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Handball Horst Bethge: Der Mann für den Nachwuchs

Horst Bethge ist eine Institution im Westeregelner Handball. Am Donnerstag wird er 90 Jahre alt.

Von Dennis Uhlemann 17.05.2017, 23:01

Westeregeln l Es gibt kaum einen Handballer in Westeregeln, der nicht durch seine Hände gegangen ist. Er ist eine Institution für den Handball im ganzen Salzlandkreis. Am Donnerstag feiert der ehemalige Spieler und Trainer Horst Bethge seinen 90. Geburtstag. Seine Geschichten. Seine Körpersprache. Sein freudiger Blick, wenn er über den Handball erzählt. Dass Horst Bethge diesen Sport lebt, sogar liebt, ist spürbar. Als er den Namen Matthias Zeidler hört, hat er ein Lächeln im Gesicht. Bethge kennt den heutigen Trainer von Wacker Westeregeln noch in Kinderschuhen. Gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder Michael kam er in die Fittiche von Bethge. Mit nur vier Jahren spielten die Brüder schon Handball. Und Bethge erinnert sich: „Das waren wunderschöne Talente. Sie haben sich auch als kleine Kinder schon blind verstanden.“

Und das ist lange nicht die einzige Anekdote. Mit großer Freude schaut sich Horst Bethge die Bilder an, die er vorher aus seinem Schrank sucht. Er schwelgt in Erinnerungen. Dieser Mann lebt den Handball. Auch jetzt noch. Mit 90 Jahren. Würde ihm seine Gesundheit nicht so zu schaffen machen, wäre der Westeregelner wahrscheinlich noch jede Woche in der Halle. Aber auch so machte er sich für den Handball in diesem Dorf, sogar in der ganzen Region, sehr verdient. Doch wie fing das alles an, wie kam Horst Bethge zum Handball? „Eigentlich per Zufall“, berichtet er. Als junger Mann kam er im Mai 1945 aus der Kriegsgefangenschaft zurück. „Vor dem Krieg habe ich mit Handball noch nichts zu tun gehabt, obwohl es den schon seit 1925 in Westeregeln gab“, so Bethge weiter. Nach dem Krieg war er gemeinsam mit seinem Schwager Horst Schuster bei der Gründungsfeier des neuen Vereins dabei. In den ersten Jahren spielten die Westeregelner unter dem Namen „Antifa-Jugend“.

Und Bethge war nicht nur als Spieler und Trainer aktiv, er war auch maßgeblich am Aufbau der Mannschaft beteiligt. Mit der Gründung der BSG Chemie Westeregeln übernahm Horst Bethge noch mehr Verantwortung, als technischer Leiter der BSG noch mehr Aufgaben. Und so gerne er diesen Sport auch ausübte, eine der Höhepunkte seiner Spielerkarriere war der Gewinn des Kreismeistertitels im März 1971, die größeren Verdienste leistete er als Trainer. Bereits ab 1946 war er als Übungsleiter aktiv.

Ab den 60er Jahren dann auch im Nachwuchsbereich. Denn Bethge machte sich gemeinsam mit Horst Schuster und Karl-Heinz Kleye Gedanken. Die drei Eckpfeiler der Handballentwicklung in Westeregeln „wollten den Nachwuchs für den Handball begeistern“, erinnert sich Bethge. Und so wurde mit dem Aufbau von Schülermannschaften begonnen. Bethge übernahm die B-Schüler (heute: D-Jugend) und hat diese Mannschaft über die Jahre hinweg bis in den Männerbereich trainiert.Er führte dieses Team bis in die Bezirksliga, einer der größten Erfolge seiner Trainerlaufbahn. Im Jahr 1978 gab er die Mannschaft jedoch an Kleye ab. Denn es war klar: Bethge arbeitete lieber mit Kindern. Der pensionierte Lehrer liebte es, die kleinen Handballer auszubilden und zu formen. Und für ihn war es auch eine Auszeichnung, denn die besten taktischen Übungsleiter wurden damals im Jugendbereich eingesetzt. Die Liste der Spieler, die Bethges Ausbildung genossen, ist lang und gespickt mit bekannten Namen: Lothar Maruhn, Hartmut Niemann, Hartmut Roscher oder auch Yves Grafenhorst. Für sein Engagement im Nachwuchsbereich wurde Bethge bereits 1981 mit der Ehrennadel in Gold ausgezeichnet. „Horst Bethge hat stets versucht, Leute zu finden, die in seine Fußstapfen treten.“

Bis in die Mitte der 90er Jahre, also mit fast 70 Jahren, war er aber noch als Übungsleiter im Nachwuchs aktiv. Dann aber ein Einschnitt. Beim Versuch, einen Ball zu fangen, griff er daneben. „Ich merkte, dass mit meinem Augen etwas nicht mehr stimmte“, erzählte er. Er musste sich aus dem aktiven Handballgeschäft zurückziehen. Ja, musste. Bethge bedauerte es sehr. „Ich hätte sehr gerne noch weitergemacht.“ Aber es ging nicht mehr. Sein Interesse am Handball hat daran aber nicht gelitten. Und noch weniger sein Engagement. „Ich bewundere seine kontinuierliche Arbeit, vom Anfang bis zum Ende. Er hat stets versucht, Leute zu finden, die in seine Fußstapfen treten“, sagt Peter Beinhoff, ebenfalls ein ehemaliger Schüler von Bethge, der einen dieser Fußstapfen heute ausfüllt. Er ist Trainer von Wackers D-Junioren und hat für seinen ehemaligen Übungsleiter und heutigen Freund nur warme Worte über: „Dank seiner Arbeit kann Wacker auf viele Erfolge zurückblicken. Er hat die Grundlagen dafür gelegt.“ Auch „das Feiern“ haben viele von ihm gelernt. Beinhoff: „Er hat den Spaß am Sport übermittelt und schaffte es, die Tugenden des Handballs mit Geselligkeit zu verbinden.“

Horst Behtge ist nicht umsonst Wacker-Ehrenmitglied. Er hat den Handballsport in Westeregeln geprägt, als Spieler, Trainer, Abteilungsleiter, Kritiker oder Förderer, vor allem aber als treuer Anhänger bis ins hohe Alter. Horst Bethge steht für Leidenschaft. Auch noch mit 90 Jahren.