert.“ Er packte sein Team im ruhigen und sachlichen Ton bei der Ehre, forderte mehr Bewegung, bessere Pässe.

Doch was Staßfurt dann in der zweiten Halbzeit gelang, war keine normale Leistungssteigerung. Staßfurt gelang fast alles, Atzendorf fast nichts mehr. „Wir haben in der ersten Halbzeit einen großen Aufwand betrieben“, meinte Atzendorfs Trainer Steffen Grohe. Es zeigte vor allem, was eine Spitzenmannschaft von einem Kellerkind unterscheidet. Natürlich, Staßfurt spielte den feineren Fußball, Atzendorf glänzte aber 40 Minuten lang durch Einsatz und Kampfkraft.

Dann ging es Schlag auf Schlag. Die kleinen und großen Fehler bestrafte Staßfurt in aller Konsequenz. Vor allem nach der Pause. „Staßfurt war eiskalt. Die Chancenverwertung machte den Unterschied“, meinte auch Grohe. Denn auch Atzendorf hatte durch Artan Isufi oder Sebastian Tolle glänzende Gelegenheiten.

Dabei hatte Atzendorf in den letzten Wochen einige tolle Leistungen gezeigt. „Was wir mit den Händen aufgebaut haben, haben wir mit dem Arsch eingerissen.“ Grohe hatte vor allem erkannt: „Wir hatten keine Luft mehr.“ Erst war die Luft weg, dann die Lust. „Nach dem dritten Tor sind wir völlig zusammengebrochen. Das darf nicht passieren. Nicht auf diese Art und Weise“, meinte Grohe.

Auf der anderen Seite klatschte Quednow seine Spieler ab. Die Sonne strahlte, Staßfurt noch mehr. „Das war auch in der Höhe absolut verdient. Das hat die Mannschaft richtig gut gemacht“, lobte Quednow. Es war der erste Sieg im sechsten Anlauf für Staßfurt gegen Atzendorf, seit dem Abstieg vor drei Jahren aus der Landesliga.

Besonders ein Spieler kannte keine Gnade. Benjamin Kollmann machte fünf Treffer. Immer stand er richtig. Laufwege stimmten, er setzte immer nach, schoss, köpfte und traf und traf. Zwischen Minute 54 und 63 gelang ihm sogar ein lupenreiner Hattrick. „Fünf Tore sind nicht alltäglich“, grinste Kollmann. Gegen Unseburg vor zwei Wochen gelangen dem Stürmer, der im Winter von Verbandsligist Askania Bernburgg II an die Bode wechselte, beim 14:2 sogar sechs Tore. Er wollte am Sonnabend aber nicht sich selbst, sondern das Team loben. „Wir sind bis zum Schluss drangeblieben. Man merkt: Die Jungs haben einfach Lust auf Fußball.“ Und was sagt Quednow zu Kollmann? „Die eine oder andere Aktion hat er gut gemacht. Wir kennen seine Qualitäten.“ Er grinste ein bisschen verschmitzt.

So hat Staßfurt, einen Punkt hinter Seehausen, weiter die Chance, die Saison auf Rang drei abzuschließen. Bei Atzendorf heißt es: Wunden lecken. Lange sprach Grohe nach dem Spiel mit Kutz. Ging es um das Spiel? Nur am Rande. Grohe buhlte um den Abwehrspieler, wollte ausloten, wie es um ein weiteres Jahr in Atzendorf steht. „Einige Spieler sind genervt von zwei Jahren Abstiegskampf“, meinte Grohe. Drei Wackelkandidaten gibt es in der Kaderplanung für nächste Saison. Da ist es gut, dass der Verein kurz vor der Verpflichtung von zwei Spielern steht, die helfen könnten, den Kader von 18 auf 20 bis 22 Spieler aufzustocken. Timm Wienert und Marc Burdack (Beruf) hingegen werden den Verein verlassen.

Staßfurt: Beier - Stein, Hartmann, Lissek, Müller, Siegel, Jesse, Lieder, Kollmann, Horstmann, Mähnert (56. Abresche)

Atzendorf: Fiser - Ebeling, Stange, Isufi, Eisenträger, Tolle, Sonnefeld (77. Michael Gehrke), Maier, Kutz (61. Maximilian Gehrke), Voigtländer (87. Knoll), Faatz

Tore: 1:0 Stefan Stein (40.), 2:0, 3:0, 4:0 Benjamin Kollmann (54., 56., 63.), 5:0 David Siegel (72.), 6:0, 7:0 Benjamin Kollmann (76., 79.) SR: Michelbrink (Bernburg), ZS: 90