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Fußball In guten wie in schlechten Zeiten

Landesligist SV Förderstedt geht die Planungen für die nächste Saison an. Drei Spieler würden einen Abstieg auf jeden Fall mitmachen.

Von Enrico Joo 05.04.2018, 23:01

Förderstedt l Der Nachmittag und der Abend nach der so heftigen Klatsche waren zugleich betrüblich wie auch geschäftig. 2:6 hatte der SV Förderstedt am vergangenen Ostermontag das Kellerduell gegen den SV Stahl Thale verloren. Auch die kühnsten Optimisten wussten: Das war‘s. Der Klassenerhalt ist kaum noch zu realisieren. Vier Punkte hat der SVF gerade mal auf dem Konto, zwölf Zähler fehlen dem Schlusslicht zum rettenden Ufer. „Wir sind auf Abschiedstournee“, sagt Co-Trainer Enrico Tietzel.

Aber direkt nach dem Spiel gegen Thale wurden schon die Köpfe zusammengesteckt, es wurden Weichen gestellt, damit der fahrende Zug SV Förderstedt nicht auf‘s Abstellgleis gerät. Herbert Busch (Präsident), Marko Ulbrich (Trainer) und Michael Buschke (sportlicher Leiter) stellten sich gegenseitig die alles entscheidende Frage: „Machen wir in der Landesklasse weiter?“ Ein offizielles Statement vom Verein fehlt noch, aber Tietzel berichtet: „Es wird für die Landesklasse geplant.“ Ein Rückzug bis in die Salzlandliga, der im vergangenen Sommer vage im Raum stand, scheint wohl vom Tisch. Ein wichtiges Zeichen. Für alle Beteiligten. Tietzel packt da die kleine philosophische Klinge aus. „Wenn etwas kaputt geht, dann müssen wir eben einen Neuanfang wagen. Abstiege gibt es 100.000 Mal.“ Was er sagen will: Das muss kein Todesstoß für den Verein sein.

Der Co-Trainer selbst war nach dem Thale-Spiel freilich auch nicht untätig. Der Dampfplauderer mit dem großen Herzen und dem kurzen Draht zu den Spielern nutzte seine guten Beziehungen und horchte ins Innenleben der Spieler hinein: Wer geht den Weg mit? Wer bleibt auf jeden Fall? „Ich habe direkt vor Ort draußen vor dem Gebäude Einzelgespräche geführt“, berichtet Tietzel. Und der Co-Trainer erntete drei definitive Zusagen. „Fabian Werner, Chris Kerwin und Devis Drici bleiben zu 100 Prozent. Die fühlen sich wohl“, sagt er. Egal, was passiert. Gerade die Zusage des technisch beschlagenenen Drici, der in jeder anderen Landesliga-Mannschaft eine Bereicherung wäre, ist ein starkes Zeichen. Oder wie Tietzel es ausdrückt: „Das kann ein positives Signal sein.“

Denn daraus könnte sich eine Sogwirkung entwickeln bei Spielern, die noch schwanken, aber gerne bleiben würden. Auch da nennt Tietzel Namen: „Marco Janich, Christian Conrad und Philipp Früchtel wollen vom Prinzip her“, so Tietzel. Die langjährigen Leistungsträger machen ihre Zusagen von positiven Signalen aus Förderstedt abhängig. „Sie wollen ein Statement des Vereins haben“, erklärt Tietzel. Meldet der SVF nur für die Salzlandliga, könnten sich die Wege vielleicht trennen. Aber gerade Kapitän Janich will ja gar nicht weg. Nie im Leben. „Die Vorstellung treibt ihm Tränen ins Gesicht“, meint Tietzel. „Er würde sich lieber die Beine brechen.“ Versteht man. Seit dem Winter 2008 spielt er für Förderstedt, ist eine innige Liebesbeziehung mit dem Verein eingegangen. Aber: „Es braucht eben ein anständiges Konzept“, sagt Tietzel. „Der Verein muss für klare Verhältnisse sorgen.“

Gesetzt den Fall, dass zu den drei festen Spielern ein weiteres Trio hinzustoßen würde, hätte Förderstedt schon ein gutes Grundgerüst an Spielern nach dem Abstieg. Das macht Hoffnung. Für alle Beteiligten. Und vielleicht zieht das potentielle Sextett sogar noch ein paar andere Spieler nach, die dann doch bleiben? Dann wäre der Umbruch im Abstiegsfall in die Landesklasse gar nicht so groß, wie so mancher Kritiker vielleicht befürchtet hatte. In guten wie in schlechten Zeiten. Dieses Motto gilt nicht nur unter Freunden und in guten Beziehungen, sondern auch in gut geführten Vereinen. So auch in Förderstedt. Tietzel selbst will im Verein bleiben. Er würde sogar in der Salzlandliga weiter „Mädchen für alles“ spielen. Trainer Ulbrich bleibt laut Tietzel aber nur in der Landesklasse. Aber immerhin: Den Abstieg würde er mitmachen. Auch das ist ein gutes Zeichen.

Mit diesem kleinen mentalen Schwung glückt vielleicht auch am Sonnabend auch ein Sieg im Kreisduell in der Landesliga gegen die TSG Calbe (Anstoß 15 Uhr). Das wäre der erste Schritt für einen anständigen Abschied aus der Landesliga.