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Fußball Förderstedt überraschend souverän

Einen souveränen 3:1 (2:1)-Erfolg fuhr Landesklassist SV Förderstedt bei Blau-Weiß Pretzien aus der Salzlandliga ein.

Von Enrico Joo 16.07.2018, 23:01

Pretzien l Fortschritt macht sich manchmal an kleinen Dingen bemerkbar. An Dingen, die auf den ersten Blick unscheinbar wirken und doch so viel preisgeben über die Vereinsstruktur. Wer wissen will, wer eigentlich die Spieler beim SV Förderstedt aus der Landesklasse sind, der musste am Sonntag in der 1. Runde des Sparkassen-Cups beim Salzlandligisten SV Blau-Weiß Pretzien, einfach einen Blick auf die Rücken der Spieler werfen. „H. Isa“ stand da oder „Teutloff“ oder „Drici“.

Nur noch eine Liga liegt zwischen den beiden Mannschaften. An einem guten Tag für den Außenseiter und einen eher schlechten für den Favoriten kann sich so ein Spiel schnell zu einer Partie auf Augenhöhe entwickeln. Und doch war am Sonntag beim 3:1 (2:1)-Sieg der Förderstedter in Pretzien ein Klassenunterschied zu sehen. Mit akribischer Professionalität war der SVF eine Runde weitergekommen. Die sich eben nicht nur im Spiel, sondern auch bei der Trikotausstattung zeigte.

Einhellig grinsend stand das Trainerduo Artan „Toni“ Isufi und Marko Ulbrich nach dem Spiel auf dem Platz. Kein Blatt Papier passte zwischen die beiden bei der Analyse. Die Sätze des anderen wurden ergänzt, so als würden die beiden schon jahrelang an der Seitenlinie zusammenarbeiten. „Wir wollten dem Gegner nicht so viele Räume lassen“, sagte Isufi. „Wir wollten Dominanz haben“, ergänzte Ulbrich. „Das hat ganz gut geklappt. Das war ordentlich.“

Irgendwie waren es zwei Welten, die auf dem Sportplatz in Pretzien aufeinanderprallten. Auf der einen Seite Förderstedt. Zur Pause wechselten die Gäste vier Mal, insgesamt fünf Mal. Das frische Blut sorgte für viel Dominanz. Auf der anderen Seite fing Trainer Tino Garbisch Mitte der zweiten Hälfte selbst an, sich warm zu machen. Der spielerische Unterschied hatte auch personelle Gründe. „Fünf Leute waren im Urlaub oder krank. Dadurch fehlte uns die Durchschlagskraft“, sagte Garbisch. „Man hat einen Unterschied gesehen. Bei uns war es ja auch ein Kaltstart.“ Denn Trainingsauftakt ist erst heute. „Von daher bin ich sehr zufrieden.“

Förderstedt bestimmte aber das Spiel von Beginn an. Was auffiel: Gegen einen freilich unterklassigen Gegner zeigte die wieder einmal neu sortierte Mannschaft ungeahnte spielerische Qualitäten. Alle Tore fielen nach feinen Kombinationen. Erst vollendete Vincent Apelt einen Angriff zur frühen Führung für die Gäste (10.). Beim 2:0 steckte er den Ball durch zu Maik Teutloff auf die rechte Seite, der in der Mitte den startenden Martin Gutsche sah. Der Neuzugang schob aus kurzer Distanz ein (16.). Auch das 3:1 kurz vor dem Ende war ein Verdienst von Teutloff. Wieder marschierte dieser rechts durch, passte nach innen. Diesmal nahm Naweed Paghmani das Geschenk dankend an (89.).

Fünf der sechs Neuzugänge kamen am Sonntag zum Zug. Vor allem Gutsche (von Askania Bernburg II) und Paghmani (vom SV 09 Staßfurt) im Sturm zeigten Entfesselungskünste im dichten Pretziener Strafraum. „Wir wollen aber keine bestimmten Spieler herausheben. Alle haben ihre Sache ordentlich gemacht“, sagte Ulbrich. „Ich bin zufrieden. Von Pretzien gab es nur eine Chance“, ergänzte Isufi. Auch defensiv stand Förderstedt also gut.

Diese eine Chance wurde aber genutzt. Patrick Regenstein traf in der 42. Minute aus kurzer Distanz und machte die Partie trotz klar verteilter Spielanteile wieder spannend. Danach versuchte sich Förderstedt an Distanzschüssen, die aber ihr Ziel verfehlten. Da fehlte zum Ende hin die Kondition. Was normal ist. Seit etwas mehr als einer Woche steht Förderstedt im Training. Da geht es knüppelhart zur Sache. „Wir arbeiten gerade an der Grundlagen-Ausdauer“, so Ulbrich. Da kann in einem halben Testspiel die Luft am Ende auch schon mal ausgehen.

Aber es lag auch am Gegner, dass die Statistiker ab der 60. Minute kaum noch Striche machen durften bei der Chancenaufzählerei. „Wir haben in der Halbzeit umgestellt, das Mittelfeld enger gemacht“, berichtete Garbisch. Das stellte auch Förderstedt eine Zeit lang vor Probleme. Offensive Entlastung für Pretzien war aber nicht zu erkennen. Auch, weil der Gastgeber im Gegensatz zum Gegner nicht mit frischen Spielern „nachladen“ konnte.

Und so blieb der Erkenntnisgewinn für Pretzien auch eher fragwürdig aus diesem Spiel. „Grundsätzlich finde ich die Idee des Sparkassen-Cups nicht schlecht“, sagte Garbisch. „Aber die Terminisierung ist ummöglich. Das ist viel zu früh.“ Nicht nur in Pretzien ist Mitte Juli ein Drittel der Mannschaft im Urlaub. „Das geht auch anderen Mannschaften in der Region so.“

Förderstedt war‘s egal. Wie in der vergangenen Saison erreichte das Team das Achtelfinale im Sparkassen-Cup. Damals war aber Endstation gegen den SV 08 Baalberge. Soll es in diesem Jahr eine Runde weitergehen, muss der SVF aber eine hohe Hürde überspringen. Am Freitag empfängt die Mannschaft Rot-Weiß Alsleben, den allgemein anerkannten Staffelfavoriten der neuen Landesklasse IV. Bis dahin hat Förderstedt noch etwas Zeit, um weiteren Mut zu sammeln.

Pretzien: Lahne - Walter, Borchert, Diekmann (76. Garbisch), Mertens (64. Andert), Ohle, Wrubel, Bilkenroth, Buchholz, Regenstein, Lehmann

Förderstedt: Janich - N. Isa, Apelt (80. Isufi), Gutsche (46. Paghmani), H. Isa, Behrend (46. Früchtel), Kerwin, I. Isa (46. Conrad), Teutloff, Drici, Böttger (46. Fritsch)

Tore: 0:1 Vincent Apelt (10.), 0:2 Martin Gutsche (16.), 1:2 Patrick Regenstein (42.), 1:3 Naweed Paghmani (89.); SR: Frank Schinke (Bernburg); ZS: 45