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Fußball Im Gespräch mit Ex-Loktrainer Daniel Fest

In einer schwierigen Phase hat Daniel Fest die Oberligamannschaft des 1. FC Lok Stendal als verantwortlicher Trainer übernommen.

Von Frank Kowar 28.11.2018, 00:01

Stendal l Stendal hatte zu dem Zeitpunkt nach fünf Spielen noch keinen Punkt. Jetzt hat Lok elf Punkte und wieder Tuchfühlung zu den Nichtabstiegsplätzen.

In der Vorwoche wurde am Freitag bei der Mitgliederversammlung mit Jörn Schulz dennoch ein neuer Trainer präsentiert.

Daniel Fest coachte das Team am Sonnabend noch einmal in Malchow, gewann dort das dritte Spiel in Folge, zog aber aus der Situation seine Konsequenzen und nahm danach seinen Hut. Volksstimme sprach darüber mit dem 45-Jährigen.

Volksstimme: Herr Fest, was hat Ihnen die Zeit als Trainer gegeben?

Daniel Fest: Ich habe vieles Neues kennengelernt und viele Erfahrungen gesammelt, die ich jetzt mitnehme. Ich bin dem Verein und der Mannschaft dankbar, dass ich Trainer bei Lok sein durfte.

Wenn vor drei Wochen nach der Niederlagenserie Ihnen gesagt worden wäre, es kommt ein neuer Trainer, hätten Sie es da verstanden?

Ich verstehe auch jetzt die Entscheidung und respektiere sie. Es wäre zu diesem Zeitpunkt sicher nachvollziehbarer gewesen. Aber im Ergebnis trifft das überhaupt nicht den Kern der Entscheidung. Das hängt nicht mit Niederlagen- oder Erfolgsserien zusammen.

Das hängt damit nicht zusammen?

Das kann ich mir nicht vorstellen. Der Verein hat sich für diesen jetzigen Weg entschieden.

Warum haben Sie nach dem Malchow-Spiel sofort aufgehört?

Es lag einfach an der Kommunikation und wie man die Dinge präsentiert. Das war für mich der ausschlaggebende Grund. Wenn es der Verein geschafft hätte, die Dinge anders darzustellen und anders zu kommunizieren, dann hätte es auch andere Entscheidungen geben können.

Was meinen Sie damit konkret?

Es gab sicherlich eine Phase, wo wir viele Spiele verloren haben. Das war aber auch einer gewissen Personalsituation geschuldet. Das darf man niemals vergessen. Das wurde nie so richtig berücksichtigt. Ich habe zu diesem Zeitpunkt die Mannschaft dennoch am Leben gehalten. Wenn ich alle Spiele verloren hätte, wären die Entscheidung wie sie jetzt gefallen ist nachzuvollziehen. Ich glaube aber, ich habe dennoch den Verein zuletzt mit den guten Ergebnissen etwas überrascht. Deshalb war es dann schwer, aus dieser Nummer herauszukommen.

Wie haben Sie es aufgenommen, dass ein neuer Trainer kommt?

Eigentlich wurde mir immer wieder Rückendeckung vom Verein gegeben. Deshalb ist es dann umso überraschender, wenn man mir sagt, es kommt ein neuer Trainer. Es ging vor dem Lichtenberg-Spiel (0:5-Niederlage am 5. November, Anm. d. Red.) los. Ein Tag vorher wird mir gesagt, wir unterhalten uns doch noch einmal mit einem neuen Trainer.

Darüber waren Sie sauer, oder?

 

Das war dann natürlich keine Rückendeckung mehr. Das war einen Tag vor dem Spiel gegen den Tabellenführer schon sehr unglücklich. Da muss man sich schon die Frage stellen, mit welcher Motivation fährt man zu so einem Spiel? Dass man dann nach Lichtenberg nur mit 13 Spielern und einem Trainer hinfährt, hat natürlich ins Bild gepasst. Das hat die Entscheidung dann weiterzumachen natürlich nicht leichter gemacht.

Sie haben sich dann dennoch dafür entschieden.

