Fußball Verkehrte Welten

SV Förderstedt aus der Landesliga verliert Saisonauftakt gegen Union Heyrothsberge mit 0:1, ist aber trotzdem nicht unzufrieden.

Von Enrico Joo 20.08.2017, 23:01

Förderstedt l Mit gesenktem Kopf schlich sich Przemyslaw Kucybala von hinten heran, tippte seinem Trainer Marko Ulbrich von hinten an die Schulter und zeigte Größe in der doppelten Niederlage. „Entschuldigung“, murmelte der Mittelfeldspieler Richtung Förderstedt-Coach. Dieser nickte nur und schickte den Polen dann mit versöhnlichem Gesichtsausdruck in die Kabine.

War doch alles gut. Zumindest fast. Passiert eben. Obwohl es nicht passieren sollte. Der SV Förderstedt hatte den Saisonauftakt zu Hause am Sonnabend gegen Union Heyrothsberge mit 0:1 (0:1) vergeigt. Der 32-Jährige Kucybala trug eine Teilschuld daran. Nach einer Rangelei mit Nachtreten hatte der defensive Mittelfeldspieler in der 53. Minute Gelb-Rot gesehen. „Da hat er uns einen Bärendienst erwiesen“, sagte Ulbrich. Denn so wurden auch die taktischen Überlegungen des Neu-Coaches über den Haufen geworfen. „Ich wollte eigentlich in der zweiten Halbzeit mit zwei Angreifern spielen. Diese Option wurde uns genommen, weil wir in der Zentrale durch den Platzverweis von Kucybala geschwächt waren.“

Es ist müßig darüber zu diskutieren, ob es noch Zählbares für Förderstedt gegeben hätte. Auffällig war aber, dass der Gastgeber in Unterzahl oft mehr Gegenwehr leistete, als bei nomineller Spielergleichheit. Fraglos war aber der Sieg für die Gäste verdient. „Bis zur 30. Minute war es halbwegs ausgeglichen“, fand Ulbrich. „Wir hatten vier Hochkaräter.“ Die größeren Chancen aber hatte Union. So musste Aushilfs-Torwart Michael Buschke in der 19. Minute in höchster Not klären, dann half die Latte. Einer Kopfballchance (24.) folgte ein Pfostenschuss von Daniel Stridde (30.), der an diesem Sonnabend sehr fahrlässig mit seinen Gelegenheiten umging. Nachdem Buschke im Eins-gegen-eins gegen Stridde erneut Sieger blieb (33.) belohnte sich der Stürmer kurz vor der Halbzeit mit dem Treffer des Tages (45.). Nach einem Pass auf die linke Seite schob der 29-Jährige ins lange Eck.

Union-Trainer Torsten Marks war trotzdem sichtlich angefressen. „Wir haben die drei Punkte, aber mit der Art und Weise, wie wir gespielt haben, bin ich überhaupt nicht zufrieden. Wir wollten das Spiel breit machen. Das ist nicht gelungen. Die Chancenauswertung war eine Vollkatastrophe. Die Zweikämpfe wurden nicht angenommen, es mangelte an der Laufbereitschaft. Das ist nicht unser Spiel.“ Er kündigte eine detaillierte Auswertung unter der Woche an.

Die Förderstedter hingegen zogen das Positive aus dem Auftritt. „Die Spieler haben fast verzweifelt gefightet. Darauf können wir aufbauen“, meinte Ulbrich. „Wir müssen kleine Schritte machen.“ Und es ist ja nicht so, dass der SVF chancenlos war. „Eine Punkteteilung wäre auch ok gewesen“, sagte Ulbrich. Besonders Neuzugang Hussein Alkabib zeigte als pfeilschneller Stürmer seine Qualitäten. Erst servierte der Syrer einen Ball für Vincent Apelt, der aber keinen Druck hinter den Ball bekam (35.), danach verzog er selbst, schoss knapp rechts am Tor vorbei (46.).

In Halbzeit zwei wuselte der eingewechselte Lockenkopf Dominik Kocur mit erfrischenden Tempoläufen auf der rechten Seite. Das macht Mut. Neben Kocur, Apelt und Alkabib kamen mit Alexander Schmutzler, Ladislav Kesner, Chris Tietzel und Michal Moravek vier weitere Neue zum Einsatz. Die spielerische Integration braucht freilich Zeit beim runderneuerten SVF. „Und der Kader wird sich noch weiter vergrößern. Wir wollen versuchen, uns spielerisch zu entwickeln“, so Ulbrich. Der SVF hat Lust. 17 Spieler waren vergangene Woche beim Training.

So ging der SV Förderstedt trotz der Niederlage zuversichtlich in die kommenden Aufgaben. Bei Union Heyrothsberge herrschte hingegen trotz des Sieges Unzufriedenheit. Es waren irgendwie verkehrte Welten am Sonnabend.

Förderstedt: Buschke - Schmutzler, L. Kesner (46. Conrad), Früchtel, Kucybala, Böttger, N. Isa, Alkabib (75. Tietzel), Moravek, Apelt (60. Kocur), H. Isa

Heyrothsberge: Reinhold - Rieche, Fischer, Böning (61. Tandel), Pinno, Stridde, Bach (59. Stockmann), Krümling (68. Frigerio), Voelckel, Gieseler, Kloska

Tor: 0:1 Daniel Stridde (45.); Gelb-Rot: Przemyslaw Kucybala (53.); SR: Mario Jeske (Germania Wartenburg); ZS: 62