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Handball Zum Abschluss fehlt der Wille

Beim Holzlandpokal in Hermsdorf verpasste der Handball-Sachsen-Anhalt-Ligist HV Rot-Weiss Staßfurt nur knapp einen Medaillenrang.

Von Tobias Zschäpe 08.09.2020, 23:01

Hermsdorf/Staßfurt l Knapp eine Stunde und 30 Minuten dauert die Autofahrt von Staßfurt ins thüringische Hermsdorf. Diese ungewohnt weite Anreise nahmen am Sonnabend die Handballer von Rot-Weiss Staßfurt auf sich, um am Holzlandpokal von Thüringenligist SV Hermsdorf teilzunehmen. „Der Verein hatte uns bereits in der Vergangenheit eingeladen und diesmal hat es zeitlich gepasst“, erklärt Sebastian Retting, Coach der Bodestädter. Retting und Hermsdorfs Übungsleiter Mario Kühne kennen sich bereits länger und pflegen ein freundschaftliches Verhältnis, da war nur allzu verständlich, den Weg in das benachbarte Bundesland anzutreten, um sich mit teilweise unbekannten Gegnern zu messen.

Doch Staßfurts Coach hatte seine Hausaufgaben gemacht und sich über die Gegner informiert. „Apolda wird im kommenden Jahr in der Mitteldeutschen Handball-Oberliga nichts mit dem Abstieg zu tun haben. Mit Hermsdorf und der HSG Fichtelgebirge sind zudem zwei Teams dabei, die ebenso wie wir den Aufstieg anpeilen. Ich erwarte ein ausgeglichenes Turnier“, hatte Retting in der vergangenen Woche prophezeit. Und er sollte recht behalten.

Rot-Weiss Staßfurt –

HSG Fichtelgebirge 20:14

Der Auftaktgegner war mit der HSG Fichtelgebirge (Bayernliga) die einzige „Unbekannte“ im Turnier für Retting. „Wir müssen erstmal sehen, was sie uns anbieten“, hatte er vor dem Turnier gemahnt. Doch seine Mannschaft passte sich der Spielweise der Gäste aus Süddeutschland zügig an und trat im kompletten Spielverlauf dominant auf. Das Endergebnis spiegelte schließlich die Kraftverhältnisse auf der Platte eindrucksvoll wieder. Der Staßfurter Coach war mit der Leistung seiner Spieler „sehr zufrieden“.

Rot-Weiss Staßfurt –

HSV Apolda 18:20

Gleiches galt auch gegen den Turnierfavoriten aus Apolda. Insbesondere in der ersten Halbzeit hielten die Bodestädter gut mit und lagen beim Pausenpfiff sogar mit einem Zähler in Front. „Wir haben den Gegner in der Abwehr sehr gut gedeckt und mit Tempohandball immer wieder gefährlich vor das gegnerische Tor gebracht“, erinnert sich Retting. Doch in der zweiten Hälfte kam der HSV noch einmal zurück in die Partie, allerdings konnte sich keines der beiden Teams entscheidend absetzen. Die Partie blieb bis zur letzten Sekunde spannend und selbst nach der späten Apoldaer 19:18-Führung hatten die Staßfurter noch einmal die Chance auf den Ausgleich. Doch Fortuna war auf Seiten des HSV, der mit einem weiteren Tor alles klar machte. Retting war dennoch nicht unzufrieden. „Der Einsatz und Wille hat gepasst. Gegen einen so starken, höherklassigen Gegner, dem ich im kommenden Jahr einen Tabellenplatz im oberen Drittel zutraue, kann man verlieren.“

SV Hermsdorf –

Rot-Weiss Staßfurt 19:13

Weniger lobende Worte hatte er hingegen nach dem abschließenden Spiel gegen den Gastgeber übrig. Nachdem Apolda und die HSG Fichtelgebirge sich die Punkte geteilt hatten, stand der HSV als Turniersieger fest. Doch die Staßfurter konnten sich mit einem Erfolg gegen die bis dahin sieglosen Hermsdorfer den zweiten Platz sichern. Die Vorzeichen schienen nach den bisherigen Ergebnissen klar. SVH-Coach Kühne hatte die Bodestädter vor dem Turnier als Mitfavorit bezeichnet, was sich nun zu bewahrheiten schien. Doch es sollte ganz anders kommen.

Staßfurt schien den Gegner auf die leichte Schulter zu nehmen, wie auch Retting später bestätigte. „Wir haben uns vielleicht zu sicher gefühlt. Die richtige Einstellung hat gefehlt.“ Die Partie gegen den Gastgeber ging deutlich verloren, sodass dem HV Rot-Weiss nur der vierte Platz blieb. „Wir haben gegen Hermsdorf noch einmal ein paar Sachen ausprobiert und zum Beispiel mit einer 5-1-Deckung agiert. Aber das darf keine Ausrede sein“, so der RWS-Trainer. Er fühlte sich an die Partien gegen Radis oder Glinde aus den vergangenen Jahren erinnert, als seine Mannschaft gegen die vermeintlichen Außenseiter stolperte. „Wir müssen daran arbeiten, jedes Spiel so anzugehen, als wäre es das letzte“, mahnt Retting. Gleichzeitig hielt er aber auch fest, dass es „abgesehen vom letzten Duell nicht viel zu kritisieren gab. Wer die anderen Partien verfolgt hat, der hat gesehen, dass wir uns teuer verkauft haben“.

In den kommenden Wochen soll nun an den verbliebenen Baustellen gearbeitet werden, unter anderem an der Abstimmung in der Abwehr sowie bestimmten Spielzügen, die die Staßfurter neu in ihr Repertoire aufgenommen haben. Denn zum Saisonauftakt in drei Wochen soll ein Zahnrädchen ins andere greifen. „Wenn jeder immer 100 Prozent gibt, wird es für jeden Gegner schwer, uns zu schlagen“, ist Retting überzeugt.