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Fußball SV 09 verpasst Aufstieg in die Verbandsliga

Durch die 2:4-Niederlage in Westerhausen verfehlt der SV 09 Staßfurt den Aufstieg aus der Landesliga in die Verbandsliga.

Von Enrico Joo 03.06.2018, 23:01

Westerhausen l Der Großteil der Staßfurter Spieler war schon längst in die dunkle Kabine entfleucht. Nur Stefan Stein hatte draußen noch ein Frust-bier am Wickel, während ein paar Meter entfernt Mathias Nagel mit leerem Blick am Geländer lehnte und für den Moment fertig mit der Welt war. Vor etwa einer halben Stunde war am Sonnabend das Aufstiegs-Endspiel in der Landesliga Nord zwischen dem SV Westerhausen und dem SV 09 Staßfurt zu Ende gegangen. 4:2 (2:0) gewannen die Harzer vor der Rekordkulisse von 825 Zuschauern und krönten eine tolle Saison mit dem Aufstieg in die Verbandsliga.

Leidtragende waren die Staßfurter, die sich im Jubel und Trubel der Westerhäuser Feierbiester auf dem „Wolfsberg“ am liebsten versteckt hätten. Und besonders Innenverteidiger Nagel war kaum zu trösten. „Ich möchte eigentlich nichts sagen“, sagte er nach dem Spiel. Traurig den Kopf schüttelnd. Wohl wissend, dass er eine entscheidende Rolle am Sonnabend gespielt hatte. „Ich bin einfach nur enttäuscht.“ Nicht nur von dem Ergebnis, sondern auch der eigenen Leistung. Denn der sonst so sichere Abwehr-Recke hatte mit zwei groben Patzern zwei Gegentreffer provoziert. Das gab er selbst zu, als er dann doch noch ein paar leise selbstkritische Worte verlor. „Das 1:0 und das 2:0 gehen auf meine Kappe. Ich weiß nicht, was da mit mir los war. Ich muss doch beim 2:0 einfach nur wegbleiben vom Gegenspieler.“

Dabei war es zu Beginn eine Partie auf Augenhöhe. Nach einem kurzen Abtasten mit fehlenden Strafraumszenen auf beiden Seiten, kam Westerhausen aber mit der ersten Chance zum ersten Tor. Nach einem Freistoß von Kai Rathsack von der rechten Seite verschätzte sich Nagel. Westerhausens Goalgetter vom Dienst Friedrich Reitzig stieg hoch und nickte per Kopf ein (7.). Danach hatte Staßfurt die stärkste Phase. Erst zischte ein Flachschuss von Nick Unger rechts am Kasten vorbei (8.). Eine Minute später steckte Unger den Ball flach zu Marcus Bolze durch, der die Kugel links am Kasten vorbeischob. Später zirkelte Benjamin Kollmann einen Freistoß aus 20 Metern an die Latte (38.). Aber auch Westerhausen hatte durch Reitzig (14.), Lars Timpe (19.) und Steffen Hägemann (34.) große Gelegenheiten.

Und als die 09er, die zum Aufstieg ja einen Sieg gebraucht hätten, fast mit einem noch akzeptablen 0:1-Rückstand in die Kabinen gegangen waren, folgte der nächste Aussetzer von Nagel. Im Strafraum brachte der 25-Jährige Stürmer Reitzig zu Fall. Den fälligen Elfmeter verwandelte Marcel Fricke zum vorentscheidenden 2:0 (43.). „Es kam alles zusammen. Wir haben die Tore selbst hergeschenkt“, sagte Trainer Jens Liensdorf. So auch das 0:3, als Chris Horstmann einen Fehlpass produzierte, den Reitzig eiskalt ausnutzte (49.). Trotzdem nahm Liensdorf seine Spieler in Schutz. „Auch ein Loris Karius hat die Fehler nicht mit Absicht gemacht. Das passiert halt.“ Das ist menschlich. „Die Spieler waren heiß. Aber in einzelnen Situationen war der Kopf nicht frei.“ Mit individuellen Patzern brachte sich der SV 09 um den Lohn für eine ebenfalls tolle Saison. „Jeder macht mal Fehler“, sagte auch Stefan Stein. „Das fangen wir auf, wir haben als Mannschaft verloren. Es fühlt sich heute wie nichts an. Aber klar ist auch, dass wir die Meisterschaft nicht heute verloren haben.“ Der Stürmer erinnerte an die glücklichen Unentschieden gegen Burg und den MSC Preussen. „Wir werden die Köpfe aber nicht hängen lassen. Keiner ist bockig. Wir sind eine gute Truppe, eine eingeschworene Mannschaft.“

Das sah der Trainer nicht anders. „Wir haben eine super Saison gespielt und hatten mega viel Spaß. Das waren zwei sehr erfolgreiche Jahre. Ich möchte mich auch bei den Fans bedanken.“ Über 100 Staßfurter hatten ihre Mannschaft auswärts unterstützt. Diese mussten erst mit ansehen, wie Timpe das 4:0 erzielte (58.). Immerhin: Die 09er zeigten Moral und kamen durch Matthias Lieder (81.) und Matthias Härtl (90.) zu Ehrentreffern. „Da haben wir Charakter gezeigt“, so Liensdorf.

Die Westerhäuser waren hingegen überglücklich. „Wir waren von der ersten Minute an aggressiver“, sagte Doppeltorschütze Friedrich Reitzig. „Natürlich gab es vor dem Spiel eine große Anspannung. Die war aber positiv.“ Auch das Interims-Trainerduo Sebastian Werner/Mario Fehnle strahlte. „Wir waren die geilere Mannschaft“, sagte Werner. „Natürlich gab es Druck, aber das wollten wir über die Emotionen kompensieren.“ Das gelang. „Schon bei der Kabinenansprache vor dem Spiel gab es Gänsehaut. Die Stimmung war überragend.“ Einen Feierplan gab es aber nicht. T-Shirts gab es keine. „Wir werden erstmal die örtliche Getränkequelle plündern und dann spontan feiern“, kündigte Reitzig an.

Für Staßfurt hingegen gibt es jetzt vier Wochen Pause. Die Mannschaft wird wohl zusammen bleiben und sich auf einzelnen Positionen punktuell verstärken. Und noch stärker zurückkommen. „Wir haben als Aufsteiger trotzdem eine geile Saison gespielt“, sagte Stefan Stein. Mit diesem positiven Gefühl geht der SV 09 Staßfurt trotz des knapp verpassten Aufstiegs in die Verbandsliga in die kurze Sommerpause.

Westerhausen: Klötzer – Pflug, Kittke, Fricke, L. Timpe (71. Kreß), Weber, Reitzig, Hägemann, Rathsack (81. E. Timpe), Stammer (62. Borchardt), Kanter

Staßfurt: Witte – Schmidt, Bolze, Stachowski, Lieder, Horstmann, Nagel (53. Stein), Müller, Unger (39. Jesse), Härtl, Kollmann (62. Moye)

Tore: 1:0 Friedrich Reitzig (7.), 2:0 Marcel Fricke (43., FE), 3:0 Friedrich Reitzig (49.), 4:0 Lars Timpe (58.), 4:1 Matthias Lieder (81.), 4:2 Matthias Härtl (90.); SR: Mario Jeske (Germania Wartenburg); ZS: 825