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Fußball Titel, Triumphe - Traumata

Die letzten zehn Jahre werden den Fußballfans in Förderstedt noch lange Zeit Gesprächsstoff bieten.

Von Tobias Zschäpe 23.04.2020, 23:01

Förderstedt l Als amtierender Achter der Salzlandliga gelang zunächst der Sieg bei der Hallenkreismeisterschaft Anfang 2012, bevor in den folgenden Jahren der Durchmarsch bis in die Landesliga gelang. Großen Anteil daran hatte der damalige Vereins-präsident des SV Förderstedt, Thomas Conrad, der dieses Amt 2006 übernommen und den Verein in Zusammenarbeit mit seinem Vorstandsmitglied Patrick Stockmann aus den roten Zahlen geführt hatte. Als Unternehmer hatte er bereits Erfahrungen, was Finanzen anging und projizierte dieses Wissen auf den Verein. „Innerhalb kurzer Zeit haben wir es geschafft, den Verein komplett zu entschulden, sodass er in der Folge auf eigenen Beinen Stand“, blickt Conrad zurück. Es war der Grundstein für ein äußerst erfolgreiches Jahrzehnt, welches den Verein in völlig unerwartete Höhen katapultierte.

Nachdem der Verein wirtschaftlich stabil war, richtete Conrad seinen Blick auf den sportlichen Aspekt. Zahlreiche Spieler, mit denen er in jungen Jahren selbst zusammengespielt hatte, konnte er nach Förderstedt locken und vom sportlichen Konzepzt der Mannschaft überzeugen. Gerade junge Fußballer waren es, die sich dem Team anschlossen. „Am Ende machte es aber die Mischung aus jungen und erfahrenen Spielern aus, welche zu dem für Außenstehende unerwarteten Höhenflug führten. Als Achter der Salzlandliga gelang im Winter 2011/2012 der erste große Erfolg mit dem Gewinn der Hallenkreismeisterschaft (HKM) in der Bernburger Bruno-Hinz-Halle. Mit einer grandiosen Leistung im Endspiel gegen den haushohen Favoriten Schönebecker SC wurde der erste Titel in der jüngeren Vereinsgeschichte eingefahren. Grundlage des Erfolgs, waren neben der mannschaftlichen Geschlossenheit Förderstedts Individualisten.

Neben dem Turniersieg wurden auch die drei Einzelwettbewerbe von Spielern des SVF gewonnen. Christian Siebert wurde als bester Spieler ausgezeichnet, Marcus Janich schoss die meisten Tore und Förderstedts Mann zwischen den Pfosten, Mike Binnebößel, erhielt die Auszeichnung als bester Torhüter.

Auch im darauf folgenden Jahr zog Förderstedt wieder in das Endspiel der HKM ein, unterlag im Finale jedoch diesmal knapp dem Oberligisten Askania Bernburg. Doch erneut standen bei der Siegerehrung zwei Förderstedter auf dem Podest. Chris Ingler wurde diesmal als bester Spieler geehrt. Mike Binnebößel machte seinem Namen als kreisbester Torwart einmal mehr alle Ehre. Wir haben damals fast alle Turniere gewonnen, gerade in der Halle“, erinnert sich Conrad gerne an diese Zeit zurück.

Gleichzeitig war aber auch auf dem grünen Rasen ein deutlicher Leistungsanstieg zu bemerken. „Mit Lothar Lampe hatten wir seinerzeit einen sehr erfahrenen Trainer, der die Mannschaft direkt im Griff hatte und mit allen Spielern gut auskam“, lobt Conrad den damaligen Übungsleiter und fügt an: „Ich würde sogar sagen, er war der beste Trainer, den ich jemals hatte“. Wenn not am Mann war, hatte der Präsident des SVF seinerzeit selbst die Fußballschuhe geschnürt und kam so auf immerhin elf Landesliga-Einsätze.

Das Zusammenspiel zwischen erfahrenem Trainer und „Spielern, die einfach Lust auf Fußball hatten“, wie Conrad rückblickend beschreibt, erwies sich als genau das richtige Rezept, für erfolgreichen Fußball. Nach Ende der Saison 2012/2013 krönte sich der SVF mit 57 Punkten – und damit fünf mehr als Verfolger SV 09 Staßfurt II – zum Kreismeister. Der Aufstieg in die Fußball-Landesklasse war perfekt, doch es sollte kein langes Gastspiel werden.

Statt um den Klassenerhalt zu kämpfen, fanden sich die Förderstedter auch eine Klasse höher direkt in der Spitzengruppe wieder. Nach Platz vier in der Hinrunde, mit einem Zähler Rückstand auf Herbstmeister Germania Olvenstedt, gelang schließlich am letzten Spieltag ein entscheidender 4:2-Heimerfolg gegen Arminia Magdeburg. Da Olvenstedt zeitgleich 2:3 gegen Eintracht Gommern verlor, konnte der SVF seinen zweiten Meistertitel in Folge feiern und war innerhalb kürzester Zeit in der Landesliga angekommen.

Dieser letzte Spieltag ist Conrad besonders im Gedächtnis geblieben. „Ich kann mich erinnern, wie ich nach dem Abpfiff bei uns mit dem Telefon am Ohr auf dem Platz stand und auf den Abpfiff in Olvenstedt gewartet habe“. Die Förderstedter wussten, nur bei einer Niederlage des bisherigen Spitzenreiters, war der Aufstieg möglich. Als der Präsident schließlich die Arme zum Jubel hochriss war auch dem letzten im Sportforum klar – es war vollbracht.

„Als ich das Amt des Vorsitzenden übernommen habe, war es natürlich meine Intention, in höhere Gefilde vorzudringen“, hält Conrad rückblickend fest. Dass es letztlich so schnell ging, kam jedoch auch für ihn überraschend. Im Interview mit der Volksstimme gab er damals zu Protokoll: „Wenn mir vor der Saison jemand gesagt hätte, dass wir Meister und Pokalsieger werden, hätte ich ihm geantwortet, dass dann im nächsten Jahr wohl Ostern und Weihnachten auf den selben Tag fallen. Die Wahrscheinlichkeit für beide Ereignisse war nämlich gleich groß“.

Fünf Spieljahre konnten die „Dorfkicker“ gegen zumeist besser gerüstete Mannschaften bestehen. Mit Unterstützung der Sponsoren und durch das gute Training – bis 2015 unter Lampe, später unter Jens Liensdorf und Enrico Tietzel – platzierte sich der SVF immer wieder im unteren Mittelfeld, aber vor den Abstiegsplätzen.

2018 war es dann allerdings doch soweit und es ging zurück in die Landesklasse, Staffel IV. In der noch laufenden Spielzeit liegt Förderstedt dort momentan auf Rang fünf. Zwar herrscht nicht die Aufbruchsstimmung, wie zu Beginn des letzten Jahrzehnts, doch der Neuanfang eine Klasse tiefer scheint geglückt.