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Handball Wacker Westeregeln rettet sich ins Ziel

Wacker Westeregeln verspielt gegen Klein Oschersleben fast noch eine Sieben-Tore-Führung. Am Ende ist es aber ein verdienter Erfolg.

Von Enrico Joo 25.02.2018, 23:01

Westeregeln l „Was kann ich denn nur dafür?“ Das würde sich wohl die Trinkflasche denken, wenn sie Geist und Verstand hätte. Sie würde klagen und meckern. Aber auch so konnte man als neutraler Beobachter Mitleid haben mit der Flasche, als Mathias Engelhardt am Sonnabend in der Partie der Handball-Verbandsliga zwischen Wacker Westeregeln und dem LSV 90 Klein Oschersleben in der 44. Minute in einer Auszeit erst den Kopf schüttelte und dann das Trinkgefäß mit voller Wucht auf das Parkett schleuderte. Logisch, der Torwart der Gäste war angefressen. Klein Oschersleben lag zu dem Zeitpunkt 18:25 hinten. Der Frust war verständlich, weil Wester-egeln bis zu diesem Zeitpunkt ein fast perfektes Spiel hingelegt hatte. Am Ende gewann Wacker 31:28 (17:13).

So richtig gefährdet war der Sieg der Grün-Weißen nie, aber gerade zum Ende der Partie leistete sich das Team enorm viele Schusseligkeiten, die beinahe bestraft worden wären. Nach der klaren 28:21-Führung (49.) ließ Wacker den Gegner wieder auf 28:26 (55.) herankommen, weil irgendwo dazwischen die Konzentration flöten gegangen war. „50 Minuten lang war das ordentlich“, sagte Trainer Matthias Zeidler nach dem Spiel.

Was da aber am Ende passiert ist? „Vielleicht ist uns die Kraft ausgegangen?“, fragte er zurück. Vielleicht lag es aber auch an der veränderten Taktik des Gegners, dass die Gäste fünf Tore in Folge werfen und am ersten Auswärtssieg der Saison schnuppern durften. „Vorher hat Klein Oschersleben offensiv gedeckt, da haben wir gut reagiert. Bei der 6:0 hatten wir dann aber Probleme“, erklärte Zeidler. „Dazu gab es viel zu viele technische Fehler. Dadurch wurden Konter leichtfertig durch Fußfehler oder Schritte vergeben.“ Sicher spielte aber auch der Kopf eine Rolle. „Da war sich die Mannschaft vielleicht zu sicher.“

Doch in der Schlussphase waren die Westeregelner dann nervenstark im entscheidenden Moment. Erst hielt Andreas Howahl beim Stand von 29:27 (57.) einen Siebenmeter. Im Gegenzug holte Marcel Pufahl einen Strafwurf heraus und lief danach mit erhobenen Fäusten zurück. Er wusste: Jetzt kann Wacker das Spiel entscheiden. Florian Kuhle trat an den Punkt, verwandelte. Der Siebenmeter musste aber wiederholt werden. Nach langen Diskussionen traf der Mittelmann auch beim zweiten Versuch. Kuhle blieb cool und Wacker holte sich die Revanche nach der fürchterlichen 17:32-Niederlage im Hinspiel.

Der Sieg war wichtig, um den sicheren Platz im Mittelfeld zu festigen. Allerdings diente die Partie auch ein wenig als Experimentierstück. Christopher Gorges nämlich musste nach dem beruflichen Ausfall von Sebastian Schneider von Rechtsaußen auf halbrechts aufrücken. „Er hat das schon öfter gemacht“, sagte Zeidler. „Er hat zwar nicht so die Wurfkraft, aber er sollte die Bälle gut verteilen als Linkshänder.“ Das gelang. „Er hat das ordentlich gemacht.“

Zudem gab es auf der Bank drei frische Gesichter, denen vielleicht die Zukunft gehört. Die A-Jugendlichen Dominik Sera, Tim Palme und Nicklas Christoph saßen auf der Bank. Christoph dabei zum ersten Mal. „Er ist am 22. Februar erst 17 geworden“, verriet Zeidler. Seitdem ist der Youngster also spielberechtigt für den Männer-Bereich. Zum Einsatz kam keiner der drei Spieler. „Das war eigentlich anders geplant“, sagte Zeidler. „Es hat sich nicht ergeben, sie zu bringen.“ Zu aufregend und zu knifflig war die Schlussphase, da wollte das Trainergespann die drei Jungspunde freilich nicht verheizen. Sie sollen in Ruhe Erfahrung sammeln. Und das nächste Spiel kommt bestimmt, wo sie das erste Mal auf die Platte dürfen. „Wir wollen sie Schritt für Schritt integrieren“, so Zeidler. Auch im Hinblick auf die nächste Saison. Denn die Personaldecke wird nicht dicker. Da ist es gut, dass Wacker Westeregeln so eine erfreulich breit besetzte Nachwuchs-Abteilung hat, die gespickt ist mit zahlreichen Talenten, die Lust haben, in die Erste aufzurücken. Jugendarbeit wird in Westeregeln groß geschrieben. Das zeigt nicht nur das Schild „Leistungsstützpunkt“ am Eingang der Halle. Am Sonnabend lieferte der Verein einen anschaulichen Beweis für die gelungene Nachwuchsarbeit.

Wacker: Howahl – Christoph, Sera, Linke, Liebscher, Garbaczok (1), Gorges (2), Fischer (6/1), Klockmann (11), Kuhle (7/1), Chrzan (1), Pufahl (3), Palme

Siebenmeter: Wacker 4/2 – LSV 6/1 Zeitstrafen: Wacker 7 – LSV 7