Ich habe mir gesagt, das ist nicht Sinn der Sache. Das hat die Mannschaft nicht verdient, denn es war ja noch kein neuer Trainer da. Letztendlich war es auch nicht Teil der Absprache. Unsere Absprache war: Ich bin so lange Trainer, wie die Mannschaft einen Trainer braucht. Und wenn was Neues entschieden wird, dann entscheide ich auch neu.

Das ist jetzt so gewesen?

Ja. Es ist jetzt ein neuer Trainer da und ich konnte meine Entscheidung treffen.

Warum machen Sie nicht als Co-Trainer weiter?

Es gab grundsätzlich keine Absprache, dass ich als Co-Trainer weitermache. Es wurde mir nicht gesagt, wie das laufen soll. Mir wurde gesagt, wir sollen das im Team machen. Eine konkrete Situation Trainer und Co-Trainer wurde mir gegenüber überhaupt nicht kommuniziert. Ich bin aber auch nicht bescheuert. Ich weiß schon, wenn Jörn Schulz kommt, dass er dann nicht als dritte Hand kommt. Mir wurde vieles angeboten, sogar ein Posten als Sportvorstand oder als Nachwuchstrainer. Wenn ich aber die Art der Kommunikation betrachte und wie mit der Situation umgegangen wurde, finde ich das alles sehr schade, da kann ich mich wenig motivieren, um mich im Verein weiter aufzureiben und so einzubringen, wie ich es bisher gemacht habe.

Was waren noch die Gründe, um bei Lok aufzuhören?

 

Es wird auch oft vergessen, was alles dranhängt. Man hat neben dem Vollzeitjob noch einen Vollzeitjob. Man vernachlässigt seine Familie. Wenn ich dann lese, man wollte einen Trainer mit lokalem Charakter, da muss ich mich schon sehr wundern.

Warum betreuen Sie Lok nicht noch die letzten beiden Spiele, die wichtig sind, im Jahr 2018?

War der Zeitpunkt einen neuen Trainer zu präsentieren der richtige, ich glaube es nicht. Das wird vor einem der wichtigsten Spiele, das in Malchow, bekannt gegeben. Es ging nicht um sportliche Belange, sondern Dinge zum passenden Zeitpunkt zu präsentieren. Wenn man es in der Winterpause verkündet hätte, hätte ich auch noch die zwei Spiele gemacht.

Wie verlief der Abschied mit der Mannschaft?

Ich hab es ja direkt nach dem Spiel in Malchow bekannt gegeben. Die Mannschaft wollte, dass ich in der Kabine noch einmal sage, wie sich jetzt alles darstellt. Eine Verabschiedung gab es dann im Hölzchen.

Was werden Sie künftig machen?

Ich bin ja noch beim DFB Regionaltrainer. Diese Aufgabe werde ich weiter wahrnehmen. Dennoch werde ich jetzt ruhiger treten, vor dem Sommer werde ich wohl nichts Neues machen. Darüber habe ich mir jetzt aber noch keine Gedanken gemacht. Mein Fußballweg wird aber definitiv weitergehen. Dass ich bei Lok weitermache, war vielleicht auch nicht mehr gewollt.

Welcher Spieler hat unter Ihnen als Trainer den größten Fortschritt gemacht? Vielleicht Maurice Schmidt?

Das sehe ich auch so. Er hat zwar unter Sven Körner schon gespielt, aber er hat sich jetzt natürlich absolut etabliert und hat in den letzten drei Spielen dreimal getroffen und weitere Tore vorbereitet. Mit 18 Jahren. Ich sehe aber noch weitere junge Spieler, die von meiner Trainerzeit profitiert und jetzt mehr Spielzeit haben. Ich denke da besonders an Simon Balliet. Aber auch Martin Gödecke, ein Führungsspieler bis zu seiner Verletzung, und Sebastian Hey in der Innenverteidigung jetzt kaum noch wegzudenken, haben sich sehr gut entwickelt.

Auf seiner Facebook Seite bedankt sich der 1. FC Lok Stendal noch einmal beim scheidenden Trainer: „Der 1. FC Lok Stendal bedankt sich aufrichtig bei Daniel Fest für seine tolle und hervorragende Arbeit für unseren Verein. Danke an einen integer und selbstlosen Fußballfachmann.