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Fußball Die Pusteblumen wachsen in Bertkow

In der Volksstimme-Serie "Damals war's" den Bertkower SC besucht.

Von Frank Kowar 25.05.2020, 08:00

Bertkow l In unserer Serie „Damals war’s“ geht die Volksstimme-Sportredaktion unter anderem auch auf die Suche nach Sportplätzen, die nicht mehr genutzt werden, wo kein Wettkampfbetrieb mehr stattfindet. Im sechsten Teil unserer Serie geht es um den Platz in Bertkow.

Zum Dorf gehören Kirche, Äcker, Weiden, Ställe – viele Sachen, unter anderem auch ein Sportplatz und eine Fußballmannschaft.

Das war vor einigen Jahren Usus. Durch Initiativen vieler Funktionäre haben sich auch in der östlichen Altmark über einige Jahre Fußballvereine mit doch eher knappem Personal über Wasser gehalten.

Doch durch den demografischen Wandel, durch die schrumpfenden Bevölkerungszahlen – besonders bei der Jugend – wurde es immer komplizierter, spielfähige Mannschaften in einem Wettkampfbetrieb zu melden. Teams verschwanden von der Bildfläche. Sportplätze, die mit viel Aufwand gepflegt wurden, liegen heute brach. Leider.

Die Volksstimme-Sportredaktion hat bereits einige Plätze (Weißewarte, Krusemark, Wahrenberg, Meßdorf und Heeren) besucht und beschäftigt sich in dieser Ausgabe mit dem Platz des Bertkower SC.

Der Fußballsport in Bertkow hat eine lange Tradition. Die BSG (Betriebssportgemeinschaft) Traktor Bertkow war ein Fußballverein in der ehemaligen DDR. Zunächst hieß der Verein jedoch BSG Traktor Krusemark. Er wurde jedoch in den 70er-Jahren in Traktor Bertkow umbenannt, da der Trägerbetrieb wechselte.

1971 wurde die Mannschaft Kreismeister und stieg in die Bezirksklasse auf. Sechs Jahre später übernahm Reiner Wiedemann die Mannschaft und schaffte 1979 mit Traktor Bertkow den Aufstieg in die DDR-Bezirksliga Magdeburg, der dritten Liga der DDR.

In der ersten Bezirksliga-Saison erkämpfte man einen dritten Platz. In der Saison 1980/81 rutschten die Altmärker mit Platz sieben ins Mittelfeld ab.

Den sechsten Platz erspielte sich Bertkow eine Saison später, doch ein gewisser Abwärtstrend war erkennbar.

Fortan musste das Team tief im Abstiegskampf agieren. In den beiden Folgejahren konnte man sich mit Platz 14 und 12 noch in der Klasse halten, doch schon 1985 erfolgte der Abstieg nach sechs Jahren Bezirksliga.

Nachfolgeverein des 1990 aufgelösten Klubs wurde FSG 90 Bertkow, der später umbenannt wurde in FSG Arneburg-Krusemark. Dieses Team spielte über viele Jahre erfolgreich in der Landesliga und sogar in der Verbandsliga (höchste Klasse in Sachsen-Anhalt). Es gab aber noch eine Reservemannschaft.

„Die Überlegung war damals, bleiben wir in Bertkow oder gehen wir zur FSG Arneburg/Krusemark mit, die Entscheidung fiel für Krusemark“ erinnert sich Dirk Kautz, ein ehemaliger Spieler des Vereins.

Die erste Mannschaft verließ jedoch die Region und spielte ab 1999 unter den Namen 1. FC Stendal auf dem Gelände der ehemaligen Grenztruppen. Dieser Verein löste sich dann auf und fusionierte zum 1. FC Lok Stendal, der heute im Hölzchen spielt.

Was in der Region blieb, war die zweite Mannschaft der Krusemarker, die fortan wieder als Bertkower SC antrat.

„Wir mussten damals lange kämpfen, um unseren Platz in der Kreisliga zu behalten“, erinnert sich Kautz.

Die Bertkower traten bis zur Saison 05/06 in der Kreisliga an. Das letzte Kreisliga-Spiel ging mächtig in die Hose: 0:9 bei Viktoria Uenglingen II.

Ab der Spielserie 06/07 war der Bertkower SC in der 1. Kreisklasse aktiv (Platz 14 mit 28 Punkten). Eine Saison später beendete der BSC die 1. Kreisklasse auf Rang 15 mit 12 Punkten. Wieder gab es zum Abschluss eine Niederlage – 2:3 gegen Schollene.

Danach, in der Serie 08/09, absolvierte Bertkow noch ein Jahr in der 2. Kreisklasse. Im letzten Spiel hieß es gegen Wahrenberg 1:1. Die Saison wurde mit Rang elf (15 Punkte) beendet.

Ein Jahr später tauchte der Bertkower SC in keiner Statistik mehr auf. „Es fehlten Spieler, die alten wurden immer älter und junge waren nicht da“, meinte Kautz.

Der Platz in Bertkow wurde somit über viele Jahre genutzt. Dort sind erfolgreiche Partien in verschiedenen Klassen über die Bühne gegangen. Sogar der Hallesche FC war dort zu Gast.

Am 12. Mai 2017 wurde der Zusammenschluss vom TSV Hindenburg und vom Bertkower SC beschlossen. Der daraus entstandene Verein heißt heute TSV Hindenburg-Bertkow.

Den Platz in Bertkow hat zwischendurch nur noch der SV Rot-Weiß Arneburg genutzt, als die Anlage in der Elbestadt „renoviert“ wurde.

Heute stehen auf dem Platz in Bertkow keine Großfeldtore mehr, nur noch zwei Kleinfeldtore. Die Auswechselkabinen sind noch zu sehen und der Verkaufskiosk.

Auf dem Platz wachsen die Pusteblumen, er ist verwildert. Wettkampfsport auf dieser, man kann es schon fast sagen historischen, Stätte, ist nicht mehr möglich.

„Das ist natürlich alles sehr schade“, meint Kautz abschließend.