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Handball Positive Emotionen werden gebraucht

Nach zwei Derbyniederlagen in Folge ist der HV Rot-Weiss Staßfurt für das Spiel bei der HG 85 Köthen auf der Suche nach der Leichtigkeit.

Von Enrico Joo 19.01.2018, 23:01

Staßfurt l Sven Liesegang hat einen großen Wunsch, der eigentlich sehr simpel, aber trotzdem kaum erfüllbar ist. Schon gar nicht im halbprofessionellen Bereich, in dem sich der Startrainer mit seiner Mannschaft HV Rot-Weiss Staßfurt in der Mitteldeutschen Oberliga bewegt. Zu gern würde er ein ordentliches Training machen, sechs gegen sechs. Ganz einfach, damit er gewisse Abläufe immer wieder durchproben kann.

Doch es ist wahrlich eine Krux. Auch in dieser Woche kam es zum Beispiel aus verständlichen berufsbedingten Gründen nur zum reduzierten Gewusel in der Paul-Merkewitz-Halle. Immerhin: Ein fünf gegen fünf war drin. So konnte der Coach tatsächlich neue Optionen testen. Weil der USV Halle in der Vorwoche die Staßfurter mit dem extrem offensiven 3:3 in der Abwehr total überrumpelt hatte, „haben wir die Variante in dieser Woche explizit trainiert. Wir haben drei Lösungswege vorgegeben.“ Die immer wieder trainiert worden.

Natürlich muss Staßfurt variabler werden. Nicht nur im Angriff, auch in der Deckung. Und heute geht es nach Köthen zum Erzrivalen (Anwurf 19 Uhr). Zum Tabellenzweiten. Ob die neu erprobten Auslösehandlungen da schon zum Einsatz kommen? Unwahrscheinlich. Denn die Köthener sind ein Team, das in der Regel ein massives 6:0 stellt. „Köthen spielt ja meist mit einer schwedischen 6:0“, erklärt Liesegang. Mit offensiven Innenverteidigern also, die immer wieder aus dem Block ausbrechen und die Gegenspieler in Eins-gegen-eins-Situationen verwickeln. Damit muss Staßfurt in erster Linie zurechtkommen.

Vielleicht hilft da die Erinnerung an das Hinspiel. Denn die einzige Niederlage in der Saison kassierte die HG 85 am 1. Spieltag in Staßfurt. Was für Liesegang in der Vorbereitung aber keine Rolle spielt. „Zum Anfang der Saison ist jede Mannschaft verunsichert.“ So auch Köthen. Mit breit besetzter Bank hatte Staßfurt die Köthener damals auf dem falschen Fuß erwischt. Nun sind die Voraussetzungen gänzlich andere. Die HG 85 ist so etwas wie die Mannschaft der Stunde, Staßfurt hingegen steht nach den zwei bitteren Derbyniederlagen gegen Aschersleben und Halle zuletzt mit dem Rücken zur Wand. Wer heute auf Staßfurt setzt, könnte viel verdienen, wenn die Bodestädter tatsächlich einen oder zwei Punkte aus der Bachstadt entführen. „Von der Papierform her ist Köthen Favorit“, sagt Liesegang. „Nichtsdestotrotz sind das immer besondere Spiele. Da kommt es auf andere Sachen an.“ Worauf denn? „Auf die Emotionen. Allerdings dürfen wir diesen nicht über 60 Minuten freien Lauf lassen.“

Positiv bleiben, die Emotionen in die richtigen Bahnen lenken. Was leicht gesagt ist in der derzeitigen Lage. „Von den letzten 120 Minuten, die wir gespielt haben, waren 80 Minuten nicht gut“, so Liesegang. Selbstbewusstsein vor dem großen Derby sieht freilich anders aus. Vielleicht hilft es den Staßfurtern aber auch, dass der Druck, unbedingt punkten zu müssen, in Köthen nicht so groß ist. Das macht es vielleicht leichter für den Kopf. Und für den Körper dann auch.

Überhaupt versucht Liesegang auch im Training die derzeitige Lage nicht zu dramatisieren. Ob der Blick auf die Tabelle Thema war in der Auswertung und den Ansprachen? „Nein, das thematisiere ich nicht. Ich denke, dass das die Jungs selbst wissen.“ Dass Staßfurt als Vorletzter im Moment vier Punkte von einem Nichtabstiegsplatz entfernt ist. „Du kannst nur deine eigenen Leistungen beeinflussen. Es bringt dir nichts, zu schauen, wie andere spielen.“ Anders ausgedrückt: Der HV Rot-Weiss Staßfurt muss von Spiel zu Spiel schauen und eben „irgendwann anfangen zu punkten“. Am besten gleich heute in Köthen. Auch wenn es schwer wird. Sehr schwer.