Handball Das Ende einer Ära?

Nach vier sieglosen Spielen in Folge steht der HV Rot-Weiss Staßfurt kurz vor einem Abstiegsplatz.

Von Enrico Werner 19.04.2016, 23:01

Staßfurt l Was würde bei einem Abstieg passieren? Die Kaderplanung würde in der Schwebe hängen. Der ältere Mann hatte die Schnauze voll. Einen kurzen Blick warf er hinter sich auf die Paul-Merkewitz-Halle, dann stieg er auf sein Fahrrad. „Was für ein Mist“, meckerte er noch und winkte ab. Dann fuhr er in die Dunkelheit Richtung Innenstadt davon. Er wollte schnell weg. Wohl schnell nach Hause. Das Gesehene tat weh. Der HV Rot-Weiss Staßfurt hatte am Sonnabend das Heimspiel in der Mitteldeutschen Oberliga gegen den HC Burgenland gerade mit 29:31 verloren. Viele fühlten sich wie der Mann auf dem Fahrrad. Nach vier sieglosen Spielen kommt Staßfurt den Abstiegsplätzen immer näher.

In der Halle saß Nils Hähnel mit hängendem Kopf auf der kleinen roten Tribüne. „Jeder weiß, was ein Abstieg bedeuten würde“, meinte der Rückraumspieler. Was würde es denn bedeuten? „Das wäre das Ende einer Ära“, betont Präsident Patrick Schliwa. Schließlich ist Staßfurt Gründungsmitglied in der Oberliga. Fraglich wäre aber vor allem, was mit dem Kader passiert. Fest steht: Nils Hähnel, Sebastian Scholz und Tobias Rindert hören aus privaten Gründen oder wegen körperlicher Beschwerden auf. Die müssten ersetzt werden. „Es gibt Gespräche mit potenziellen Neuzugängen aus der Oberliga und der Sachsen-Anhalt-Liga“, erläutert Schliwa. Das Problem: „Wir haben zum größten Teil nur Zusagen für die Oberliga.“ Heißt: Steigt Staßfurt ab, kommen die neuen vielleicht doch nicht. Und die Spieler, die jetzt im Kader stehen? Flüchten die zu lokalen Konkurrenten? „Das glaube ich nicht“, sagt Schliwa. Es gibt Zusagen für die Zeit nach einem potentiellen Abstieg.

Aber steigen denn nun drei oder vier Teams ab? Alles ist vage. „Die Planung ist unwahrscheinlich schwer. Klar ist, dass alles unklar ist“, so Schliwa. Viele Faktoren entscheiden. Aus der Oberliga will von den Spitzenteams keiner in Liga drei. Aus der Sachsen-Anhalt-Liga will keiner in die Oberliga. Und neben dem USV Halle könnte auch Bad Blankenburg aus Liga drei noch in die Oberliga absteigen. Ob ein Team aus der Thüringen-Liga in die vierte Liga will, steht auch noch aus. All das entscheidet darüber, ob drei oder vier Teams aus der Oberliga absteigen. Klar ist: In Staßfurt müsste im Falle eines Abstiegs vieles hinterfragt werden. Unklar ist auch, wie die Sponsoren reagieren. „Aber“, und das ist Schliwa wichtig zu betonen, „darüber reden wir erst, wenn es soweit ist.“ In der Hoffnung, dass das nicht passiert. Und Schliwa ist zuversichtlich. „Ich bin voll optimistisch. Die Stimmung ist gut. Die Spieler zerreißen sich. Auch die Spieler, die gehen werden, ziehen voll mit. Das ist denen nicht egal.“

Noch haben es die Staßfurter ja selbst in der Hand. „Ich kann nur daran appellieren, dass wir es aus eigener Kraft schaffen können“, meint Schliwa. Gewinnt Staßfurt am Sonnabend in Zwickau, sieht alles rosiger aus. Der Präsident hofft auch darauf, dass die Fans das Angebot, kostenlos zum Auswärtsspiel mitfahren zu können, nutzen. Der Verein verzichtet auf die zehn Euro, die er sonst für die Mitfahrt erhebt und hofft, dass die Fans wieder voll hinter RW Staßfurt stehen. Am Sonnabend waren es nämlich nicht viel mehr als 200 Zuschauer. Davon geschätzte 50 Fans vom HC Burgenland. „Ich kann mir das nicht erklären. Ich bin sehr enttäuscht über die geringe Resonanz“, sagt Schliwa. Obwohl es doch um alles geht.