1. Startseite
  2. >
  3. Sport
  4. >
  5. Lokalsport Magdeburg
  6. >
  7. „Resi“ wird die Pendelei zu viel

Handball „Resi“ wird die Pendelei zu viel

Nach gut 18 Jahren Handball, fast 15 davon beim HC Salzland, verlässt Theresa Hähnel ihre sportliche Heimat.

01.12.2020, 23:01

Staßfurt l (mjc/hcs) Am 11. Oktober diesen Jahres lief Theresa Hähnel zum vorerst letzten Mal für die HCS-Sieben auf. Im Bezirksliga-Spiel der Staßfurterinnen gegen die GWT HarzLuchse gab es einen eindeutigen 41:24-Erfolg. Vier Tore steuerte Theresa Hähnel dazu bei. Es waren ihre letzten Treffer für das Frauen-Team des HC Salzland. Hähnel verlässt das Team nach vielen Jahren und hinterlässt eine große Lücke.

Aus beruflichen und privaten Gründen verlässt die 24-jährige die Bodestadt und hängt ihre Handballschuhe an den Nagel. „Sie lebt schon längere Zeit in Halle und hat sich jetzt dazu entschieden, uns zu verlassen. Das tut doll weh, ist aber auch verständlich“, sagt HCS-Trainerin Sylvia Breitenstein. Die Übungsleiterin hat lange mit Hähnel zusammengearbeitet, kennt die wurfgewaltige Blondine seit der C-Jugend. Deshalb weiß Breitenstein genau, wie handballbegeistert Theresa Hähnel ist und kann sich ein Karriereende nicht vorstellen. „Über einen neuen Verein weiß ich bisher noch nichts, aber ich kann mir schlecht vorstellen, dass ‚Resi‘ ganz aufhört“, meint Breitenstein. „Resi“ ist übrigens der Spitzname unter dem die Rechtshänderin beim HCS bekannt ist.

Im Spieljahr 2002/2003 begann Hähnel – damals noch beim SV Concordia Staßfurt – unter Leitung von Bernd Botzek mit dem Handball spielen.

„Zu Beginn hatte ich extrem Angst vor dem Gegner,was heute nicht mehr denkbar ist. Herr Botzek half mir, diese Angst zu überwinden und legte damit den Grundstein für eine gute Abwehrarbeit. Im Jugendbereich entwickelte ich mich unter Herrn Mahlfeld, Frau Engelhardt und Herrn Rähm weiter“, erinnert sich Hähnel zurück. In der B-Jugend erhielt Hähnel dann ein Doppelspielrecht und unterstützte damit auch die Frauen. „Ich wurde sehr gut in der Mannschaft aufgenommen, sagt die Rechtshänderin, die dann mit 17 gänzlich in den Frauenbereich wechselte. „Dass ich nun ein fester Bestandteil der Mannschaft war, wurde mir klar, als sie mir ein T-Shirt überreichten mit dem Aufdruck ‚Hühnerstallinsasse‘ und ‚Wurfgranate‘. Dort begann eine der schönsten Zeiten im Handball für mich“, blickt Theresa Hähnel stolz zurück. Nicht nur der sportliche Wettkampf dieser Zeit hinterließ bei der heute 24-jährigen Eindruck. Auch abseits des Handballs prägte das Team die Blondine. Es entwickelten sich enge Freundschaften, die bis heute gepflegt werden. „Wir nahmen an Fußballturnieren teil und verbrachten natürlich auch den ein oder anderen Abend in der Disco“, sagt Hähnel mit einem Schmunzeln.

Doch es wurde nicht nur die Gaudi vorangetrieben, sondern auch die sportliche Entwicklung. „In dieser Zeit konnte ich vor allem meine spielerischen Fähigkeiten ausbauen und weiterentwickeln. Ich war nun ein fester Bestandteil des Teams und auch Leistungsträgerin“, resümiert Hähnel.

Doch es folgte ein großer Umbruch im Verein. Die erste Frauenmannschaft stieg aus der 3. Liga ab. Der finanzielle Aufwand war für den Club zu groß geworden. Eine Mehrheit blieb dem Verein jedoch erhalten und wechselte in die zweite Mannschaft, in der auch Hähnel aktiv war. „Wir waren zu diesem Zeitpunkt knapp 20 Spielerinnen“, erinnert sich Hähnel. Pierre Altnau und Stefan Rähm leiteten die Mannschaft. Kein leichtes Unterfangen, denn „auf der einen Seite freut man sich, dass man von den erfahrenen Spielerinnen etwas lernen konnte, auf der anderen Seite war es für uns alle eine Umgewöhnung, nun mehr die zweite Geige zu spielen“. erinnert sich Hähnel.

Vor den Spielen musste zwangsläufig entschieden werden, wer mitspielen darf und wer nicht. „Das war für mich eine Katastrophe. Auf der Bank zu sitzen, obwohl man doch so gerne auf der Platte stehen wollte. Ich würde schon sagen, dass das keine schöne Zeit war“, schaut Hähnel nachdenklich zurück. Allerdings zeigte sich mit der Zeit auch, dass man sich durch Training und Engagement in die Mannschaft kämpfen konnte. „Ich nahm mir meinen großen Bruder zum Vorbild, der auch nur durch Disziplin und Engagement ein erfolgreicher Handballer geworden ist. Von da an machte es auch wieder Spaß und wir verbrachten ein paar Saisons in der Oberliga.“

Die Mannschaft wurde unter anderem von Rainer Koch und Sylvia Breitenstein geführt, zu denen Hähnel einen guten Draht entwickelte. Aus privaten Gründen verließen viele Spielerinnen dann aber nach und nach das Team. Der Personalmangel wurde deshalb immer größer und war irgendwann nicht mehr zu stemmen. Die einzig mögliche Lösung war die Auflösung der Mannschaft und ein Zusammenschluss der übrig gebliebenen mit der zweiten Frauenmannschaft. „Ich finde es sehr schade, dass es so weit gekommen ist, da Staßfurt auch immer für attraktiven Frauenhandball bekannt war. Dennoch sehe ich es auch als Chance für die „neue“ Mannschaft das Allerbeste aus der Situation zu machen und sich weiter zu entwickeln“. sagt Hähnel.

Sie selbst wird fortan nicht mehr Bestandteil dieser Entwicklung sein. Die Entscheidung, dem HC Salzland den Rücken zu kehren, steht fest: „Ich habe lange überlegt, ob ich den Verein verlasse. Es fiel mir nicht leicht, da mir vor allem die Mädels und die Mannschaft am Herzen liegen. Aber mein Beruf erfordert viel Zeit und die Pendelei nach Halle ging nach vier Jahren auch an die Substanz“, erklärt Hähnel ihre Entscheidung.

„Ich möchte mich ganz herzlich bei all meinen Trainern bedanken, mit denen ich stets gut zurecht gekommen bin und die mir alles beibrachten. Außerdem möchte ich mich bei meinen Eltern dafür bedanken, dass sie mich unzählige Male zum Training fuhren und uns bei Heimspielen stets unterstützten“, so Hähnel abschließend.

Danke sagen will aber auch der HC Salzland, wie Sylvia Breitenstein berichtet: „Aufgrund der Corona-Situation konnten wir ‚Resi‘ nicht gebührend verabschieden. Das werden wir aber auf jeden Fall nochmal nachholen“, bekräftigt Breitenstein. Der passende Anlass dazu dürfte definitiv der 15. Vereinsgeburtstag im kommenden Jahr sein, denn Theresa Hähnel hat in der eineinhalb Jahrzehnte alten Vereinsgeschichte einige wichtige Kapitel mitgeschrieben.