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Volleyball Familienbetrieb beim VC 97 Staßfurt

Claudia Sämisch spielt mit Tochter Julie zusammen beim Landesoberligisten in einem Team. Beide mussten lernen, sich als Spieler zu sehen.

Von Enrico Joo 23.03.2017, 23:01

Staßfurt l Kaum einen Satz können Julie und Claudia Sämisch zu Ende bringen, weil das Gewusel im Hintergrund immer wieder zum Grüßen, kurzen Smalltalk oder einfach nur zum freundlichen Winken einlädt. Na klar, es ist ein familiäres Verhältnis, was beim VC 97 Staßfurt herrscht.

Freundlich lächelnd sitzen die beiden Volleyballerinnen vom Landesoberligisten in dem Vorraum der Sporthalle am Dr. Frank-Gymnasium in Staßfurt, während im Hintergrund der normale Trainingsalltag über die Bühne geht. Gerade hatte die Landesliga-Mannschaft ihr Training beendet, Spielerinnen in Trainingsjacken schlüpfen immer wieder ins Freie. Neue Volleyballerinnen, die aus der Landesoberliga, kommen in die Halle und machen sich fertig für ihr Training.

Und im familiären Betrieb nehmen es zwei Spielerinnen sogar sprichwörtlich. Denn Claudia Sämisch, 37 Jahre alt, und Julie Sämisch, 14 Jahre alt, sind Mutter und Tochter. Und spielen zusammen in der Landesoberliga. „Seit zwei Jahren trainieren wir schon zusammen“, erzählt Claudia Sämisch. In dieser Saison nun wurde Julie, die eigentlich in der Landesliga auf dem Feld steht, nun schon mehrmals in den Kader der Landesoberliga berufen. Mutter und Tochter standen da also gemeinsam auf dem Feld. So wird es auch am Wochenende beim Abschlussspieltag in Magdeburg sein.

Für die Mama war das am Anfang komisch, auch im Training. Volleyball, das hieß früher für sie: Ein bisschen abschalten vom Alltag, mit den Mädels Sport machen bevor sie dann zu Hause wieder Mutter war. Das gibt es nun nicht mehr. „Auch im Training bin ich manchmal die Mutti“, sagt Claudia Sämisch. Dann will sie Hinweise geben, trösten, die Tochter unterstützen. „Wenn sie einen Ball verschlägt und scheinbar so traurig guckt, habe ich natürlich Muttigefühle. Mehr als bei anderen. Aber ich sehe sie jetzt als Spielerin.“ Beide mussten lernen: Die junge Julie Sämisch muss ihre eigenen Fehler im Spiel machen und daraus lernen. Und die Trainer sind dazu da, darauf hinzuweisen. „Ich vertraue den Trainern“, sagt Julie. Die Mama nickt anerkennend. „Sie macht schon ein sehr gutes Zuspiel.“

Seit sie 15 ist, spielt Claudia Volleyball. Sie spielte schon früher in Staßfurt, dann etwa acht Jahre in Atzendorf, bevor sie vor zwei Jahren nach Staßfurt zurückkam. Julie probierte sich ganz am Anfang kurz im Handball und Tanzen aus, mit sechs Jahren stand aber fest: Volleyball soll es sein. „Ich habe sie da ein bisschen hingeschoben“, sagt Claudia grinsend. „Sie war lange die Jüngste und hat lange gekämpft.“ Doch es hat sich gelohnt. Und Julie will auch gar nichts anderes mehr machen. „Für mich ist es ein ästhetischer und eleganter Sport. Da braucht es eine Mischung aus viel Bewegung und Intelligenz.“

Spielt Julie in der Landesoberliga, dann wird sie als Libera eingesetzt, neben Claudia, der Zuspielerin. Wie das so im Spiel ist, zusammen auf dem Feld zu stehen? „Ich bekomme das kaum mit. Ich will dann nur den Ball haben“, so Julie. Und die Mama? „Ich glaube, Julie ist nicht mehr aufgeregt wegen mir.“ Auch hier hat sich die Routine durchgesetzt. Dass Julie schon in so jungen Jahren den Sprung in die Landesoberliga geschafft, freut die Mama. „Das macht mich schon stolz“, so Claudia.

Aber die Tochter merkt, dass dort schon ein anderer Wind weht. „Ich habe Respekt vor den Gegnern“, meint Julie. Technisch ist der Unterschied gar nicht groß. Aber die Erfahrung mancher Gegenspielerinnen, die kann Julie Sämisch mit 14 Jahren natürlich noch nicht haben. „Die legen den Ball gut in die Lücken“, sagt Julie, sehen also die freien Stellen im Feld. Da ist freilich Verbesserungspotenzial da für Julie. Aber das soll ja auch so sein.

Aber eigentlich ist auch Julie Zuspielerin, wie ihre Mama. In der Landesliga und der Jugend ist sie die einzige. Kann also sein, dass Mutter und Tochter irgendwann mal sogar gegeneinander konkurrieren. „Ich sehe das locker“, sagt Claudia. Eine mögliche Wachablösung in der Familie Sämisch nimmt sie gelassen. „Früher war das schlimm, wenn ich mal ausgewechselt wurde. Heute bin ich ruhiger.“ Und wenn sie für die eigene Tochter ausgewechselt wird, ist das auch in Ordnung.

Und es ist ja auch nicht so, dass Claudia bald aufhören wird. „Ab und zu habe ich ein paar Zipperlein.“ Aber sonst ist körperlich alles in geordneten Bahnen. Sie will noch ein paar Jahre spielen und hat dabei ein Vorbild. In Atzendorf hatte sie eine Mitspielerin, die 50 Jahre alt und trotzdem unverzichtbar war. Wenn der Körper mitmacht, kann sich Claudia auch das gut vorstellen. Das Mutter-Tochter-Duo Claudia und Julie Sämisch, es wird dem VC 97 Staßfurt also wohl noch eine Weile erhalten bleiben.