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Handball Ein Handballverrückter kehrt zurück

Der HV Rot-Weiss Staßfurt hat mit Sebastian Scholz einen neuen Co-Trainer gefunden.

Von Tobias Zschäpe 17.12.2019, 23:01

Staßfurt l Mit 36:24 (18:12) haben die Handballer des HV Rot-Weiss Staßfurt ihr abschließendes Hinrundenspiel in der Sachsen-Anhalt-Liga gegen die SG Spergau gewonnen und damit eine fast makellose Hinserie, die letztlich auf Tabellenplatz zwei endete, gekrönt. Nach der unglücklichen Niederlage beim Duell in der Salzland-Sporthalle zum Ende der vergangenen Saison, die dem HVRW den Aufstieg kostete, war dieser deutliche Sieg sicher ein Stück weit Genugtuung.

Doch vom Ergebnis oder den vergangenen Aufeinandertreffen mit den Spergauern sprach kurz nach dem Abpfiff kaum jemand. Grund war dabei nicht die anschließende Weihnachtsfeier der Mannschaft, sondern das, was auf dieser erstmals offiziell verkündet wurde. Sebastian Scholz, von 2006 bis 2016 selbst Spieler des HV Rot-Weiss, wird ab sofort das Amt des Co-Trainers bei den Staßfurtern übernehmen. An der Seite von Coach Sebastian Retting will er die Mannschaft in der Rückrunde vorbei an Tabellenführer Grün-Weiß Wittenberg-Piesteritz zum Aufstieg führen.

Scholz ist ein Handballverrückter, der dem Sport auch in seiner dreijährigen berufsbedingten Pause nie völlig den Rücken kehren konnte. Ausgebildet in der Handballschule des SC Magdeburg, fand er 2006 ­– noch zu Regionalliga-Zeiten – seinen Weg nach Staßfurt und begleitete den Verein zehn Jahre durch Höhen und Tiefen. Zum Ende der Saison 2016 war jedoch Schluss mit der aktiven Karriere als Spieler. Berufliche Verpflichtungen ließen sich schlecht mit dem Sport vereinen, weshalb er schweren Herzens seine Karriere beendete. Doch er blieb Verein und Mannschaft verbunden. „Sebastian Retting und ich sind auch außerhalb des Sports beste Freunde, weshalb der Kontakt nie abgebrochen ist“, so Scholz, der in den drei Jahren Handballabstinenz einige psychologische Trainerseminare absolvierte. „Das hat mich schon immer interessiert“.

Nun, da sich in seinem Leben abermals eine berufliche Veränderung ergeben hat, kam die Anfrage „seines Vereins“ gerade recht. „Ich habe mich nicht aufgedrängt oder angeboten und niemanden aus dem Amt gedrängt, aber als der Verein an mich herangetreten ist, habe ich das Angebot gerne angenommen“, hielt Scholz fest. Nach kurzer Rücksprache mit Frau und Kind war schnell klar, dass er dem Verein, der ihm so viel gegeben hat, etwas zurückgeben will. „Es ist mir eine Herzensangelegenheit, bei Rot-Weiss Staßfurt, wo ich mich sehr wohlfühle und das Umfeld kenne, als Trainer zu arbeiten. Es gab auch Anfragen von anderen Vereinen, aber der HVRW liegt mir sehr am Herzen, sodass nichts anderes in Frage kam“, gab Scholz überschwänglich zu Protokoll.

Wie wichtig ihm die neue Aufgabe ist, merkt man nicht nur an solchen Aussagen, sondern auch daran, wie er bereits am vergangenen Sonnabend auf der Trainerbank mitfieberte und die Spieler antrieb. In seiner Arbeit sieht er sich Retting indes nicht unterstellt, vielmehr wollen beide als Kollektiv arbeiten. „Auf Grund meiner Erfahrung werde ich insbesondere die Außen- und Kreisspieler coachen, das soll aber nicht heißen, dass ich nur mit Spieler ABC trainiere und Sebastian (Retting, Anm. d. Red.) mit Spieler XYZ. Zusammen wollen wir die Mannschaft noch stärker machen und den Aufstieg dieses Jahr schaffen“.

Mit dieser Ansage an Tabellenführer Wittenberg bestätigte Scholz die ambitionierten Ziele der Staßfurter, die Retting bereits nach dem Sieg gegen Spergau angedeutet hatte. Im zweiten Anlauf soll die Rückkehr in die Mitteldeutsche Oberliga gelingen. Um dieses Ziel zu erreichen, soll die ganze Mannschaft von seiner Erfahrung profitieren. Denn am liebsten wäre es Scholz, wenn nach dem Rückspiel in Spergau statt seines Namens der Oberliga-Aufstieg das große Thema bei den Staßfurter Spielern und Fans ist.