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Handball Zeit, die Taschenrechner hervorzuholen

Aschersleben gewinnt auch das zweite Derby der Mitteldeutschen Oberliga mit 31:27 (13:13). Staßfurt scheitert in der Offensive.

Von Björn Richter 13.02.2017, 00:01

Staßfurt l Dmitri Filippov waren die Zahlen ziemlich schnurz. „Nein, durchgerechnet haben wir noch nicht“, entgegnete der Trainer des HCA nach dem Derby in Staßfurt auf alle Fragen zur Tabellenkonstellation. So charmant Filippov auch parierte, im Handball zählen in erster Linie die Zahlen. Daher kurz die Lage des HCA nach dem 31:27-Derbysieg vom Sonnabend zusammengefasst: Gegenwärtig haben die Einestädter auf den ersten Abstiegsplatz vier Punkte Luft. Nach Minuszählern sind es sogar sechs, da der Tabellensiebte gegenüber den meisten Verfolgern noch ein Spiel in der Hinterhand hat. Ist da nicht vielleicht doch die Zeit gekommen, zum Taschenrechner zu greifen, Herr Filippov? „Nein, ob auswärts oder zuhause – wir gehen jedes Spiel an, um es zu gewinnen und wir wollen jedes Mal unsere Leistung bringen.“

Wer wollte den Gästen die mathematische Verweigerungshaltung auch verübeln? Immerhin hatten sie gerade ihre Leistung einmal mehr gebracht – und zwar in einem Spiel, auf dem nicht nur das Etikett „Derby“ klebte, sondern auch „Vier-Punkte-Spiel“. Die Bedeutung schien daher anfangs den Gastgebern ein Stück bewusster zu sein. So zog RWS-Torhüter Bilal Shagluf, der früh eine Einstellung zur Partie fand, den Gästen nach fünf Minuten gleich am Siebenmeterstrich den Zahn. Drei Treffer in Folge durch Niklas Kaiser sorgten für eine 4:2-Führung (10.), die der HCA fünf Minuten später beim 6:5 durch Jens Schmidt aber wieder umgekehrt hatte.

In einer ersten Hälfte, in der sich beide Teams annähernd gleiche Zahlen bei Fehlwürfen (8/6) und technischen Fehlern (3/3) erlaubten, waren es ohnehin die Youngster Shagluf und Kaiser, die dem Spiel ihren Stempel aufdrückten. Dazu arbeitete auch 6-0-Deckung gut. „Die Absprachen haben gepasst, auch wenn ein paar Probleme, das Eins-gegen-Eins zu verteidigen, offensichtlich waren. Aber mit dem 13:13 zur Pause konnten wir absolut zufrieden sein“, nahm RWS-Trainer Uwe Werkmeister vorweg.

Das Blatt wendete sich allerdings mit Wiederbeginn. Über die Stationen 16:14 (35.) nd 20:17 (41.) zog Aschersleben davon. Immer öfter blickten sich Enrico Lampe und Sebastian Retting, der mit acht Treffern bester Werfer des Spiels war, suchend nach den Nebenleuten um. Die Kreisläufer Oliver Jacobi und Stefan Darius waren von der defensiv ausgerichteten HCA-Deckung faktisch abgemeldet und konnten sich nur darauf beschränken, den Schirm für den Rückraum aufzuspannen. „Wir hatten im Positionsangriff große Probleme“, bekannte Werkmeister.

Der Coach rückte nun von der 6-0-Formation in der Abwehr ab. Erst bekam Ascherslebens Alexander Weber eine Manndeckung verpasst, dann operierten die Rot-Weissen mit einer 4-2-Variante. „Die Chancen stehen 50:50, wenn du die Abwehr öffnest, aber wir brauchten Ballgewinne und einfache Gegenstoßtore.“ Die Zwischenstände 15:23 (47.) und 20:24 (50.) zeigten jedoch, dass Staßfurt nicht wie erhofft ins Laufen kam. Auch weil die Gäste in der zweiten Hälfte das Torhüterduell eindeutig gewannen und Jan Stein mit zehn Paraden seine Gegenüber Shagluf und Andreas Stops (zusammen drei) klar übertrumpfte.

Ein letztes Aufbäumen in der Schlussphase blieb aus und somit sind es nun die Rot-Weissen, die in den Worten ihres Trainers in der Tabelle „mit dem Rücken zur Wand“ stehen. Während der HCA vorerst auf Zahlenspiele verzichten kann, wird es in Staßfurt also wieder Zeit, die Taschenrechner hervorzuholen.
Staßfurt: Shagluf, Stops – Kaiser (7), Kloppenburg (1), Lampe (2), Reiske (1), Darius, Retting (8/4), Jacobi (2), Frank (4), Secara, Wilke, Tiganasu, Spadt (1)
Aschersleben: Stein, Gudonis – Kommoß (1), P. Seifert (5), Straßburger, S. Berends, Kaufmann, Wartmann (5/4), Grafenhorst (5), N. Berends (7), Weber (3), Schmidt (3), F. Seifert (2)
Siebenmeter: RWS 5/4 – HCA 5/4; Zeitstrafen: RWS 3 – HCA 4