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Kraftsport Peter Wunsch macht sich Sorgen

Der Griebener Peter Wunsch hat vor Jahrzehnten den Kraftsport in unserer Region eingeführt.

Von Wolfgang Seibicke 19.01.2019, 05:00

Stendal l Die Sportart hat sich inzwischen etabliert. Wie Wunsch findet, gibt es auch Schattenseiten.

Peter Wunsch war in Kindes- wie Jugendzeiten bereits sehr sportinteressiert. Darüber hinaus hatte er Talent, und zwar auf mehreren Gebieten, zum Beispiel im Fußball, in der Leichtathletik und im Ringen. Gleich dreimal wurde Wunsch in der Kampfsportart im Jugendalter Bezirksmeister und nahm auch 1970 an der DDR-Spartakiade teil.

Er ist bis heute ein vor Kraft strotzender Mensch. Das bewies er bereits in seiner Armeezeit. Im Jahr 1972 wurde er zweitstärkster Mann der Nationalen Volksarmee. In jener Zeit wurde Wunschs Interesse am Kraftsport geweckt.

In seinem Heimatdorf gründete er im Jahr 1976 in der BSG Traktor die Sektion Kraftsport. Von Beginn an entwickelte sich die Sportart, international Powerlifting genannt, in der südöstlichen Altmark prächtig.

Oft bekamen er und seine wachsende Mitstreiterzahl Besuch aus anderen Städten und Gemeinden. Man wollte von den Griebener Erfahrungen einiges mit nach Hause mitnehmen. „Ich war der, der den Kraftsport in der Altmark etabliert hat“ sagt er nicht ohne Stolz. Wunsch war nicht nur aktiver Kraftsportler (von 1972 bis 1992), sondern auch Sektionsleiter, Betreuer, Trainer.

Seine Sportart entwickelte sich in der DDR sehr gut. Das kann der Griebener sehr genau beweisen, denn er kann die Geschichte des hiesigen Kraftsports auf der Basis einer riesigen Dokumentensammlung von Beginn an nachvollziehbar machen.

So gab es in der Blütezeit dieses Sports, der in den Struktur dem Gewichtheben angegliedert war, zum Beispiel 246 Wettkampfmannschaften auf vier verschiedenen Leistungsebenen: 1. Oberliga, 2. DDR Liga, 3. Ligen Nord, Mitte, Süd, 4. Bezirksligen. Dabei wurde in drei Disziplinen um Kilos beziehungsweise Punkte gekämpft: Bankdrücken, Kniebeugen und Bewertung des athletischen Gesamteindrucks.

Letzteres dürfte erheblich mitbewirkt haben, dass die Meisterschaftswettkämpfe oft sehr gut besucht waren. „In unserer Griebener Halle gab es 240 Sitzplätte. Die waren meistens voll besetzt. Dazu kamen weitere Zuschauer, die sich die Wettkämpfe stehend ansahen“, berichtet Peter Wunsch.

Griebens Junioren stellten 1985 einen Meisterschafts-Bestwert (297 Punkte) auf, der nie wieder erreicht wurde. Grieben mischte in der Oberliga mit. Die Männer wurden 1990 letzter DDR-Meister.

Damit war Kraftsport in Grieben aber noch lange nicht am Ende. Noch heute beteiligen sich die Altmärker aus Grieben als Team unter dem Dach des Bundesverbandes Deutscher Kraftdreikämpfer im Land Sachsen-Anhalt an Meisterschaftswettkämpfen.

Was Wunsch ausgesprochen ärgert, ist die Tatsache, dass neben dem offiziellen etliche weitere Verbände Wettkämpfe, bei denen keine Dopingkontrollen vorgenommen werden, bis hin zu eigenen Weltmeisterschaften veranstalten.

Dazu verleiten ausufernde Kategorien geradezu zu einem Run auf Titel. „Bei den Männern gibt es da zum Beispiel 11 Gewichtsklassen und 13 Altersklassen, bei den Frauen 9 bzw. 13. Wenn, wie üblich, sechs Wettbewerbe jährlich veranstaltet werden, dann ist die Möglichkeit, dass man Weltmeister wird, natürlich sehr groß“, so Wunsch. Beispiele (WM 2018) hat er angeführt:

Bankdrücken: EQ, 60 Starter: 40 x Gold, 13 Silber, 6 Bronze, 1 Vierter

Bankdrücken: RAW, 74 Starter: 52 Gold, 15 Silber, 6 Bronze, 1 Vierter

Kreuzeben: EQ, 34 Starter: 31 Gold, 3 Silber

Powerlifting: RAW, 134 Starter: 60 Gold, 33 Silber, 12 Bronze, 9 Vierte, 7 Fünfte, 2 Sechste, 1 Siebenter

„Wenn ich bedenke, welche Anstrengungen zum Beispiel Schwimmer, Turner oder Leichtathleten unternehmen müssen, um Meister zu werden, dann ist das natürlich ein Vergleich, der sehr zu denken gibt“, so Peter Wunsch.