1. Startseite
  2. >
  3. Sport
  4. >
  5. Lokalsport Magdeburg
  6. >
  7. Haudegen für runderneuerte Truppe

Handball Haudegen für runderneuerte Truppe

Der 30-Jährige Enrico Lampe spielte in Bernburg dritte Liga. Mit Kevin Reiske und Marvin Frank stoßen dazu zwei junge Spieler zu Staßfurt.

Von Enrico Werner 29.06.2016, 23:01

Staßfurt l Enrico Lampes größte Probleme gestern waren die fehlende Steckdose und das fehlende W-Lan. Der 30-Jährige Lampe hatte gerade seine zwei Frauen, also seine Freundin und seine kleine Tochter, zur Kur an die Ostsee gebracht und saß im Flixbus zurück nach Leipzig. „Ich muss mit dem Akku sparen“, sagte er. Und lachte kräftig. Da war eine feine Prise Humor dabei. Und das war auch irgendwie typisch Enrico Lampe. Denn sein Ruf eilt ihm voraus. Schlagfertig, immer für einen Spaß zu haben, mit dem Hang zur Ironie.

Und obwohl er mit dem Akku vom Handy sparen musste, nahm er sich die Zeit, um über seinen Wechsel vom Drittligisten SV Anhalt Bernburg zum Vierligisten HV Rot-Weiss Staßfurt zu reden. Mit Enrico Lampe bekommen die Staßfurter einen Linksaußen mit reichlich Erfahrung. Mit Bernburg spielte Lampe viele Jahre in der dritten Liga, in Aschersleben sogar ein Jahr zweite Liga. Lampe weiß, wie es geht.

Auch Trainer Uwe Werkmeister hält viel von ihm. „Er kann uns in der Deckung Stabilität bringen und ist ein Kämpfertyp, der über Emotionen, Leidenschaft und Aggressivität kommt. Er könnte ein Spieler sein, der in entscheidenden Phasen vorangeht.“ Also so eine Art Führungsspieler. Lampe selbst bleibt dabei bescheiden. „Mit Sebastian Retting und Oliver Jacobi zum Beispiel gibt es Spieler, die wissen, wie der Hase läuft.“

Auf jeden Fall wird Lampe der sonst reichlich verjüngten Mannschaft gut tun. Ex-Spieler Tobias Rindert, der mit Lampe befreundet ist, hatte gehört, dass der 30-Jährige kürzer treten will und nahm Kontakt auf. Lampe selbst bekommt Familie und Beruf jetzt besser unter einen Hut. Er arbeitet in Schichten. „Häufig habe ich Sonntag gearbeitet, um Samstag spielen zu können“, sagt er. Dazu wurde in Bernburg, wo Lampe wohnen bleiben wird, viermal die Woche trainiert.

Das ist nun vorbei. In Staßfurt wird Lampe zweimal die Woche dabei sein, dazu wird er auf Arbeit einmal die Woche vormittags eine Sonderschicht einschieben, damit er auch fit genug ist für die neue Aufgabe. Und der Anfahrtsweg nach Staßfurt ist auch nicht wirklich weit. Lampe hat auf die Uhr geschaut, als er sich mit Präsident Patrick Schliwa getroffen hat. „Zwölf Minuten waren es“, sagt er. Das ist natürlich verkraftbar.

Was mit Staßfurt möglich sein wird? Schwer zu sagen. „Staßfurt ist eine ganz große Wundertüte und in einer absoluten Findungsphase nach dem riesigen Umbruch“, sagt Lampe. Fünf Abgänge, fünf Neuzugänge bisher. Vieles ist neu in der Bodestadt. „Wir müssen uns spielerisch und menschlich finden.“ Und dann wird sich zeigen, was möglich ist. Erstmal ist Lampe „sehr, sehr glücklich, dass das geklappt hat. Ich konnte mir auch nicht vorstellen, dass einfach so Schluss ist.“

Doch Lampe ist nicht der einzige Neuzugang, der am Dienstag verkündet wurde. Einiges versprechen sich die Verantwortlichen auch von Marvin Frank. Der 20-Jährige, der in Magdeburg Sport und Technik studiert, ist 1,97 Meter groß, Rechtshänder. Bei seinem alten Verein Post SV Magdeburg in der Sachsen-Anhalt-Liga spielte er hauptsächlich im linken Rückraum. „Ich wollte eigentlich gar nicht wechseln“, sagt Frank. Dann traf er die Tochter von Präsident Schliwa auf einer Universitäts-Feier, Frank kam in Kontakt mit Trainer und Präsident und wurde letzte Woche zum Probetraining eingeladen. Er bat um Bedenkzeit, am Sonntag gab er sein OK. „Ich will es probieren, auch wenn es ein großer Sprung ist“, sagt der gebürtige Schwabe, der erst 2014 von seinem Jugendverein HSG Rietheim/Weilheim nach Magdeburg kam. „Ich habe ihn schon länger im Auge. Er bringt Größe, Wurfkraft und spielerisches Verständnis mit“, sagt Werkmeister. „Er könnte eine Überraschung werden.“ Eine positve.

Ebenfalls für den Rückraum vorgesehen ist Kevin Reiske, der aber auch auf anderen Positionen einsetzbar ist. Der 24-Jährige kommt von Anhalt Bernburg II aus der Verbandliga Süd. Obwohl er öfter mit der ersten Mannschaft in Liga drei trainiert hat, sind es doch zwei Ligen, die Reiske nach oben springt. Für den Rechtshänder geht es von Liga sechs in Liga vier. „Das hat aber nichts zu bedeuten“, sagt Werkmeister. „Ich habe da keine Bedenken. Er ist überall einsetzbar“, lobt der Trainer. „Auch an ihm waren wir schon letztes Jahr dran, er ist ein sehr kompletter Spieler, robust und ziemlich körperlich, dazu kameradschaftlich.“

Ob die drei neuen Spieler Kandidaten sind für die Start-Sieben? „Das wird man sehen. Jeder muss sich beweisen.“ Der Konkurrenzkampf ist eröffnet.

Am Montagabend werden die Oberliga-Handballer dann erstmals offiziell zusammenkommen. Im Stadion der Einheit beim SV 09 Staßfurt werden auf Rasen erste Schnupperkurse abgehalten, erst einmal ohne Handball. Dafür sicher mit dem Fußball. Aber Handballer können ja meist auch ganz gut kicken. „In Bernburg wurde immer Alt gegen Jung gespielt im Training“, sagt Lampe. Gibt‘s das auch in Staßfurt? „Das hoffe ich.“ Wieder lacht er.