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Handball „Müssen Entscheidung akzeptieren“

Welche Auswirkung der verpasste Aufstieg hat, erfuhr Volksstimme-Mitarbeiter Tobias Zschäpe im Gespräch mit RWS-Präsident Patrick Schliwa.

Von Tobias Zschäpe 24.04.2020, 23:01

Volksstimme: Herr Schliwa, bei Trainer und Mannschaft stieß die Entscheidung des Handballverbandes Sachsen-Anhalt (HVSA), die Spielzeit vorzeitig zu beenden, auf wenig Gegenliebe. Wie beurteilen Sie die Entwicklung?

Patrick Schliwa: Uns trifft die Entscheidung als Tabellenzweiter mit nur einem Punkt Rückstand natürlich besonders hart. Bei fünf offenen Spielen hatten wir noch alle Möglichkeiten, uns an die Tabellenspitze zurück zu kämpfen. Doch letztlich ist das auch viel ‚wenn und aber‘. Und wirkliche Alternativen gab es auch nicht.

Welche Lösung wäre Ihnen lieber gewesen?

Natürlich hätte man ein Entscheidungsspiel auf neutralem Boden austragen können. Doch letztlich steht die Gesundheit an erster Stelle, weshalb die Entscheidung vernünftig war.

Trotz des zweiten Platzes haben Sie für die Mitteldeutsche Handball-Oberliga gemeldet. Wie groß ist die Hoffnung, dass der Aufstieg doch noch möglich ist?

Ein kleines Fünkchen Hoffnung besteht noch, aber die Wahrscheinlichkeit liegt vielleicht bei fünf Prozent. Derzeit müssen wir davon ausgehen, auch in der nächsten Saison in der Sachsen-Anhalt-Liga zu spielen.

Hat der Verein in Erwägung gezogen, sich in die Oberliga einzuklagen, beziehungsweise gegen die Entscheidung des HVSA Einspruch einzulegen?

Dieser Vorschlag wurde von außen an uns herangetragen, aber diese Möglichkeit werden wir nicht wahrnehmen. Wir haben es alle wegen der Corona-Pandemie schwer genug, da muss man sich nicht noch unnötig eine weitere Baustelle aufmachen. Irgendwann muss man die Sache auch einmal auf sich beruhen lassen und die Entscheidung akzeptieren.

Welche Auswirkung hat der verpasste Aufstieg auf die Zukunft des Vereins, insbesondere auf die Personalplanung?

Wir wollen den Kader so verstärken, dass er auch in der kommenden Saison um den Aufstieg mitspielen kann. Dafür wechseln wie bereits verkündet mit Till Wagner und Jens Osterloh zwei Spieler des BSV 93 Magdeburg zu uns. Gleichzeitig verlassen mit Danijel Arapovic, Marcus Peschke und Christian Schöne drei Akteure als Spieler den Verein. Christian soll uns jedoch erhalten bleiben, wenn es nach uns geht.

In welcher Rolle?

Er hätte sicher noch ein, zwei Jahre die Leistung gebracht, um in der Mannschaft eine gute Rolle zu spielen. Da jedoch die Möglichkeit bestand, einen jungen Spieler zu holen, mussten wir zuschlagen. Man weiß nicht, ob diese sich noch einmal ergibt. So haben wir uns schweren Herzens entschieden, seinen Vertrag nicht zu verlängern. Da er sich in den letzten Jahren jedoch für den Verein aufgerieben hat – sportlich wie menschlich – hoffen wir, dass er uns treu bleibt.

Sind weitere Neuzugänge geplant, um den Kader weiter zu verstärken?

Sollte sich etwas ergeben, werden wir zugreifen. Allerdings macht es der verpasste Aufstieg nicht einfacher. Wir hatten mit einem weiteren Mann für Rückraum Mitte Gespräche geführt, jedoch wollte er nicht in der Sachsen-Anhalt-Liga spielen. Die Liga ist für junge Spieler nicht das Nonplusultra. Da ist die Mitteldeutsche Oberliga noch einmal eine andere Hausnummer.

Hat die Corona-Krise neben der sportlichen Problematik noch weitere Auswirkungen, etwa in wirtschaftlicher Hinsicht?

Die Folgen können wir noch nicht absehen. Wir befinden uns aktuell noch mitten in der Krise und erst wenn diese überstanden ist, lässt sich absehen, welche Auswirkungen sie beispielsweise auf unsere Sponsoren und damit auf den Verein hat. Aktuell hoffen wir einfach, vernünftig durch die Krise zu kommen. Finanziell sind wir so gut aufgestellt, dass wir die Problematik unbeschadet überstehen sollten. Dennoch haben wir die Aufwandsentschädigungen im Verein heruntergeschraubt, denn der ‚Aufwand‘ ist ja zur Zeit auch nicht gegeben.

Liegt der Fokus bereits auf der kommenden Saison, oder wird das erst der Fall sein, wenn auch das letzte Fünkchen Hoffnung auf den Aufstieg verschwunden ist?

Unabhängig davon, wie und in welcher Liga es weitergeht, haben die Spieler die Aufgabe erhalten, sich individuell fit zu halten, solange ein gemeinsames Training nicht möglich ist. Im Juli wollen wir dann wieder gemeinsam durchstarten und – wenn es bei der derzeitigen Entscheidung bleibt – in der Sachsen-Anhalt-Liga neu angreifen.

Das Ziel bleibt also auch zur neuen Spielzeit der Aufstieg in die Mitteldeutsche Oberliga?

Mit dieser Vorgabe gehen wir natürlich auch in die kommende Spielzeit. Getreu dem Motto ‚aller guten Dinge sind drei‘ sind wir dann hoffentlich dran und holen uns Meisterschaft und Aufstieg.

Was muss dafür besser laufen als dieses Mal?

Wir müssen es abstellen, nach einigen Siegen in Serie unkonzentriert zu werden und dann Punkte gegen vermeintlich kleine Gegner zu verlieren. Letztlich sind wir selbst nicht unschuldig daran, dass wir am Ende nur auf dem zweiten Platz standen, als die Saison abgebrochen wurde. An der Motivation wird es in der kommenden Spielzeit aber ganz sicher nicht scheitern.