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Fußball Verpasster Coup trübt Staßfurter Fazit

SV 09 Staßfurt verpasst den Aufstieg aus der Landesliga in die Verbandsliga knapp, blickt aber trotzdem auf eine gute Saison zurück.

Von Enrico Joo 04.07.2018, 23:01

Staßfurt l Arme hoch: Wer trauert noch immer beim SV 09 Staßfurt? Über vier Wochen sind beim Landesligisten seit dem verlorenen Aufstiegsendspiel gegen den SV Westerhausen vergangen, aber die anhaltende Depression konnte auch der bisher so heiße Sommer kaum vertreiben. Auch Trainer Jens Liensdorf plagen mitunter noch düstere Gedanken ob der vergebenen Gelegenheit. „Das war eine große Chance. Das war sehr ärgerlich“, blickt er auf das Spiel mit vier Wochen Abstand zurück.

Aber bei Lichte betrachtet: Staßfurt hatte an diesem Tag den Sieg auch nicht verdient gehabt. Das weiß auch Liensdorf. „Westerhausen war in allen Belangen besser“, sagt er. Und so grämt sich der Coach dann auch nur noch ein bisschen. „Das macht es leichter, es zu verkraften. Westerhausen war seit dem 13. Spieltag auf dem ersten Rang und hat es verdient.“ Punkt. Aus.

Aber auch der blöde letzte Spieltag änderte nichts an der Tatsache, dass die Staßfurter als Aufsteiger eine sehr gute Saison gespielt haben. „Es gab viele schöne Spiele, die Mannschaft hat taktisch einen Sprung nach vorn gemacht“, stellt Liensdorf fest. „Wir haben uns auf diesem Niveau etabliert, auch wenn wir einige Spiele auch glücklich gewonnen haben.“ Einzelne Spiele will der Trainer eigentlich auch gar nicht hervorheben. Und doch gibt es Partien, die nicht nur ihn etwas mehr beeindruckt haben. Da war zum Beispiel das 5:0 gegen Grün-Weiß Ilsenburg am 16. September 2017 oder das 4:0 gegen die TSG Calbe am 17. Februar 2018 gleich zum Rückrundenauftakt. Dieser Derbysieg hatte dem SV 09 soviel Mut eingeflößt, dass danach auch die internen Saisonziele nach oben korrigiert worden.

Wer hat sich besonders hervorgetan? Matthias Härtl vielleicht? Schließlich überzeugte der 36-jährige „Oldie“ im ersten Jahr, in dem er wieder für den SV 09 kickte, auf ganzer Linie. 17 Tore und zwei Torvorlagen machten den Stürmer zum offensiv wertvollsten Spieler der Saison. „Aber ich will niemanden hervorheben“, sagt Liensdorf. „Jeder hat seine Hausaufgaben gemacht.“ Im herzerwärmenden Kollektiv, das der scheidende Kapitän Michael Schmidt gegenüber der Volksstimme als „pure Fußball-Romantik“ bezeichnet hatte, verbesserte sich jeder Spieler beinahe jeden Spieltag.

Natürlich war auch nicht alles Gold, was geglänzt hat. Schon im Landespokal gab es noch vor dem Ligastart im August 2017 den ersten herben Dämpfer. Auswärts beim Landesklasse-Team SV Liesten 22 flogen die Staßfurter mit 1:3 heraus nach einem Spiel, das vor allem bei der Einstellung Fragen aufgeworfen hatte. „Das hat weh getan. Zumal wir dadurch das Highlight danach gegen den 1. FC Magdeburg verpasst haben. Aber das Spiel kam genau zum richtigen Zeitpunkt“, so Liensdorf. Jeder Spieler wusste: So einfach wie in der Landesklasse davor würde es nicht mehr gehen, jeder Spieler musste ein paar Prozente mehr geben. Vor allem im Kopf. Was im Großen und Ganzen klappte. „Alle Spieler haben aber auch noch Reserven“, so Liensdorf. „Die Konstanz hat vielen Spielern noch gefehlt.“ Daran will das Trainerteam in der kommenden Saison noch arbeiten.

In dieser wird neben Schmidt auch Marcel Mähnert fehlen, der wie der Ex-Kapitän seine Karriere beendet hat. Zudem hat Marcus Bolze den Verein in Richtung Union Schönebeck verlassen. Nachgerüstet wurde in der Offensive nicht. „Dafür war die Zeit zu knapp. ‚Bolle‘ hat uns sehr spät den Wechsel mitgeteilt.“

Auf der Sechser-Position war Staßfurt dafür umso mehr aktiv. Michael Schmidt hat ein „großes Loch hinterlassen. Er war ein Mega-Typ, der seine Rolle als Kapitän zu 120 Prozent ausgefüllt hat.“ Was nicht zu ersetzen ist. Aber auch spielerisch ist der SV 09 nicht fündig geworden. „Wir waren sehr bemüht, haben Gespräche geführt. Wir hatten aber leider keinen Erfolg“, so Liensdorf. Einziger Neuzugang ist somit Marc Burdack, ein offensiver Außenspieler von der ZLG Atzendorf aus der Landesklasse, den Liensdorf noch aus Förderstedter Zeiten kennt. „Er ist sehr intelligent, sehr schnell und hat auch Staßfurter Vergangenheit“, sagt Liensdorf. Auch der 27-Jährige passt in das Staßfurter Konzept, auf Spieler aus der Region zu setzen. Am 19. Juli ist Trainingsauftakt. Davor steht schon die erste Runde im Sparkassen-Cup gegen Grün-Weiß Schadeleben „aus der Kalten“ an.