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Fußball Starke Serie endet mit Streik

Die letzten drei Jahrzehnte des Lok-Fußballs waren von Höhepunkten, aber auch Skandalen geprägt. Heute Teil VII.

Von Wolfgang Seibicke 19.07.2017, 01:01

Stendal l Nach dem mit einer Insolvenz im Jahr 2000 verbundenen Abstieg aus der Regionalliga spielten die Kicker des FSV Lok Altmark Stendal in der Fußballsaison 2000/2001 in der Oberliga-Nordstaffel des Nordostdeutschen Fußballverbandes (NOFV).

Bereits während der Vorserie hatte Wolfgang Sandhowe die altmärkische Mannschaft als Trainer übernommen. Ihm gelang es zusammen mit Co-Trainer Hartmut Sommer, den im Wesentlichen neu zusammen gestellten Kader zu einer sehr gut funktionierenden Einheit zu formen. Das Team spielte bisweilen richtig schönen Fußball.

Am Ende der Saison belegte die Stendaler Mannschaft Rang fünf des Klassements

Meister der Nordstaffel wurde mit 85 Punkten der Berliner FC Dynamo, gegen den die Altmärker in den Direktduellen daheim 1:1 spielten beziehungsweise in der ersten Halbserie auswärts gar 1:0 gewannen. Für die Berliner galt es, nach dem Staffelsieg gegen den Ersten der NOFV-Südstaffel zu bestehen. Das war die Mannschaft des 1. FC Magdeburg, die die Relegation in die Regionalliga gegen die Hauptstädter gewann (0:0, 5:2) und aufstieg.

Absteiger aus der Oberliga Nord waren in der genannten Serie Schwarz-Rot Neustadt, Croatia Berlin und Anker Wismar.

Stendals Lok-Mannschaft war in jener Saison eine „Tormaschine“, erreichte als abschließender Rangfünfter des Klassements ein Trefferverhältnis von 88:44. Das war schon eine absolut starke Leistung.

Eine Besonderheit im Kader war, dass der in der Winterpause gekommene Bulgare Rusi Petkov den Kasten der Altmärker in der zweiten Halbserie an Stelle von Kevin Nethe hütete.

Die besten Torschützen der Mannschaft waren Daniel Stingl (21 Treffer), Ivelin Spasov (15) und Henry Berg (10). Der Zuschauerschnitt am Hölzchen lag bei immer noch starken 692,5 Besuchern. Zwei Gelb-Rote Karten (beide für Kemo Ceesay), einmal Gelb-Rot und Rot für Thomas Lässig sowie einmal glatt Rot für Okuele Dzokou-Ombola fingen sich die Altmärker in jener Saison ein.

Ein weiterer, allerdings richtig großer Makel war am Ende der Serie noch für die Altmärker zu registrieren. Es gab einen Spielerstreik. Etwas, was im Lok-Fußball bis dato noch nie stattgefunden hatte.

Die Mannschaft trat zum am 20. Mai 2001 angesetzten Auswärtsspiel beim Eisenhüttenstädter FC nicht an. Grund waren ausstehende finanzielle Entschädigungen. „Das war mehrfach so in diesen drei dennoch sehr interessanten und auch mich prägenden Oberligajahren bis 2003“, weiß Martin Ritzmann noch gut. Der heutige Lok-Cotrainer hatte von 1962 bis 1972 aktiv im Lok-Jugendbereich gespielt und war ab 1992 fast durchgängig als Trainer/Betreuer am Hölzchen aktiv.

Zum letzten Serienmatch am 28. Mai 2001 daheim gegen Schönberg wurde das Team vom ehemaligen Stendaler DDR-Oberligaspieler Peter Güssau betreut. Von den etablierten Spielern jener Serie waren lediglich Ivelin Spasov, Thomas Feibig, Timo Lesch und Rusi Petkov dabei. Dafür sprangen Lok-Youngster (zum Beispiel Roggenthin, Rose, Kik, Himmstedt, Stolle, Haupt, Klose, Roggelin, Schwalm) in die Bresche.

Der „Rest“ des Spielerstamms sah dem Geschehen von der Nord-Westkurve des Stadions aus zu und wurde von aufgebrachten Stendaler Fans mit Pfennigen beworfen. Das Match endete 0:2 aus Sicht der Gastgeber.

Danach trennten sich (vorerst) die Wege von Trainer Sandhowe (ging zu Carl Zeiss Jena) und Lok Stendal. Martin Ritzmann aber sollte in der Folge, und das schon in den verbleibenden zwei Oberligajahren, noch eine bedeutende Rolle spielen.