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Handball Noch zweimal Gas geben in der alten Halle

Der HV Rot-Weiss Staßfurt empfängt mit Plauen-Oberlosa den Tabellendritten. Abschenken ist für den Tabellenletzten keine Option.

Von Enrico Joo 06.04.2018, 23:01

Staßfurt l Die Augen waren bei einigen Spielern vom HV Rot-Weiss Staßfurt aus der Mitteldeutschen Oberliga am Donnerstag groß. Beim Training vor dem anstehenden Heimspiel am Sonnabend gegen den SV 04 Plauen-Oberlosa (Anwurf 19 Uhr) hatten sich die Tore der Paul-Merkewitz-Halle in Staßfurt geöffnet, und zwölf neugierige Augenpaare schlurften mit der Sporttasche auf der Schulter in die große leere Halle hinein. Das ist bemerkenswert. Sehr bemerkenswert. „Die Trainingsbeteiligung war sehr gut“, sagt Spieler Tobias Ortmann. „Erstmals seit vielen Wochen konnten wir ein richtiges Spiel über das lange Feld machen.“

Training beim HV Rot-Weiss heißt nämlich sonst, dass nur sechs, sieben oder acht Spieler durch die Halle rennen. Mehr als ein 3:3 oder 4:4 auf dem halben Feld ist da nicht möglich. Am Donnerstag nun aber ging es rund. „Nach wie vor gibt es einen guten Teamgeist, die Mannschaft ist absolut intakt“, so Ortmann. Beweisstück A war natürlich die Trainingsbeteiligung. So glaubt man dem 27-Jährigen auch, wenn er sagt, dass die Staßfurter die letzten vier Spiele nicht abschenken wollen. „Wir wollen nicht Letzter werden“, sagt Ortmann.

Und weil die Mitteldeutsche Oberliga in Sachen Abstiegsfrage und Ligenstärke wie jedes Jahr eine absolute Wundertüte ist, sollten die Staßfurter das auch tunlichst vermeiden, die Beine einfach hochzulegen. Denn es stehen mehrere Szenarien im Raum, die im Extremfall sogar dafür sorgen könnten, dass nur eine oder gar keine Mannschaft aus der Oberliga absteigt.

„Es gibt da wohl einen Reserveplan“, wie Ortmann berichtet. „Das haben wir auch erst letzte Woche erfahren.“ Der besagt, dass die Liga im extremsten Fall sogar auf 16 Mannschaften aufgestockt wird. Dann also, wenn aus den drei Landesligen alle drei Meister aufsteigen wollen und aus der 3. Liga mit Anhalt Bernburg und dem HSV Bad Blankenburg zwei Teams in die Oberliga absteigen. Wobei auch Ortmann die Regelung im Detail nicht kennt. Wieder einmal herrscht Chaos. Die Teams in der vierten Liga wissen, dass sie nichts wissen. Erst, wenn der letzte Spieltag am 5. Mai über die Bühne gegangen ist, wird die Abstiegsfrage geklärt sein.

Bis dahin also heißt es auch für Staßfurt: Gas geben. Auch wegen der Ehre. „Wir wollen die Merkewitz-Halle nicht ohne Sieg verlassen“, sagt Ortmann. Wohl wissend, dass die Staßfurter zur neuen Saison in die neue schicke Halle in Staßfurt-Nord umziehen. Aber natürlich wird gerade die Aufgabe heute gegen Plauen-Oberlosa schwer. Nicht nur weil die Sachsen aktuell Tabellendritter sind und Staßfurt Letzter. „Der Verein wird gut geführt und hat einen guten Mix aus Jung und Alt mit einem guten Rückraum und einem guten Torwart“, erzählt Ortmann. „Der Verein hat langfristig auch die Perspektive für die 3. Liga.“

Auf der anderen Seite stehen aber die mental angeschlagenen Staßfurter, die nun auch beim Heimspiel wohl mit einem breiteren Kader antreten können. Neben den langzeitverletzten Cosmin Tiganasu (Bandscheibenvorfall) und Alexander Ernst (Muskelfaserriss) – beide Spieler werden in dieser Saison keine Partie mehr für die Rot-Weissen absolvieren – kann Trainer Sven Liesegang auf einen breiten Kader zurückgreifen. Marvin Frank ist noch krankheitsbedingt angeschlagen, Aufrücker Paul Hoffmann aus der Zweiten hat Probleme mit dem Fuß. Der Rest ist fit. So kann Staßfurt vielleicht auch neu erprobte Varianten präsentieren. „Wir haben verschiedene Formationen einstudiert und auch versucht, schnell zu spielen“, berichtet Ortmann über das Training. „Denn die einfachen Tore haben uns in der Saison am meisten gefehlt.“ Vor allem Niklas Zimnick und Kevin Engelhardt zeigten in der Übungseinheit ihre Spritzigkeit, gingen „volle Kanne“, wie Ortmann sagt. Die Vorzeichen für einen Heimsieg stehen also so gut wie schon lange nicht mehr.