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Handball Unnötig spannend gemacht

HV Rot-Weiss Staßfurt rettet 23:22 (13:12)-Erfolg in der Oberliga gegen Zwickau ins Ziel. Bilal Shagluf rettet zwei Punkte.

Von Enrico Joo 11.12.2016, 23:01

Staßfurt l Mike Ortmann stand kurz vor dem Eingang zum VIP-Bereich in der Paul-Merkewitz-Halle in Staßfurt und schüttelte den Kopf. „Warum muss es immer so spannend sein? Warum geht es nicht einmal deutlich“, fragte das langjährige Vorstandsmitglied der Handballer vom HV Rot-Weiss Staßfurt.

Ortmann brachte die Stimmung der Staßfurter Fans am Sonnabend passend auf den Punkt. Nein, für schwache Nerven war der 23:22-Sieg für Staßfurt gegen den Zwickauer HC Grubenlampe absolut nichts. Erst nachdem Bilal Shagluf in der letzten Sekunde den Wurf des Zwickauers Roberto Schramm entschärft hatte, fiel die Last ab. Auch Uwe Werkmeister pustete kräftig durch. Der Staßfurter Trainer war sichtlich erleichtert. Doch so spannend hätte es eigentlich gar nicht werden brauchen.

Mit geduldigem und konsequentem Angriffsspiel erspielte sich der HV Rot-Weiss beim 8:3 in der 10. Minute eine beruhigende Führung, die aber Staßfurt nicht beruhigte. Auf einmal wurden die Gastgeber hektisch, traten in manchen Situationen zu spät heraus in der Abwehr. „Das kann man manchmal gar nicht erklären“, sagte Werkmeister. Erst kassierte Staßfurt drei Tore in Folge. Beim 12:12 in der 28. Minute durch Fabian Götze hatte der ZHC erstmals ausgeglichen. Staßfurt rettete noch ein 13:12 in die Halbzeit, dann drehte der ZHC das Spiel.

Beim 14:13 für Zwickau (35.) durch John Kretzschmar führten die Gäste erstmals. Eine Minute später hieß es 15:13. Ein Blick auf die Statistik zeigte, dass die Staßfurter zu diesem Zeitpunkt in 27 Minuten nur fünf Tore erzielt hatten. Das ist natürlich viel zu wenig.

Doch an diesem Punkt arbeiteten die Staßfurter neu gewonnene Tugenden heraus. Torhüter Shagluf brachte endlich einmal eine oberligawürdige Leistung auf das Parkett. Auf acht Paraden kam der 19-Jährige am Ende, obwohl er erst in der zweiten Halbzeit für Sebastian Schliwa ins Spiel kam.

Und der Trend zur geschlossenen Mannschaftsstärke aus den vergangenen beiden Partien setzte sich fort. Der junge Marian Spadt (23 Jahre) ersetzte den kranken Niclas Kaiser prima und kam am Ende auf vier Tore. Drei davon erzielte er zwischen Minute 39 und 50. Und Enrico Lampe führte auf Rückraum Mitte wieder klug Regie. Da war es auch egal, dass er keine Tore machte. „Er hat das Auge für den Nebenmann“, lobte Werkmeister.

So stand es dann 23:19 in der 54. Minute. Marvin Frank, der sich Ende September beim Spiel in Aschersleben zwei Finger gebrochen hatte, feierte ein gelungenes Comeback und besorgte nach einem abgefälschten Wurf den Vier-Tore-Vorsprung.

Doch als Sebastian Retting zwischen der 54. und 59. Minute drei Bälle verworfen hatte und Zwickau seine Angriffe konsequent zu Ende spielte, stand es plötzlich 23:22. Auch der Mut von Werkmeister zahlte sich nicht aus, als er den Torhüter herausnahm, um in Unterzahl wieder personelle Gleichheit auf dem Parkett zu erzielen.

Dann wurde es richtig kribblig. Erst setzte Zwickaus Adam Krejcirik einen Siebenmeter neben das Tor (59:06). Dann traf Maurice Wilke im Gegenangriff nur die Latte (59:30). Das Gestöhne der Staßfurter Fans war gut hörbar. „Das wäre natürlich die Entscheidung gewesen“, sagte Werkmeister nach dem Spiel.

So kam Zwickau noch zur Chance, ein Remis zu retten. „Da hängt der Bolzen ganz schön“, bekannte Shagluf. „Sebastian Schliwa sagte noch zu mir: ‚Zum Glück bin ich nicht in dieser Situation.‘ So etwas wünscht sich kein Torwart.“ Aber Shagluf machte die freie Seite zu, sich selbst lang und hielt den Ball. Der Rest war unbändiger Jubel.

„Wir haben es unnötig spannend gemacht“, resümierte Coach Werkmeister im Nachgang. „Der Sieg für uns war hochverdient. Das war jetzt das dritte gute Spiel in Folge. Wir haben geduldiger gespielt und haben nicht jede Halbchance genommen. Das war ein kleiner Meilenstein.“

Durch den fünften Saisonsieg sprang Staßfurt in der Tabelle auf den neunten Platz. Der Vorsprung vor der Abstiegszone beträgt jetzt zwei Punkte. Im letzten Spiel vor Weihnachten am Sonnabend gegen den HC Glauchau/Meerane kann Staßfurt den Abstand weiter ausbauen.

Staßfurt: Schliwa, Shagluf – Scholz, Kloppenburg (1), Lampe, Reiske, Darius, Retting (7/5), Jacobi (4), Frank (1), Spadt (4), Hähnel, Secara (3), Wilke (3)

Siebenmeter: Staßfurt 6/5 – ZHC 5/4; Zeitstrafen: Staßfurt 4 – ZHC 2